Mönchengladbach Geld für Rheydt ist noch nicht durch

Mönchengladbach · Der Landtagsabgeordnete Hans-Willi Körfges (SPD) erklärt, was die Stadt von der neuen Landesregierung zu erwarten hat: Keine L 19, kein Eiserner Rhein auf Gladbacher Gebiet und erst mal keine Gemeinschaftsschule. Ob und wie viel Geld nach Rheydt fließt, ist noch nicht geklärt.

 Was Mönchengladbach laut Hans-Willi Körfges von der neuen Landesregierung zu erwarten hat? Keine L 19, kein Eiserner Rhein auf Gladbacher Gebiet und erst mal keine Gemeinschaftsschule.

Was Mönchengladbach laut Hans-Willi Körfges von der neuen Landesregierung zu erwarten hat? Keine L 19, kein Eiserner Rhein auf Gladbacher Gebiet und erst mal keine Gemeinschaftsschule.

Foto: Detlef Ilgner

Herr Körfges, mit welchen der vielen Fragen, die für Mönchengladbach wichtig sind, wollen Sie als erstes beim zuständigen Minister oder Staatssekretär vorstellig werden?

Hans-Willi Körfges Das geht nicht nacheinander, sondern parallel. Ich habe mich nach meinem Urlaub kopfüber in die Arbeit gestürzt. Denn Sie haben Recht: Es gibt für Mönchengladbach jetzt viel Entscheidendes zu regeln.

Zum Beispiel die Ost-Umgehung. Ist sicher, dass es keine L 19 gibt?

Körfges Ja, das ist sicher — und das ist gut so. Denn alle vier Varianten tun vor allem eines: Sie verlagern das Problem an eine andere Stelle und kosten sehr viel Geld.

Bleibt alles, wie es ist?

Körfges Ich bin der Überzeugung, dass an der Stelle etwas passieren muss. Denn die Anwohner von Ruckes sind wirklich in unzumutbarer Weise belastet. Darum plädiere ich für eine Ortsumgehung um Ruckes.

Das ist aber dann doch keine überörtliche Straße, was bedeutet, dass das Land kein Geld gibt.

Körfges Das kann man auch anders sehen. Ich würde gerne den Staatssekretär Horst Becker, den ich bestens kenne, darauf aufmerksam machen, dass das Land eine viel bessere Lösung mit viel weniger Geld erreichen kann.

Dass das eine bessere Lösung ist, finden die Anwohner vom Eiger aber nicht.

Körfges Egal welche Lösung es wird, wir werden sie mit den Bürgern ausgiebig diskutieren. Wo immer man an dieser Stelle eine neue Straße baut, stört das auch jemanden. Also müssen wir die Lösung finden, die den größten Nutzen bringt und gleichzeitig Schaden für möglichst wenige.

Im Koalitionsvertrag steht, dass gar keine neuen Straßen gebaut werden. Bleibt die Zeche am Ende an der Stadt hängen?

Körfges Die Stadt hat dazu die Mittel nicht. Das ist völlig klar.

Kann es also sein, dass alles bleibt, wie es ist.

Körfges Das kann ich nicht ausschließen. Ich kann mich nicht hinstellen und etwas versprechen, was nicht durch ist. Aber ich bin optimistisch.

Gilt das auch für den Eisernen Rhein? Die neue Landesregierung hätte ihn gern.

Körfges Da kann ich eines versprechen: Die historische Trasse mitten durch die Stadt wird es nicht.

Und was ist mit der Route entlang der A 52?

Körfges Fragen Sie dazu mal die Krefelder. Die will dort quer durch alle Fraktionen nun wirklich niemand.

Ich frage aber Sie.

Körfges Ich will die auch nicht, weil sie eine Menge Menschen in Mönchengladbach betreffen würde.

Bleibt nur noch die Variante entlang der A 40. Die ist aber unrealistisch teuer und wird im starken Ruhrgebiet abgelehnt.

Körfges Meiner Überzeugung nach wäre sie die gerechteste Trasse. Denn das Ruhrgebiet profitiert über den Duisburger Hafen auch am meisten von der Verbindung. Daher ist es auch legitim, dass die Region mehr Belastung trägt als andere. Der Nutzen für den Niederrhein liegt ja in erster Linie darin, dass Lastwagen von den Straßen verschwinden.

Fließt aus Düsseldorf denn auch Geld nach Rheydt für die Sanierung des Pahlkebads und die Umgestaltung des Marktplatzes?

Körfges Auch das ist eines der Themen, um das ich mich gerade mit Hochdruck kümmere. Manche Meldung, das sei alles in trockenen Tüchern, war wohl doch etwas verfrüht.

Kann denn da jetzt noch was schief gehen?

Körfges So lange die endgültigen Entscheidungen nicht gefallen sind, kann theoretisch immer etwas schief gehen. Fest steht: Das ist eine der größten Baustellen, die die Stadt offen hat. In Rheydt muss etwas passieren. Und es wird auch etwas passieren.

Bekommt Mönchengladbach eine Gemeinschaftsschule?

Körfges Sicher nicht heute oder morgen. Im ersten Schritt werden diese Schulen in ländlichen Regionen gegründet werden, wo übrigens auch Kommunen mit CDU-Mehrheiten sie wünschen, um die Vielfalt im Angebot zu erhalten. Es ist aber sicher mittelfristig auch richtig, wenn sich Großstädte wie Mönchengladbach darüber Gedanken machen.

Graust es Sie als Finanzpolitiker nicht, wenn Ihre Landesregierung für eine derart drastische Neuverschuldung sorgt?

Körfges Erst mal graust es mich, was uns die Vorgänger hinterlassen haben. Wir sind noch dabei, in den einzelnen Ressorts gründlich Kassensturz zu machen. Da wurde offenbar manches Problem mit Blick auf die Wahl künstlich klein gerechnet.

Oben drauf wollen Sie aber weitere Schulden satteln. Für die Kommunen...

Körfges ... die dann endlich das bekommen, was ihnen seit Jahren versprochen wird.

Für neue Lehrer...

Körfges ... die dringend gebraucht werden.

Gebraucht? Warum stehen dann die ganzen Referendare auf der Straße?

Körfges Das wüsste ich auch gern. Von einer Lehrerschwemme muss sich nun wirklich niemand fürchten. An den Berufsschulen beispielsweise ist der Mangel katastrophal.

Sie wollen regenerative Ideen fördern. Heißt das, dass eine Biogasanlage gut für die Stadt ist?

Körfges Selbstverständlich. Das ist aber auch Konsens quer durch die Fraktionen im Land. Nur wo genau die gebaut wird, ist Sache der Kommune. Da mischt sich das Land nicht ein.

Sie haben im Koalitionsvertrag lange über Flughäfen geredet.

Körfges Sogar sehr lange. Das war einer der schwierigsten Punkte.

Ging es dabei auch um Mönchengladbach?

Körfges Nein. Es ging vor allem um das Nachtflugverbot für Köln/Bonn und Düsseldorf.

Das aber Folgen für Mönchengladbach haben könnte.

Körfges Darüber will ich nicht spekulieren. Ich freue mich sehr, dass sich Düsseldorf weiter am Mönchengladbacher Flughafen beteiligt. Und natürlich können daraus Optionen erwachsen. Aber im Moment geht es doch vor allem darum, den Status Quo zu erhalten.

Ist Minderheitsregierung eigentlich anstrengend?

Körfges Also für einen Vollblutparlamentarier ist das nicht anstrengend, sondern einfach nur spannend. Wir werden uns von früheren Reflexen verabschieden müssen. Zum Beispiel von dem, Anträgen der Opposition prinzipiell nicht zuzustimmen. Es ist bisher übrigens auch deutlich weniger anstrengend, als die letzte rot-grüne Landesregierung, die ich auch schon miterlebt habe. Der Respekt ist größer, die Gemeinsamkeiten auch.

Würden Sie viel Geld darauf setzen, dass die Regierung fünf Jahre hält?

Körfges Mit jedem neuen Polit-Barometer werden es ein paar Euro mehr. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Opposition gerade gerne erneut dem Votum der Wähler stellen möchte. Nach den Haushaltsberatungen wissen wir mehr. Das ist der echte Härtetest dafür, ob das Modell auf Dauer funktioniert.

Ralf Jüngermann führte das Gespräch.

(RP)
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