Mönchengladbach Gegenwind für den Gardisten

Mönchengladbach · Ein Ostfriese erlebt seinen ersten Gladbacher Karneval. Nun wagte sich Meyel Löning für einen Tag in eine Gardenuniform. Ein Schritt, der zu früh kommt – Hofmarschall Heinz Kleef schimpft ausgerechnet in seiner letzten Session, und Prinzessin Niersia Monika lacht sich kaputt.

Ein Ostfriese erlebt seinen ersten Gladbacher Karneval. Nun wagte sich Meyel Löning für einen Tag in eine Gardenuniform. Ein Schritt, der zu früh kommt — Hofmarschall Heinz Kleef schimpft ausgerechnet in seiner letzten Session, und Prinzessin Niersia Monika lacht sich kaputt.

Im Hause des Prinzenpaares stoße ich an meine Grenzen. Heute will ich Gardist sein. Doch schon beim Aufsetzen des Schiffchens, dem Hut eines Gardisten, erleide ich Schiffbruch. "Du meine Güte", sagt Hofmarschall Heinz Kleef. Prinzessin Niersia Monika lacht sich kaputt. Wie so oft, wenn sie mich an diesem Tag sieht. Es ist die erste steife Brise, die mir im Rheinland entgegen weht — reichlich Gegenwind vom Gladbacher Karnevals-Adel. Der Charme des unbeholfenen Ostfriesen zieht nicht mehr. Ich denke mir: Meyel, das hier ist jetzt (zumindest optisch) der ernste Karneval. Reiß dich zusammen.

Einmarsch mit dem Prinzenpaar

Der einzige, der zu mir hält, ist der Papagei des Prinzenpaars. Der schweigt nämlich. Ein faires Verhalten des prominentesten Karnevalstieres der Session. Eine Plastik-Version von ihm ziert nämlich das Zepter (Entschuldigung, liebe Prinzessin, dass ich dreimal 'Stab' dazu gesagt habe) des Prinzen. Der hat seine Hose gerade angezogen — in drei Minuten. Ich ziehe den Kummerbund an, der mir wirklich Kummer bereitet. Prinz Guido I. hätte in der Zeit dreimal seine berühmte weiße Hose an- und ausziehen können.

Und die Farce geht weiter: Weil Prinzengarden-Präsident Dieter Beines mir als Hosenknigge nur ein knappes "schwarz" mit auf den Weg gab, komme ich in einer (neuen) schwarzen Baumwollhose. "Stoff" wäre richtig gewesen. Die ganzen Fehler zermürben. Ich hab' mir echt Mühe gegeben. Und nun? Nur Klagen und Gelächter. Trotzdem darf ich bleiben und das Prinzenpaar als Gardist einen Tag lang begleiten, auf sechs von über 350 Terminen, die die beiden in dieser Session stemmen.

Nach Einmärschen in zwei Real-Märkte zum Aufwärmen wird es am Abend ernst. Auf der Damensitzung von Rot-Weiß Okerke klatschen wir Gardisten uns beim Gang durch den jecken Spalier mit den Gästen ab — wie Sportprofis nach einem Spiel mit den Fans. Da habe ich als Kind von geträumt. Nur die weißen Handschuhe stören. Aber wie sagte Dieter Beines, der zurzeit sein 33-jähriges Amtsjubiläum feiert, so schön: "Wir arbeiten ja, da brauchen wir Handschuhe."

Und wir halten uns dem Motto getreu fit. Gemeinsam mit dem Prinzenpaar wird mit einer flotten Choreographie "Mach mit, Karneval hält fit" gesungen. Der Großteil der Gardisten bleibt auf der Sitzung, ich begleite den Hofstaat und das Prinzenpaar auch zum sechsten Auftritt des Tages bei Dr. Peter Backes. Dort stehe ich mit allen Karnevalsgrößen um MGV-Chef Bernd Gothe ganz vorne. Danach heißt es Abschied nehmen — und Bilanz ziehen.

Alle sagen, ich hätte mich gut geschlagen. Prinzessin Niersia Monika, Prinz Guido I. und sogar Heinz Kleef, der am Ende der Session sein Amt als Hofmarschall aufgeben wird. Ihn wollte ich nicht enttäuschen. Ich habe mich zusammen gerissen. Ich habe auch den offiziellen Karneval gemeistert.

(RP)
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