Mönchengladbach Gefeiert wird auch ohne Urkunde

Mönchengladbach · Mönchengladbachs älteste Bruderschaft St. Sebastianus und St. Vitus Obergeburth Waldhausen feiert Schützenfest mit vielen Gästen - und Marathon-Läufern, die an den paradierenden Schützen vorbei mussten.

 Bei der Parade in Waldhausen waren Schützen aus dem Stadtteil sowie aus Windberg und Venn dabei.

Bei der Parade in Waldhausen waren Schützen aus dem Stadtteil sowie aus Windberg und Venn dabei.

Foto: Isabella Raupold

"Seit 1914 findet der Empfang der Bruderschaften im Rathaus in Waldhausen statt", sagt Bezirksvorsteher Herbert Pauls. "Das ist eine sehr lange Tradition." Für viel Gelächter unter den Schützenbrüdern sorgte Pauls mit seiner komödiantischen Einlage: Die Schützen zum Empfang der Stadt Mönchengladbach gelockt zu haben, sei nur ein Vorwand gewesen. Man wolle herausfinden, wer die Nacktschnecke aus dem Vatikan, die auf der Nicodemstraße gefunden wurde, getötet habe. Sie trug die Urkunde der ältesten Bruderschaft Mönchengladbachs bei sich. Alle Bierflaschen wolle man einsammeln, um diesen DNA-Spuren zu entnehmen. Der Witz, der dahintersteckt: Auch wenn die Bruderschaft St. Sebastianus und St. Vitus Obergeburth Waldhausen die älteste Bruderschaft Mönchengladbachs ist, ist sie dennoch nicht in Besitz einer Gründungsurkunde oder einer offiziellen amtlichen Bestätigung. Lediglich eine Plakette mit der Jahreszahl 1279 liege noch vor.

Insgesamt zählt die Bruderschaft 160 Schützen - 100 davon sind aktive Schützen. Doch am Samstag waren es weitaus mehr brauchtumsbegeisterte Menschen, die bei der großen Parade zu Ehren des Königs Frank Deuß und dessen Ministern Thomas Klein und Detlev Robens durch die Straßen Waldhausens zogen: 200 Schützen aus Venn und Windberg kamen dazu, um mit der St. Sebastianus und St. Vitus Obergeburth Waldhausen Brauchtum zu feiern. "Wir sind über die Jahre alle zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen", sagt Schützenbruder Rainer Brunken. Auch Mitglieder der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach feierten mit. "Am Samstag waren wir ein bunt gemischter Haufen", sagt Brunken. "Das Zelt war jedenfalls rappelvoll."

Auch Ehrungen und Auszeichnungen gab es beim großen Königsball am Kirmesfreitag: Eine Ehrung für die jahrelange Treue zur Bruderschaft erhielten Hans-Dieter Janzen, Karl-Gerd Heinrichs, Michael Schlecht-Helbig, Werner Hintzen und Michael Groth. Der hohe Bruderschaftsorden wurde an Schütze Jochen Foerster verliehen. Feierlich überreicht wurde das silberne Verdienstkreuz an Rainer Bäsch, Michael Böker und Franz-Josef Urbals.

Am Sonntagmittag fand noch der Große Zapfenstreich im Festzelt statt, anschließend wurde der Klompenball mit der Band "Die Kleinenbroicher" gefeiert. Heute, am letzten Tag des Waldhausener Schützenfestes, trifft sich die Bruderschaft noch zum Frühschoppen mit Kirmesrückblick.

In diesem Jahr mussten die Schützenbrüder sich übrigens mit besonderen Gegebenheiten arrangieren: Nachdem das Pfarrheim aufgrund von Umbauarbeiten schon nicht zur Verfügung stand, fiel auch noch der Santander-Marathon auf den Kirmessonntag, und die Strecke führte durch Waldhausen. Die Schützen wurden in ihren Wegen eingeschränkt und mussten ein wenig umdenken. Nach dem ersten Schreck konnte sich die Bruderschaft aber schnell wieder entspannen: "Der Vorstand konnte sich vorab in Gesprächen mit dem Ordnungsamt gut einigen, so dass nun alles glatt laufen konnte", sagt Vizepräsident Dirk Meisen.

(sikr)
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