Doch da machten die Fußballer aus dem kleinen Nachbarland ihm und ganz Deutschland einen Strich durch die Rechnung. Im Halbfinale warfen sie den Gastgeber raus.

Und auch bei dem Spiel war Hartmann im Stadion. "Vor der EM hatte ich mich beim Verkehrsverein Mönchengladbach, bei dem man nach langem Anstehen Eintrittskarten für alle Spiele kaufen konnte, mit Tickets eingedeckt." Mit drei Freunden ging es in der Vorrunde zu den Spielen nach Düsseldorf (Italien), Gelsenkirchen (Dänemark) und München (Spanien). "Eine große Party gab es während des Turniers nicht", sagt Hartmann. "Es war eher beschaulich."

Weniger beschaulich war das Halbfinale am 21. Juni 1988 in Hamburg. "Wir sind zu viert mit einem Wagen hoch", erinnert sich Hartmann. Das Geschehen auf dem Platz verfolgte er von einem Stehplatz aus. "Das Spiel stand auf Messers Schneide." Und wurde eine Minute vor dem Abpfiff von Superstar Marco van Basten entschieden. Deutschland unterlag 1:2 und flog raus, und mit dem Trikot seines Gegners Olaf Thon putzte sich der Niederländer Ronald Koeman vor der Tribüne den Hintern ab. Vier Tage später fuhr Hartmann dennoch nach München, um zu sehen, wie "das Team, das den schönsten Fußball spielte, verdient den Titel gewann".

Noch in Hamburg folgte auf den Frust nach ein paar Bierchen die Zuversicht. "Ich nahm mir vor, bei der WM zwei Jahre später bei allen Spielen in Italien dabei zu sein und somit zu sehen, wie Deutschland Weltmeister wird", sagt Willi Hartmann. Er sollte Recht behalten.

Serie Zum 60. Geburtstag schildern Gladbacher ihre Erlebnisse aus 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland.