Mönchengladbach Garzweiler II: Bürger können Stadt online unterstützen

Mönchengladbach · Die Leitentscheidung zur Verkleinerung des Tagebau-Gebietes war Hauptthema bei einer Informationsveranstaltung in Wickrath.

Peter Feron fand klare Worte. "Wir begrüßen die Entscheidung der Landesregierung, den Tagebau Garzweiler II zu verkleinern. Jedoch sehen wir die Interessen der Stadt Mönchengladbach nicht ausreichend berücksichtigt", sagte der CDU-Politiker, der als Mitglied im Braunkohleausschuss zu einer Informationsveranstaltung nach Wickrath eingeladen hatte. Barbara Weinthal, Tagebauexpertin der Stadtverwaltung, informierte etwa 70 Zuhörer über den aktuellen Stand: Neu ist, dass die Landesregierung unter www.leitentscheidung-braunkohle.nrw eine Plattform freigeschaltet hat, auf der sich alle Bürger informieren sowie Kritik und Anregungen äußern können.

Die Stadtverwaltung möchte einen anderen Weg gehen: Wenn der Stadtrat in seiner Sitzung kommenden Montag die Stellungnahme der Stadt zum Entwurf der Leitentscheidung verabschiedet hat, wird sie ein Online-Beteiligungsverfahren einrichten. Dann können die Mönchengladbacher die Stellungnahme der Stadt direkt online unterstützen. Auf Unverständnis stieß bei den Zuhörern insbesondere der dritte Abschnitt der Leitentscheidung. Darin geht es um Holzweiler bei Erkelenz.

Der Ort wird nicht nur vom Braunkohleabbau verschont, sondern erhält zudem einen 400 Meter breiten Puffer zur Abbruchkante. In Wanlo hingegen bleibt es bei 100 Metern. Das sei ungerecht, sagte Barbara Weinthal. "Wenn Hinterland, Ackerflächen und Straßen fehlen, können sich die Randgemeinden wirtschaftlich nicht weiter entfalten", fügte die Expertin hinzu und forderte für Mönchengladbach 500 Meter Abstand zwischen Grubenrand und Bebauung. Ein großes Problem sieht sie auch in Umweltschäden, die sich teils als Ewigkeitslasten noch auf die kommenden Generationen auswirken werden.

Dabei geht es um Flächen, die sich senken, Feuchtgebiete, die trocken fallen, weil Grundwasser entzogen wird, oder um Bergschäden an Gebäuden. Besonderes Augenmerk lenkte die Referentin auch auf das Grundwasser, dessen Qualität sie durch saures, sulfathaltiges Kippenwasser zukünftig gefährdet sieht. "Für diese wirtschaftlichen, wasserwirtschaftlichen und ökologischen Schäden finden wir keinen adäquaten Ausgleich in der Leitentscheidung", sagte Feron. Er forderte nicht nur ein finanzpolitisches Monitoring insbesondere für die Ewigkeitskosten, sondern auch, alle ökologischen und sozialen Belange in die Leitentscheidung mit einzubeziehen. Auch müsse regelmäßig hinterfragt werden, ob eine Fortsetzung des Braunkohleabbaus wie geplant bis 2045 sinnvoll sei. Dass das Thema den Bürgern unter den Nägeln brennt, zeigte die lebhafte Diskussion. "Der Tagebau bedeutet eine Einbuße an Lebensqualität, das kann uns keiner wieder gutmachen", fasste Hans-Josef Neulen aus Wanlo die Stimmung zusammen.

(drlp)
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