Mönchengladbach Galerie Löhrl öffnet neues Haus für Kunst

Mönchengladbach · Fünf junge Künstler aus der Klasse Stephan Balkenhol an der Kunstakademie Karlsruhe gestalten die Ausstellung "Impulse 24" der Galerie Löhrl. Damit eröffnet die Mönchengladbacher Galeristenfamilie neue Schauräume.

Pünktlich zur jüngsten "Impulse"-Ausstellung sind die beeindruckenden neuen Räume der Galerie Löhrl im Haus Kaiserstraße 69 fertiggestellt worden. Zur 24. Präsentation der Reihe "Impulse" erklärte Christian Löhrl: "Balkenhol ist die Klammer um die fünf Künstlerinnen und Künstler". Der Galerist erinnerte daran, dass der Karlsruher Künstler vor 30 Jahren die allererste Impulse-Ausstellung der Galerie geprägt hat. Christian Löhrl wählte nun fünf Studierende aus Balkenhols Karlsruher Klasse aus: Anne Carnein, Kimino Hanya, Stefan Jeske, Henning Schwarz und Anja Wiebelt — alle sind entweder Absolventen oder Meisterschüler.

Ihre aktuellen Arbeiten seien einfach gut, befand Löhrl. Welche Entwicklung sie nehmen würden, das werde er aufmerksam beobachten. Die Balkenhol-Schüler zeigen eine erstaunliche Vielfalt an Ideen und Darstellungsweisen auf. Ihr Lehrer wacht in der Präsentation über allem, auch ohne anwesend zu sein. Henning Schwarz (geb. 1979) hat Balkenhol in einer 80 x 50 cm großen, weißen Marmorplatte verewigt. Sie wirkt wie ein gelochtes, abgerissenes Stück Papier, an dessen unterem Rand das Relief von Balkenhol erscheint. "Steine faszinieren mich", sagt der ausgebildete Steinbildhauer und spielt, malt und zeichnet mit ihnen, baut fragile Steck-Installationen. Er verwandelt auf verblüffende Weise die Schwere von Marmor, Granit und Stein in etwas Leichtes und Offenes.

Eigene Erinnerung, wie die an ihre Kindheit, fließt in die Kunst von Anne Carnein, geb. 1982, ein: So dominiert ein Kubus aus alten Holztüren aus dem Haus ihrer Mutter die Raummitte. Zwei kleine, gefundene Fotografien nennt sie "Elternhaus" und "Schulhaus" und führt damit von ihren privaten zu allgemeingültigen Erinnerungen. Sie bettet die fremden Fundstücke in für sie typisches Material wie Stoff ein und macht sie so persönlich. Aus Stoffen alter Kleidungsstücke näht Carnein täuschend echte Pflanzen, die sie beispielsweise auf einem alten Nähmaschinentisch montiert. "Karges Land" nennt sie diese Installation. Ein Titel, der den spannungsvollen Bruch zu der scheinbar blühenden Landschaft formuliert.

Von der Erinnerung führt nur ein kleiner Schritt zur Sehnsucht. Sehnsucht nach dem "Unerforschten Land", das Anja Wiebelt bearbeitet. Die 1966 geborene Goldschmiedin und Schmuckdesignerin studiert seit 2010 bei Balkenhol. "Das Studium ist wie ein Geschenk für mich. Jetzt mache ich endlich, was ich immer schon wollte." Materialien regen sie zur Arbeit an. So war es ein alter Atlas, in dem es noch weiße Flecken auf der Landkarte gab, der sie zur Serie "Unerforschtes Land" inspirierte. Wiebelt überzieht die Karte mit Seidenpapier und markiert die weißen Flecken mit einer Naht aus Garn. Aus dem Unerforschten wird Geheimnisvolles.

Die Japanerin Kimino Hanya (29) zeigt die minimalistischsten Arbeiten: Vier Drähte, Holz und Nägel hat sie an die Wand montiert, daneben schaffen 22 Plättchen aus Holz, Filz und Papier Atmosphäre. "Ich möchte keine Objekte schaffen, sondern Atmosphären", sagt Hanya. Sie bringt den Raum zum Klingen — in der Vorstellung des Betrachters.

Stefan Jeske, Jahrgang 1979, arbeitet mit betont einfachen Materialien wie zum Beispiel kleinen Fliesen aus dem Baumarkt, mit Farbe und Holz. Einerseits geht es ihm um "artifizielle Aufladung" von banalen Materialien, andererseits um mathematisch oder geometrisch anmutende Muster und Konstruktionen, deren vermeintliche Symmetrie jedoch häufig gebrochen wird.

(b-r)
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