Fronleichnam in Mönchengladbach Demonstration des Glaubens

Mönchengladbach · Am Donnerstag feiert die katholische Kirche ihr Hochfest. Traditionelle Fronleichnam-Prezessionen fallen aus, es finden aber zentrale Gottesdienste statt. In einigen Großgemeinden sollen sie unter freiem Himmel stattfinden.

 Kommunionkinder, wie auf unserem Foto aus den 1950er Jahren, durften bei der Fronleichnamsprozession nicht fehlen.

Kommunionkinder, wie auf unserem Foto aus den 1950er Jahren, durften bei der Fronleichnamsprozession nicht fehlen.

Foto: van der Vorst

Fronleichnam, das Hochfest der katholischen Kirche, gibt es am Donnerstag in diesem Jahr nur in einer leichten Version. Das heißt, die traditionellen Prozessionen fallen auf Anordnung des Bistums Aachen wegen der Corona-Krise aus. Doch in den Großgemeinden (GdGs) finden zentrale Gottesdienste statt. Dabei drängt es einige Pfarrgemeinden nach draußen, um doch ein wenig Prozessionsflair in den Tag zu bringen. So bieten zum Beispiel die GdG West auf dem Vorplatz der Kirche St. Anna, die Pfarre St. Vitus auf dem Vorplatz des Münsters und Giesenkirchen am alten Friedhof Freiluftgottesdienste an. Natürlich, und das betonen die Pfarrgremien, unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln. Den Seelsorgern ist es wichtig, „dass unser Fronleichnamsfest nicht einfach ausfällt“, sagt Pfarrer Rüdiger Hagens aus Venn, „es ist ein öffentliches Zeichen dafür, dass Jesus Christus in dieser Welt gegenwärtig ist.

Was feiern die Katholiken an Fronleichnam?

Das Hochfest wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. Dann verehren die Katholiken die heilige Eucharistie, also die Umwandlung von Brot und Wein in der Messfeier in Leib und Blut Christi. Das Fest erinnert dabei an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Tode. Der Name entstand vor etwa 750 Jahren. Er geht auf die Worte „vron“ (Herr) und „lichnam“ (lebendiger Leib) zurück, er bedeutet „Leib des Herrn“.

Wie war das früher?

 Ein Altar, aufgebaut von der Geistlichkeit in den 1950er Jahren vor St. Peter in Waldhausen.

Ein Altar, aufgebaut von der Geistlichkeit in den 1950er Jahren vor St. Peter in Waldhausen.

Foto: van der Vorst

An alte Zeiten erinnert sich Pfarrer Johannes van der Vorst noch gut. Der Geistenbecker Seelsorger (wird in zwei Wochen 90 Jahre alt) ist seit 52 Jahren Priester, war als Kind in den 30er Jahren an der Hand seiner Mutter bei den Prozessionen in Waldhausen dabei, hat nach dem Krieg als Mitglied der Katholischen Jugend und als Messdiener die Prozessionen mitorganisiert. Für ihn war und ist der Fronleichnamstag ein großer Tag für die Menschen. Er erinnert sich: „In meiner Kindheit begann mit dem Herrichten des Hausaltares jedes Fronleichnamsfest. Die ganze Gemeinde schmückte das Dorf und fast an jedem Haus stand ein kleiner Altar. Besonders beachtet wurden die Kommunionkinder, die an Fronleichnam in ihren festlichen Kleidern aufzogen.“

„Heute“, sagt van der Vorst, „sind die Prozessionen zwar nicht mehr so groß, doch ist es immer noch eine Demonstration für unsere Kirche und für unseren Glauben. Die Menschen, die mitgehen, tun das mit ganzem Herzen.“

Und wie ist es heute?

Es nehmen weniger Teilnehmer an den Prozessionen teil. „Trotzdem“ so erklärt Albert Damblon, ehemaliger Regionaldekan, Münsterpropst und heute Pfarrer in der Pfarrgemeinde St. Benedikt, „ist es immer noch eine Demonstration des Glaubens in der Öffentlichkeit. So sind die Prozessionen ein Zeichen der Frömmigkeit.“ Aber auch Kirche und Glauben verzeichnen rückläufige Tendenzen. „Früher“, so Albert Damblon, „fiel es nicht auf, wenn man nicht bei der Prozession dabei war, heute fällt es auf, wenn man dabei ist. Zusätzlich haben wir den Trend, dass es in der Stadt schwieriger ist als auf den Dörfern.“ Mehrere hundert Teilnehmer zählten vor Jahren die zum Beispiel Prozessionen in Neuwerk, Hardt oder Hehn, bedingt durch die ortsansässigen Klöster, doch auch nach dem Weggang der Schwestern wird im ländlichen Bereich der Glaube immer noch hochgehalten.

Die größte Prozession?

Alle sieben Jahre bittet Gladbach zur Heiligtumsfahrt; so auch am Fronleichnamstag des kommenden Jahres. An diesem Sonntag sollte eigentlich die Ankündigung der Heiligtumsfahrt 2021 im Münster sein, doch aus organisatorischen Gründen feiert Dompropst Rolf-Peter Cremer am Sonntag, 23. August die Ankündigung der Heiligtumsfahrt.

Traditionell wird bei der Heiligtumsfahrt der Abendmahlsschrein geöffnet und das Abendmahlstuch für die Gläubigen ausgestellt. Die Schreinöffnung wird am Hochfest Fronleichnam durch den Aachener Bischof vorgenommen. Vorher beginnt Mönchengladbachs größte Fronleichnamsprozession, an der Tausende Gläubige teilnehmen. In der Schatzkammer des historischen Münsters befindet sich der Abendmahlschrein mit dem „Tischtuch vom Letzten Abendmahl“. Es handelt sich dabei um ein Stück Stoff, das als Teil des Abendmahlstuches gilt. Die Heiligtumsfahrt blickt auf eine über 500-jährige Tradition zurück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort