Gerkerathwinkel Frisches Wasser, Klatsch und Tratsch

Gerkerathwinkel · Jetzt ist der holzverkleidete Brunnen im Vorgarten der Familie Klose nur noch ein schönes Accessoire. Bis 1952 war das ganz anders: Damals versorgte der Brunnen ganz Gerkerathwinkel mit frischem Wasser.

"Der war 14 Meter tief", erzählt Karl Neunkirchen. "Als Mädchen mussten wir manchmal mehrmals täglich richtig kurbeln um den schweren Holzeimer hochzuziehen", sagt Paula Rieger.

Am Brunnen bekamen die Dörfler aber nicht nur Wasser, sondern auch Informationen. "Da konnten sich die Frauen treffen und ein bisschen erzählen", erinnert sich Emmy Hortmanns. Das Dorffest, das die Gerkerathwinkeler bis Mitte der 90er Jahre regelmäßig feierten, bot dafür eine weitere gute Gelegenheit. Vor vier Jahren kam dann als Nachfolger das Glühweinfest, vor zwei Jahren das Sommerfest.

"Jeder bringt etwas mit", sagt René Heußen. Der eine Bier, der andere Erbsensuppe, Kuchen oder Glühwein. Ihrem Ortskern mit den beiden Holzbänken und den vielen Bäumen haben die Anwohner einen Namen gegeben: Der Bend. "Auf Hochdeutsch heißt das der Dorfanger", erklärt Karl Neunkirchen. Sein Vater leitete bis in die 70er Jahre die einzige Gaststätte im Ort, auch dort haben die Gerkerathwinkeler gerne gefeiert. "Manchmal haben wir zwischen den Stühlen getanzt, da war was los", erzählt Paula Rieger.

"1952 hat mein Vater die Gaststätte eröffnet, als das Hauptquartier in Rheindahlen gebaut wurde", sagt Karl Neunkirchen. Da hätten zu den Gästen Holzfäller aus Bayern, Rohrverleger aus Hamburg und viele andere Arbeiter aus ganz Deutschland gehört. Seit den 70er Jahren hat seine Familie die Gaststätte verpachtet, sie heißt jetzt "Haus am Wald".

Doch noch immer landen Besucher von außerhalb in Gerkerathwinkel. Borussia-Fans, Monteure und Eltern von Fachhochschulstudenten zum Beispiel — sie alle zählen zu den Gästen in der Ferienwohnung von Marita und Günter Grundmanns.

(RP)
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