OB Heinrichs nennt Entscheidung „sehr ärgerlich“ Mönchengladbach wird kein Spielort der Frauen-WM 2027

Mönchengladbach · Der Deutsche Fußball-Bund hat die vier Städte benannt, mit denen sich der Verband für die Frauen-Weltmeisterschaft 2027 bewirbt. Mönchengladbach ist nicht dabei. Eine Entscheidung, die in der Stadt auf Unverständnis trifft.

Mönchengladbach wird kein Spielort für die WM 2027.

Mönchengladbach wird kein Spielort für die WM 2027.

Foto: Ulrich Zillmann

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat am Freitag die vier deutschen Städte bekannt gegeben, die für die Bewerbung als Austragungsort für die Frauen-Weltmeisterschaft 2027 berücksichtigt werden. Der DFB bewirbt sich gemeinsam mit dem niederländischen und belgischen Fußballverband als Ausrichter für das Turnier. Mönchengladbach ist nicht als Spielort dabei. Stattdessen haben Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und Köln den Zuschlag bekommen. Das entschied das DFB-Präsidium auf seiner Sitzung am Freitag. Insgesamt nahmen sieben Städte am nationalen Bewerbungsverfahren teil. Neben Mönchengladbach gingen auch Gelsenkirchen und Aachen leer aus.

In Mönchengladbach reagierte man enttäuscht auf die Nicht-Berücksichtigung. „Das ist sehr ärgerlich, 2011 waren wir noch dabei mit einem Halbfinale. Dann hat es schon bei den Männern zur Europameisterschaft 2024 nicht geklappt, und jetzt auch nicht zur Frauen-Weltmeisterschaft. Wir wüssten gerne vom DFB, warum. Dazu haben wir in zwei Wochen ein Feedback-Gespräch“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs. 2011 war Mönchengladbach noch einer der Spielorte der Frauen-WM in Deutschland gewesen, in der Vorrunde fand sogar ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Borussia-Park statt.

Die Stadt hatte sich dieses Mal gemeinsam mit Borussia Mönchengladbach als Austragungsort beworben. Der Bundesligist nannte die Entscheidung des DFB „überraschend“. Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers sagte dazu: „Es ist schade, dass wir diesmal nicht berücksichtigt wurden. Denn der Fußball hat hier in Mönchengladbach ein besonderes Zuhause. Das zeigen Fußallfans bei unseren Heimspielen und bei zahlreichen Spielen des DFB, für die wir hier schon Austragungsort gewesen sind.“

Der Verein wolle sich in den kommenden Tagen mit Stadt und DFB zusammensetzen, um sich über die Beweggründe auszutauschen. Gleichzeitig sei diese Absage für alle Beteiligten Ansporn, in Sachen Frauenfußball und Großveranstaltungen am Ball zu bleiben.

In einem Evaluierungsbericht zum nationalen Bewerbungsverfahren nennt der DFB die Gründe, wieso die vier potenziellen Ausrichtungsorte den Zuschlag bekommen haben – und Mönchengladbach eben nicht. Dabei geht es unter anderem um fehlende Ausführung im Motivationsschreiben, so seien laut Bericht Leitfragen „nur teilweise beantwortet“ worden. „Beispielsweise bleibt offen, wie sich das Turnier in die bestehenden Nachhaltigkeitskonzepte der Stadt integriert würde“, heißt es vom DFB. Es seien keine „konkrete Benennung von Zielen, die mit der Ausrichtung erreicht werden sollen“ erfolgt.

Auch an der Förderung des Frauenfußballs in der Stadt gab es vom DFB Kritik – unter anderem daran, dass die spielhöchsten Frauen-Mannschaften aus Mönchengladbach aktuell nur der drittklassigen Regionalliga angehören. Derzeit spielen Borussia und der FV Mönchengladbach in dieser Spielklasse. Dadurch „erhalten Frauen im Fußball bisher wenig mediale Aufmerksamkeit“, argumentiert der DFB. Außerdem hätten nach Ansicht des DFB die Chancen zur Förderung des Frauenfußballls durch eine WM konkreter dargestellt werden können.

Enttäuscht über die Entscheidung des DFB zeigte sich auch Marco Ketelaer, Coach des Frauen-Regionalligateams beim FV Mönchengladbach: „Die Stadt wäre ein guter Austragungsort für dieses Turnier gewesen. Ich bedauere die Entscheidung und hätte mir gewünscht, dass Gladbach nach 2011 erneut Spielstätte wird.“

Marco Ketelaer, Coach des Frauen-Regionalligateams beim FV Mönchengladbach

Marco Ketelaer, Coach des Frauen-Regionalligateams beim FV Mönchengladbach

Foto: Heiko Van der Velden

Der 2020 gegründete FV war auch Teil der Gladbacher Bewerbungskampagne. Im Bewerbungsvideo, das Stadt und Borussia beim DFB eingereicht haben, steht OB Felix Heinrichs mit Nachwuchsspielern des FV auf dem Platz am Campuspark Rheydt und wirbt für Mönchengladbach als Spielstätte der WM 2027: ohne Erfolg, wie seit Freitagnachmittag feststeht.

FV-Trainer Ketelaer sieht in der Absage aber auch eine Botschaft des Verbandes: „Aus meiner Sicht ist es ein Zeichen des DFB in Richtung Stadt und Borussia, dass das Engagement, was den Frauenfußball betrifft, in den vergangenen Jahren noch nicht ausgereicht hat.“ Gerade die Entscheidung für Dortmund als „Neuling“ im Bereich des Frauenfußballs würde zeigen, dass der Verband in Mönchengladbach wenig Potenzial und Perspektive sehe.

Auf Rückschlüsse, wieso die Stadt nicht berücksichtigt wurde, hofft auch Tim Stettner, Vorsitzender des Fußballkreises Mönchengladbach-Viersen. „Die Absage trifft uns sehr, das ist sehr schade für die Entwicklung des Frauen- und vor allem des Mädchenfußballs in Mönchengladbach und der Region. Ich bin mir sicher, die Stadt wäre ein toller Ausrichter geworden. Hoffentlich können wir wenigstens aus dem Feedback des Auswahlkomitees ableiten, was andere noch besser machen und an unserer Entwicklung arbeiten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort