Rheindahlener Hallenbad in Mönchengladbach Vorhänge zu für Muslimas

Mönchengladbach · Sonntags werden für zwei Stunden am Rheindahlener Hallenbad die Vorhänge zugezogen und ausschließlich weibliches Personal eingesetzt. Das Frauen-Schwimmen ist so beliebt, dass die Teilnehmerzahl nun begrenzt wird.

 Pünktlich um 14.55 Uhr werden sonntags die Vorhänge im Hallenbad an der Geusenstraße für das Frauen-Schwimmen zugezogen.

Pünktlich um 14.55 Uhr werden sonntags die Vorhänge im Hallenbad an der Geusenstraße für das Frauen-Schwimmen zugezogen.

Foto: Isabella Raupold

Für dieses Angebot hat der Mönchengladbacher Schwimmverein 1901, der das Rheindahlener Hallenbad betreibt, noch nie Werbung machen müssen. Dass Frauen dort sonntags zwischen 15.15 und 17.15 Uhr garantiert ungestört von männlichen Blicken schwimmen gehen können, hat sich per Mundpropaganda schnell verbreitet - und zwar vor allem bei muslimischen Frauen. Bis zu 160 Frauen und Kinder unter neun Jahren waren es zuletzt. "Das hat zu einem erheblichen Sicherheitsproblem geführt, weil einige der Frauen nicht schwimmen können", sagt Rudolf D. Brügge, Geschäftsführer des Schwimmvereins. Und darum wird die Teilnehmerzahl beim Frauen-Schwimmen ab kommenden Sonntag begrenzt - auf 90 Badegäste.

Eintrittskarten können die Frauen, die zum Teil sogar aus Düsseldorf anreisen, bis zu drei Wochen im Voraus erwerben. "Rund 90 Prozent der Besucherinnen sind Muslimas", schätzt Brügge. Das liegt auch daran, dass man durch das Zuziehen der Vorhänge ohne großen Aufwand dafür sorgen kann, dass während der zwei Stunden niemand von außen einen Blick ins Bad werfen kann. "In der Bäder-Landschaft sind solche Angebote im Moment ein großes Thema. Viele Schwimmbäder eignen sich dafür aber nicht", weiß Rolf Heithausen, Bäderleiter der NEW. Als das Sozialamt nach einem solchen Angebot fahndete, kam man daher schnell auf Rheindahlen.

Und so verwandelt sich das Hallenbad seit Ende 2015 einmal pro Woche für zwei Stunden von der Sportstätte zum trubeligen Badetempel. Brügge: "Viele der Frauen kommen, um sich in einem geschützten Raum auszutauschen." Für den Schwimmverein bedeutete das Angebot einen Lernprozess. Dass während des Ramadan deutlich weniger Frauen kommen, wissen die Verantwortlichen inzwischen. "Sie haben Sorge, versehentlich Wasser zu schlucken", erklärt Brügge. Genau so hat der Verein gelernt, dass manche Nicht-Schwimmerin ins Wasser springt - und erst danach merkt, wie tief es ist.

Dass das Bad heimelig und übersichtlich ist, sorgt wohl zusätzlich dafür, das viele auch von weit her kommen. Theoretisch wäre es auch denkbar, das Zeitfenster für das erfolgreiche Frauen-Schwimmen auszuweiten - das allerdings ist schwierig, weil man dann den öffentlichen Betrieb einschränken müsste, der gerade am Sonntag ebenfalls gut angenommen wird. Die anderen Tage kommen wegen Schul- und Vereinsschwimmen ohnehin nicht infrage. Rudolf Brügge überlegt, aus der Gruppe der muslimischen Frauen, die regelmäßig kommen, Helfer zu rekrutieren.

Beschwerden wegen des zeitweilig verhängten Bades habe es wohl auch wegen der eher abgeschiedenen Lage bislang keine gegeben. Die eine oder andere Frage, ob das wirklich sein müsse, schon. Roland Klug ist einer derjenigen, der das Angebot nicht richtig findet. Der frühere Rektor der Wickrather Grundschule sagt: "Ich habe mich mein Leben lang für die Gleichberechtigung eingesetzt, auch in der Gewerkschaft. Ich finde dieses Signal der Abgrenzung nicht richtig." Als Lehrer sei er früher bei den muslimischen Eltern auf ein hohes Maß an Toleranz getroffen. Gerade wenn es um gemeinsamen Religionsunterricht ging, seien die Eltern entspannt gewesen. Im Laufe der Jahre sei die Abgrenzung aber immer größer geworden. "Wir brauchen Integration und keine geschlossenen Vorhänge", findet Klug. Das wecke falsche Assoziationen, als müsse etwas verborgen werden. "Von so etwas profitieren am Ende nur die rechten Typen." Darum ärgert er sich, dass das Angebot für Muslimas nirgends öffentlich kommuniziert worden sei.

(RP)
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