Mönchengladbach Frau Höpker singt - und alle singen mit

Mönchengladbach · Was ist Glück? Schwer zu sagen. Sicher ist: Wenn Menschen gemeinsam singen, sind sie glücklich. Deshalb war der Abend mit Frau Höpker, die zum Gesang bat, ein glücklicher Abend. Den man gern wieder und wieder erleben würde.

 Eine mickrige Bühne, ein Keyboard, ein Mikro und ein Beamer – das ist alles, was Frau Höpker für ihr abendfüllendes Programm braucht. Sie gibt den Ton an, der Text wird an die Wand gebeamt – und schon singt der Saal.

Eine mickrige Bühne, ein Keyboard, ein Mikro und ein Beamer – das ist alles, was Frau Höpker für ihr abendfüllendes Programm braucht. Sie gibt den Ton an, der Text wird an die Wand gebeamt – und schon singt der Saal.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Woher nimmt sie bloß diese unglaubliche Energie? Und — verdammt, wie schafft sie es, innerhalb von zwei Minuten, die Menschen, die sie nie zuvor gesehen hat, mit Haut und Haaren in ihren Bann zu ziehen? Das wird allein nur Frau Höpker wissen. Die Gäste, die ihrer Aufforderung zum Gesang nachkamen, haben es erlebt: Da war die Freiheit über den Wolken schier grenzenlos, da jing et Trömmelsche, und die wahre große Liebe wurde besungen. Eine mickrige Bühne, ein Keyboard, ein Mikro und ein Beamer — das ist alles, was Frau Höpker für ihr abendfüllendes Programm braucht. Denn da ist ja sie — die ganz in Weiß gekleidete Musikerin, die einzigartig herzhaft lachen kann, die ihre Arme so was von schön ausstreckt, deren Stimme alles fertig bringt, und deren Aura den schmucklosen Saal im Jugendheim schnellstens vergessen lässt. Weil er total unwichtig ist. Wichtig ist sie, wichtig sind die Gäste. Und am wichtigsten ist der Spaß, den alle zusammen haben.

Pfarrer Harald Josephs in dessen Pfarrhaus sie vor dem Konzert ein leckeres Abendessen eingenommen habe, hatte Frau Höpker eingeladen, im Rahmen der Geburtstagsfeier für St. Helena aufzutreten. Das Konzert ist ausverkauft, die Menschen gespannt. Drei Blöcke von jeweils einer halben Stunde kündigt Frau Höpker an. "Dazwischen können sie Ihre Stimmbänder benetzen und miteinander plaudern — das ist wichtig", sagt sie. Und legt los. "Über den Wolken" von Reinhard Mey: Der Text wird an die Wand gebeamt, die Menschen fangen an zu singen. Und hören gar nicht mehr auf. Schlag auf Schlag geht es: Dancing Queen, Jetzt kommen die lustigen Tage, In the Summertime, Azzurro, Pack' die Badehose ein, Venus, Que sera — der Saal schwoft.

Es läuft wie geschmiert. Sogar der Kanon "Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König" fluppt auf Anhieb. Die Menschen singen sich in Rage — die einen selbstvergessen und in sich selbst versunken, die anderen schunkelnd und einander antrötend. Frau Höpker ist begeistert — sie breitet wieder die Arme aus, ruft: "Mit kleinen Dingen können wir so viel Glück erleben. Das ist ein so schöner Abend!"

Stimmt: Das Singen verbindet, es beflügelt, es berauscht, es macht ganz und gar glücklich. Und: Ohne Mühe wird Gemeinschaft hergestellt, der Erfolg ist unmittelbar da, der Körper entspannt sich komplett, der Geist wird frei — all das kann Singen. Und noch viel mehr. Die Bereitschaft zur Freundlichkeit steigt, die Fröhlichkeit, ja — singend wachsen wildfremde Menschen zusammen, haben ein gemeinsames Ziel, den gemeinsamen Spaß. Das Publikum mag Frau Höpker, und Frau Höpker mag das Publikum. Das von ihr ganz spontan gelobt wird: "Dat hamm'se superjuut jemacht!"

(RP)
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