Mönchengladbach Fontheim-Preis für Tänzer Alessandro Borghesani

Mönchengladbach · Den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis nimmt der 30-jährige Balletttänzer als Anerkennung entgegen - und als sichere Rücklage für die Zukunft.

 Preisträger Alessandro Borghesani entspannt im Sessel vor (v.l.) Lothar Birnbrich und Ingeborg Müllers (Kulturstiftung der Sparkasse), Theaterintendant Michael Grosse, Mischa Honnen-Traum (Stiftungsjury) und Kulturbeauftragter Jürgen Sauerland-Freer.

Preisträger Alessandro Borghesani entspannt im Sessel vor (v.l.) Lothar Birnbrich und Ingeborg Müllers (Kulturstiftung der Sparkasse), Theaterintendant Michael Grosse, Mischa Honnen-Traum (Stiftungsjury) und Kulturbeauftragter Jürgen Sauerland-Freer.

Foto: t. Lammertz

Sie haben sich nie persönlich kennengelernt, aber sie hätten wohl Gefallen aneinander gehabt: Als Joachim Fontheim von 1966 bis 1985 Intendant am Gemeinschaftstheater war, da war Alessandro Borghesani noch gar nicht geboren. Gestern wurde Borgehsani (Jahrgang 1987) mit dem Joachim-Fontheim Förderpreis ausgezeichnet. "Es war nur eine Frage der Zeit", dass sich die Stiftungsjury für den Italiener entscheiden würde, meinte Theatergeneralintendant Michael Grosse in seiner Laudatio. Denn als Tänzer wie als Mensch sei Borghesani großartig. "Das klingt pathetisch, ist aber die Wahrheit", sagte Grosse.

Als Fontheim 2007 starb, hinterließ er ein Sondervermögen bei der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld, aus dessen Verzinsung alle zwei Jahre ein nach ihm benannter Förderpreis für den künstlerischen Nachwuchs an "seinem" Theater dotiert werden soll. Gute Leistungen, Individualität und Persönlichkeit soll der Preis stützen. Künstler wie Borghesani. Er ist der fünfte Preisträger. Seit der Spielzeit 2009/10 gehört er zum Tanztheaterensemble und ist eng an die Arbeit von Ballettchef Robert North gebunden. Völlig zu Recht, lobte Grosse, sei der Veroneser in eine Protagonistenrolle fürs Ballett geraten. Er trage einen Abend - wie "Teufelskreis" - durch seine enorme Bühnenpräsenz und sei in "Pinocchio" einer von vielen im Ensemble. Er beherrsche verschiedene Stilistiken vom klassischen Ballett bis zum modernen Tanztheater und verbinde das Dämonische mit dem Komödiantischen: "Er ist eines der Tänzergesichter der Compagnie."

Mischa Honnen-Traum von der Jury der Stiftung äußerte augenzwinkernd ihre Bedenken an der Wahl des Preisträgers, für den zwar spreche, dass er jung, talentiert, Italiener, gut aussehend und Rotwein-Liebhaber sei. Aber ihr feministisches Herz habe gemahnt, dass Frauen es schwerer hätten. Und in der Sorge, er könne abheben, habe sie zunächst die einzige Gegenstimme erhoben. Zumal Borghesani hoch gelobt und mit zwei RP-Theater-Oscars bereits üppig dekoriert sei. Heute sei sie glücklich über die Wahl: "Und als Tänzer können Sie sehr hoch springen."

Die 5000 Euro Preisgeld will der 30-Jährige auf die hohe Kante legen. "Mit Glück geht die Karriere eines Tänzers bis 38 oder 40. Da ist das Geld ein guter Bonus", erklärt er. Zum Tanz kam er, als er "schon ziemlich alt" war: 14 Jahre. Der Vater tanzte im italienischen Fernsehballett und war Vorbild. Der Sohn studierte Contemporary Dance, aber auch klassisches Ballett in Florenz. Er tanzte Choreografien von John Neumeier, George Balanchine und Robert North, der von Borghesanis Leistung so angetan war, dass er ihn ans Zwei-Städte-Theater rief.

(RP)
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