Mönchengladbach Fluss, Steine, Erden

Mönchengladbach · Neu im städtischen Künstlerverzeichnis c/o Mönchengladbach: Die Künstlerin Susanne Jacobs wandelt auf spannenden Wegen zwischen Keramik, Steinbildhauerei und Design. Einen Schwerpunkt bilden Schmuckarbeiten.

Sie hätte längst ins Verzeichnis Mönchengladbacher Künstler gehört, so interessant und gehaltvoll sind ihre Arbeiten schon seit vielen Jahren. Jetzt hat sich Susanne Jacobs erneut um Aufnahme in den Gladbacher c/o-Kreis bemüht und ist eine der drei Neuen. Die 46-jährige Gladbacherin mit langen dunkelbraunen Locken und hellblauen Augen erwartet den Besucher im kleinen Showroom, aus dem die "Galerie 385" an der Dahlener Straße zur Hälfte besteht, inmitten von keramischen Arbeiten.

Hört sich schlicht an, ist aber so vielgestaltig wie das, was hier keinen Platz findet. Erst einmal weist sie auf neun Schmuckschalen aus cremeweißem Porzellan, die zum Quadrat geordnet auf einem Sockel stehen. "Wo ich mich niederlasse" heißt die Arbeit, die den Übergang vom klassischen Design zur Kunst ganz anschaulich werden lässt: Die neun an sich gleichen Körper vereinzeln sich in Detail und Ausstattung.

Mal mit Omas Strick ummantelt, mal durchlöchert und mit gelbem Faden durchwebt, der ein fragiles Netz spannt, mal ausgekleidet mit samtenem Tuch oder alter Socke. So verbindet die Schalen, in denen man selbstverständlich auch Schmuck verwahren könnte, eine Idee vom Zu-Hause-Geborgen-Sein.

Im Fenster binden kugelhafte Körper den Blick, sie sind aus rohen gebrannten Modulen zusammengesetzt, biomorphe Gebilde, die an Samenkapseln, Früchte erinnern. Ihnen sind die Spuren der handwerklichen Fertigung und des Brennvorgangs ebenso ungeschönt geblieben wie den kleinen filigranen Doppelhalbkugeln, denen die Grate nach dem Formen nicht abgeschönt wurden. Am transparenten Faden sind sie Teil einer Halskette. "Ex mare" heißt ein großer, roh löchrig aufgeplatzter Hohlkörper aus rotem Ton, der an ein Meerwesen erinnern mag.

"Addition, Subtraktion, Perforation, Wachsen und Zerfallen — das sind meine Themen", sagt Susanne Jacobs und ergänzt: "Häufig finde ich meine Inspiration in der Natur." Die Frau des Steinbildhauers Werner Jacobs, dreifache Mutter übrigens, hat nach der Steinbildhauerlehre zuletzt Design an der Hochschule Niederrhein studiert. Daher die Schmuckarbeiten.

Teeservices kann sie auch. Fotobücher, Buchillustration, das alles zeugt von genauem Sehen, perfekter Ausführung, spritzigen Einfällen, die dabei immer ernsthaft, gedanklich geerdet sind. "Alles ist im Fluss, ich weiß gar nicht, wie und wann ich all meine Pläne umsetzen kann", bedauert die Allrounderin und blättert in prallvollen Skizzenbüchern. Sie stellt zurzeit Arbeiten für den Wettbewerb um den NRW-Staatspreis Manu Faktum aus, zeigt eine Steinarbeit in Düsseldorf.

Und Susanne Jacobs bestückt quasi im Hinterhof der Galerie den zum Werk- und Ausstellungsraum sensationell umgebauten ehemaligen Bauernhof mit Arbeiten zum Parc/ours Ende September. Da sollte man mal hin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort