Mönchengladbach Flüchtlinge: Unterbringung ist oft schlecht

Mönchengladbach · An der Hochschule berichteten kommunale Akteure von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen.

Innerhalb von zwei Jahren stieg die Zahl der Flüchtlinge in Mönchengladbach von 500 auf 2000. Die öffentliche Ringvorlesung "Geflüchtete Menschen - Ankommen in der Kommune" an der Hochschule Niederrhein bringt zum Thema Wissenschaftler, kommunale Akteure und Praktiker zusammen. In einem ersten Schritt hatte Verfassungsjuristin Dorothee Frings einen Einblick in die Wurzeln des Flüchtlingsschutzes und das weltweit einzigartige deutsche Asylrecht gegeben.

Nun berichteten kommunale Akteure von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen. Henning Wimmers vom Jugendamt der Stadt stellte die kommunale Sicht vor. Die Unterbringungsqualitäten seien oft schlecht, die Betreuung durch sozialpädagogische Fachkräfte unterbesetzt, alle Zahlen seien unter Vorbehalt zu sehen, da sich diese täglich ändern könnten. "Für die Kollegen ist das eine Riesenbelastung, da sich die Probleme verdichten. Dass wir - wie andere Kommunen auch - überfordert sind, ist klar", gab er ungeschminkt zu. Doch er erzählte ebenso von der Hoffnung, dass die Zelte wegen neuer Unterbringungsmöglichkeiten bald nicht mehr nötig wären. Wie übrigens alle Gastredner, würdigte auch Wimmers ein großes ehrenamtliches Engagement.

Jochen Anderl-Breuer vom kommunalen Integrationszentrum berichtete von der Aufgabe, passende Schulplätze für Flüchtlingskinder zu finden. Das sei schon jetzt relativ zeitnah möglich. Doch es müsse unbedingt an einer gerechteren Verteilung auf die Schultypen gearbeitet werden. Unbefriedigend sei bisher die Versorgung der nicht mehr schulpflichtigen Jugendlichen, da hier noch zu wenige Berufskollegs kooperierten. Stellvertretend für die Awo stellte Olga Weinknecht ein Patenprojekt vor, bei dem Ehrenamtler als Begleiter helfen. "Viele Amtswege sind ohne Sprachkenntnisse nicht möglich - da muss begleitet werden", sagte sie.

Das Frauencafé und das auf Wunsch der Flüchtlinge separat geführte Männercafé würden gerne angenommen. Weinknecht verschwieg die Belastung nicht, betonte aber auch, dass es eine sehr erfüllende Aufgabe sei, hier zu helfen. "Die Menschen möchten selbstständig werden", stellte Hildegard van de Braak heraus, die im Namen der Caritas von Hilfe bei Wohnungsgesuchen und der Betreuung in den Notunterkünften sprach. Markus Offermann stellte das Café Welcome im Integrationskonzept des SKM als wunderbare Begegnungsstätte vor. Ihm liegt eine Vernetzung aller Beteiligten am Herzen. Da sei der "Runde Tisch" schon eine "super Organisation". Eine nicht repräsentative Studentenumfrage hatte ergeben, dass sich die Flüchtlinge wahrgenommen fühlen, aber viele wegen der beruflichen Situation frustriert seien. In der anschließenden Diskussion sagte Kerstin Brucks vom Diakonischen Werk dazu: " Wir müssen den langsamen Weg empfehlen. Die Sprache muss erst gelernt werden. Wer bereit ist, da nicht nur den geraden, sondern auch einen stufigeren Weg zu gehen, der kommt auch an".

Die nächste Vorlesung zum Thema Flüchtlinge ist heute ab 16.15 Uhr im Streifenhörsaal an der Webschulstraße 41.

(anw)
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