Mönchengladbach Flüchtlinge müssen weiter in Container

Mönchengladbach · Die Stadt Mönchengladbach kommt ins Schwimmen, seit sich Anwohner gegen den Standort Brucknerallee als Unterkunft für Flüchtlinge wehren. Zwar sollen dorthin jetzt nur noch 60 Menschen ziehen. Dafür müssen die Baracken nun doch bleiben.

 Eigentlich wollte die Stadt nicht länger Flüchtlinge in Containern wie diesen an der Hardter Straße unterbringen. Wegen der Entscheidung der Verwaltung zur Brucknerallee, müssen sie aber weiter genutzt werden.

Eigentlich wollte die Stadt nicht länger Flüchtlinge in Containern wie diesen an der Hardter Straße unterbringen. Wegen der Entscheidung der Verwaltung zur Brucknerallee, müssen sie aber weiter genutzt werden.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn Oberbürgermeister Norbert Bude in Ratssitzungen nicht frei redet, sondern Erklärungen abliest, geht es entweder um juristische Feinheiten oder um aus anderen Gründen heikle Angelegenheiten. In der Ratssitzung las Bude am Mittwoch eine zweiseitige Erklärung zu den Flüchtlingsunterkünften Wort für Wort ab. Tatsächlich ist die Angelegenheit für die Stadt prekär.

Sie will nämlich den Bedenken der Anwohner Rechnung tragen und darum nicht mitten in einer der besten Wohnlagen Rheydts bis zu 180 Flüchtlinge unterbringen. Andererseits ist sie per Gesetz verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. Und hat zudem den Druck aus Politik und Kirche, diese Menschen angemessen unterzubringen — und von Bezirksregierung und Kämmerer, dafür nicht unnötig viel Geld auszugeben.

In dieser Gemengelage drohte am Mittwoch die eigentliche Botschaft unterzugehen: An die Brucknerallee werden Flüchtlinge ziehen — aber deutlich weniger als ursprünglich geplant. Und die Baracken an der Hardter Straße und am Bockersend können nicht — wie bisher geplant — abgebaut werden. Die Stadt braucht sie weiterhin. Zwar hat die Stadt aktuell theoretisch Platz für 558 Flüchtlinge.

Doch tatsächlich sind die Unterkünfte erfahrungsgemäß schon voll, wenn 80 Prozent der Plätze belegt sind, wie Willi Houben, Leiter des Fachbereichs Soziales und Wohnen, erklärt. Denn wenn in einem Zimmer Betten für vier Menschen sind, dort aber eine dreiköpfige Familie wohnt, lässt sich schwerlich eine weitere Einzelperson dazustecken. Nach dieser Rechnung kommt die Stadt bei mehr als 450 Flüchtlingen an ihre Kapazitätsgrenze. Im Moment sind aber 486 Menschen unterzubringen, 46 davon leben in Wohnungen der Wohnungsbaugesellschaften.

In den vergangenen vier Monaten sind fast 60 dazu gekommen. Hält dieser Trend an, wird es eng. An der Eickener Straße und im Luisental werden neue Unterkünfte gebaut. Sie werden aber später fertig als ursprünglich geplant.

Drum wird die Verwaltung das städtische Gebäude an der Brucknerallee bis Ende des Jahres umbauen, damit dort dann bis zu 60 Flüchtlinge Platz finden. All dies wurde allerdings im Rat nicht öffentlich diskutiert. Nachdem sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet hatte, dass es keine politische Mehrheit für den Standort Brucknerallee geben würde, zog die Verwaltung am Mittwoch die Vorlage zurück. Nunmehr gehe es nicht mehr darum, die Brucknerallee zum dritten großen Standort auszubauen, sondern im Notfall mitzunutzen. Deshalb müssten die Politiker nicht zustimmen. Die Grünen setzten sich mit ihrem Antrag, das dennoch im Rat zudiskutieren, nicht durch.

(RP)
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