Mönchengladbach Flüchtlinge leben weiter in Containern

Mönchengladbach · Die Zahl ankommender Asylbewerber ist seit Monaten konstant hoch. Die Stadt meint, auf die Containerunterkünfte fürs Erste nicht verzichten zu können. Darüber, ob eine Erstaufnahmestelle im JHQ gebaut wird, berät das Land noch.

 Nach wie vor müssen Asylbewerber in ungeeigneten Behausungen leben – wie hier an der Hardter Straße.

Nach wie vor müssen Asylbewerber in ungeeigneten Behausungen leben – wie hier an der Hardter Straße.

Foto: Ilgner

Seit Februar 2013 hat ein unerwartet starker Zuzug von Flüchtlingen nach Mönchengladbach eingesetzt. 533 Menschen suchten bis Dezember hier Zuflucht, pro Monat kamen durchschnittlich 45 Flüchtlinge neu in die Stadt. Nicht immer kommen sie mit Ansage und Zuweisung durch die Bezirksregierung Arnsberg. Oft stehen sie einfach in den Dienststellen der Verwaltung und brauchen Hilfe und ein Dach über dem Kopf. Fast die Hälfte der Flüchtlinge kommt aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Auch unter den 270 abgewiesenen Asylbewerbern, die nach einiger Zeit erneut einreisen und einen weiteren Antrag stellen, bilden Bosnier, Serben und Mazedonier die Mehrheit. Obwohl sie nur wenige Wochen oder Monate bleiben können, kehren sie zurück. Und brauchen dann wieder eine Unterkunft.

"Wir möchten die Übergangsheime Bockersend und Hardter Straße gern schließen", sagte Sozialdezernent Michael Schmitz im Sozialausschuss. "Aber wir haben keine Möglichkeit dazu, der Andrang ist zu groß." Der Sozialausschuss hatte schon vor langem beschlossen, die Übergangsheime genannten Containerbauten aufzugeben. Doch es fehlt Ersatz für die 330 Plätze, die jetzt dort zur Verfügung stehen. Immerhin werden die bereits 2011 beschlossenen Neubauten Luisental und Eickener Straße nun in Angriff genommen. Dort sollen insgesamt 146 Plätze entstehen.

Aber es wird dauern, ehe sie fertiggestellt sind. Die Grünen dringen deshalb im Ausschuss darauf, die Container sofort aus dem Verkehr zu ziehen und andere Lösungen wie die Anmietung von Mehrfamilienhäusern zu forcieren. Insgesamt drei solcher Mehrfamilienhäuser — zwei an der Aachener Straße, eines an der Viktoriastraße — werden bereits zur Unterbringung der Flüchtlinge genutzt. "Es gibt dort keine Probleme mit der Nachbarschaft", stellte Schmitz fest, "obwohl das vorher befürchtet wurde". Das spricht für ein solches Modell der Unterbringung. Schwieriger ist die Anmietung von Wohnungen durch die Flüchtlinge selbst, obwohl die Stadt das gern sähe — die Vermieter schließen nicht gern Verträge mit Mietern ab, die vielleicht bald wieder ausreisen müssen.

Es hat sich zudem gezeigt, dass einige Flüchtlinge die angemieteten Wohnungen wieder verlassen, ohne jemanden zu informieren. Sie reisen aus und kehren kurz darauf zurück, um einen erneuten Antrag zu stellen. Das stellt die mit der Unterbringung beschäftigten Behörden verständlicherweise vor Probleme. Insgesamt stehen in Gladbach, die Container eingerechnet, 768 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung. 608 Plätze sind belegt. Weil darauf Rücksicht genommen werden muss, ob etwa vier Einzelpersonen oder eine vierköpfige Familie untergebracht werden müssen, sind die Plätze nie zu hundert Prozent belegbar.

Unterdessen kann das NRW-Innenministerium noch keinen Termin nennen, wann eine endgültige Standortentscheidung für eine neue Erstaufnahmestelle für Asylbewerber fällt. Das JHQ war in einer Machbarkeitsstudie als möglicher Standort festgestellt worden, allerdings wären die nötigen Infrastrukturmaßnahmen für das Land mit Kosten verbunden. "Die Studie liegt vor und wird intern ausgewertet und beraten", sagt Ministeriumssprecherin Birgit Axler. "Diese Frage hat hohe Priorität, aber ein zeitlicher Horizont lässt sich nicht nennen." Dass noch im ersten Quartal eine Entscheidung fallen solle, könne sie folglich nicht bestätigen. Immerhin heißt das: Gladbach ist noch im Rennen, auch wenn die Standortsuche des Landes weitergeht. Bekäme die Stadt den Zuschlag, könnte sie alle eigenen Flüchtlingsunterkünfte sukzessive schließen und müsste keine neuen bauen.

(arie)
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