Mönchengladbach Fleischer bereicherten sich

Mönchengladbach · Für die beiden Mönchengladbacher Unternehmer war das Ergebnis des Wirtschaftskammer-Prozesses gestern keine Überraschung. Nach einer in der vorigen Woche angekündigten Höchststrafen-Vereinbarung verurteilte die achte Strafkammer die 60 und 67 Jahre alten Fleischermeister wegen achtfacher Steuerhinterziehung zu jeweils anderthalb Jahren Freiheitsstrafe mit Bewährung. Die ebenfalls ausgehandelte Geldbuße von jeweils 20 000 Euro hatten dieAngeklagten bereits gestern morgen durch ihre Anwälte bei der Gerichtskasse hinterlegen lassen.

In der Urteilsbegründung ging Kammervorsitzender Horst Neumann auf den Steuer-Krimi ein. Die früheren Geschäftsführer einer Groß- und Einzelhandelsfirma für Fleischwaren hatten ein Geständnis abgelegt. „Was in der Anklageschrift steht, ist richtig“, hatten die Gesellschafter des inzwischen insolventen Unternehmens mit Betriebsstätten in Mönchengladbach und dem Schlachthof Viersen, bestätigt. Allein die Summe der hinterzogenen Steuern sei falsch. Nach einem Urteil des Finanzgerichts war nicht mehr die Rede von einem Steuerschaden von mehr als zwei Millionen Euro. Inzwischen sind Gericht und Finanzbehörde überzeugt, dass die beiden Brüder jeweils eine halbe Million Euro Betriebs- und Einkommensteuern hinterzogen haben.

Dass sie über mehrere Jahre die Finanzbehörden mit falschen Angaben täuschten und die Ämter mit Schwarzgeschäften prellten, leugneten die Männer gestern nicht. Laut Anklage wurde in deren Fleischwaren-Großhandel oft nur die Hälfte abgerechnet und verbucht. Erst nach einer anonymen Anzeige gerieten die Mönchengladbacher ins Fadenkreuz der Steuerfahnder.

Klares Wort vom Richter

Den Angeklagten sei es hauptsächlich um den „Erhalt von Arbeitsplätzen und nicht um persönliche Bereicherung“ gegangen, so setzten sich die Verteidiger gestern für ihre Mandanten ein. Das sah man am Richtertisch ganz anders. „Wer aus Immobilienbesitz 3500 Euro Mieten erzielt und 1500 Euro an die Ex-Frau zahlen will, hat sich auch persönlich bereichert“, erklärte dagegen Horst Neumann unmissverständlich.

(RP)
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