Mönchengladbach Finanzloch: Spende für den Zug

Mönchengladbach · Einen freiwilligen Zuggroschen werden die Karnevalisten bei den Besuchern des Veilchendienstagszugs einsammeln. Die Wirtschaftskrise trifft den Karneval. Die Finanzierung des Großereignisses ist wackelig geworden.

Dass die Finanzkrise im Karneval angekommen ist, werden die über 300 000 Besucher des Veilchendienstags am 16. Februar auf den ersten Blick sehen. Denn gleich der erste Wagen macht auf eine Sammelaktion aufmerksam, die es erstmals gibt.

Sechs Helfer werden an jeder Seite des Zugs mit Clowns-Sammelbüchsen mitziehen. Ihre Bitte: Jeder Zuschauer soll zehn Cent geben. "Wir brauchen diese Hilfe, um trotz Finanzkrise die Qualität des Zugs erhalten zu können", sagt Karnevals-Boss Bernd Gothe.

Obolus als Geste der Solidarität

Ein Eintritt sei der Zuggroschen nicht, betont Gothe. "Alles ist freiwillig. Es ist nur die Bitte um Unterstützung." Allerdings eine dringend nötige. Spenden aus der Wirtschaft fließen in diesen Monaten deutlich spärlicher als sonst.

Die Folge benennt Bernd Gothe, Vorsitzender des Mönchengladbacher Karnevalsverbands (MKV), ungeschminkt: "Wir haben erhebliche Einbußen und deshalb aktuell Probleme. Das vertuschen zu wollen, hat keinen Sinn." Gothe, der in seiner Edelstahl-Firma die Wucht der Wirtschaftskrise selbst zu spüren bekommt, hat Verständnis für die Zurückhaltung der Unternehmer. "Ich halte nichts davon, dass wir Karnevalisten jetzt jammern. Wir müssen uns selbst helfen."

Das will der MKV auch mit einem Augenzwinkern tun. Damit auch diejenigen, die aus dem heimischen Wohnzimmerfenster den vorbeiziehenden Zug verfolgen, einen Beitrag leisten können, sollen kleine Säckchen an langen Greifarmen befestigt werden, die an den Häuserfronten bis ins zweite Stockwerk hochgehalten werden können.

Den kleinen Obolus sieht Bernd Gothe als "Geste der Solidarität". Schon jetzt gibt es einen Zuggroschen. Den zahlt jeder, der eine Karnevalssitzung besucht. Die Gesellschaften führen nach jeder Sitzung den entsprechenden Betrag an den MKV ab.

Gothe will das Spendensammeln ausdrücklich als Reaktion auf eine wirtschaftlich schwierige Situation verstanden wissen. "Vor ein paar Jahren wären wir nie auf so eine Idee gekommen", sagt der MKV-Boss. Auch in Zukunft verstehe es der Karnevalsverband als seine Aufgabe, die Finanzierung der größten Veranstaltung in Mönchengladbach sicherzustellen. Darum soll auch der Freundeskreis in den kommenden Wochen stärker beworben werden. "Hätte er — so wie es früher mal war — 1000 Mitglieder, kämen wir besser über die Runden", sagt Gothe.

Doch zur Zeit sind es nur 500 Förderer, die den Karneval in Mönchengladbach mit 66 Euro pro Jahr unterstützen und dafür zum Beispiel den Zug von einem Tribünenplatz aus verfolgen dürfen. Beim Eine-Stadt-Fest will der MKV am Wochenende gezielt um neue Mitglieder werben.

(RP)
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