Mönchengladbach Feuerwehr: Zurück zur 54-Stunden-Woche
Mönchengladbach · Mehr als 100 Feuerwehrleute haben Verträge unterzeichnet und wollen wieder 54 Stunden wöchentlich arbeiten. Ein finanzieller Ausgleich alter Überstunden machte den Weg frei. Aber: Ab 2014 gilt vermutlich die 48-Stunden-Woche.
Bei rund 25 Kollegen muss Feuerwehrchef Jörg Lampe noch Überzeugungsarbeit leisten. Im Gegensatz zu mehr als 110 Feuerwehrleuten haben sie bislang die freiwillige Vereinbarung, ab 1. Januar wieder 54 Stunden wöchentlich zu arbeiten, noch nicht unterschrieben. Die Zeit drängt. Denn die Stadt muss mittelfristig Leute einstellen, wenn sie das Zeitkontingent nicht komplett abdecken kann. Gleichzeitig arbeitet Lampe an Modellen, die Arbeitszeit der Feuerwehrleute dauerhaft auf 48 Stunden wöchentlich zu senken.
Stadt müsste zusätzliche Kräfte einstellen
Denn Ende nächsten Jahres läuft die Frist aus, nach der freiwillig 54 Stunden gearbeitet werden dürfen. Sollte das Land dieses Arbeitszeitmodell nicht verlängern, gilt ab 1. Januar 2014: Alle hauptamtlichen Feuerwehrleute dürfen nur noch maximal 48 Stunden wöchentlich arbeiten. Für die Stadt bedeutet dies: Sie muss bis zu 29 zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Vor dem Hintergrund, dass ausgebildete Feuerwehrleute auf dem Arbeitsmarkt rar sind, ist das kein leichtes Unterfangen. Die dadurch notwendigen zusätzlichen Personalkosten kann die Stadt eigentlich nur auffangen, wenn sie an anderer Stelle spart. Und das heißt vermutlich: Es werden mehr Stellen in anderen Verwaltungsbereichen abgebaut.
Dass die Stadt ein Jahr vor dem Ablauf der Frist in Zugzwang geraten ist, liegt an ihrer zurückhaltenden Haltung, mehr als 288 000 Überstunden auszugleichen. Diese sind in den Jahren 2002 bis Ende 2006 entstanden. Mehrfach hatten mehr als 200 betroffene Feuerwehrleute die nachträgliche Bezahlung ihrer Überstunden angemahnt. Als der Frust zu groß wurde, kündigten 140 Kräfte die sogenannte Opt-out-Regelung. Mit diesem Vertrag verpflichten sich die Wehrleute, freiwillig 54 Stunden in der Woche zu arbeiten. Pro Schicht bekommen sie dafür 20 Euro extra. Mit der Kündigung dieser Regelung haben 140 Mitarbeiter den Druck auf die Verwaltung erhöht, schnellstmöglich zu einer Einigung zu kommen und die Überstunden nachträglich zu bezahlen. Nach wochenlangem Hin und Her gab es schließlich eine Einigung: Jeder der 200 Feuerwehrleute soll 8000 Euro für die Überstunden aus den Jahren 2002 bis Ende 2006 bekommen. Dafür stellte die Politik rund 2,5 Millionen Euro zusätzliche Personalkosten zur Verfügung.
Personalratsmitglied Thomas Enk (Verdi) sieht keine großen Probleme auf die Feuerwehr zukommen, wenn die säumigen 25 Wehrleute den Vertrag nicht mehr unterzeichnen. "Das kann für einige Zeit mit einem dezentralen Schichtmodell aufgefangen werden", sagt er. Die Chance, offene Stellen mit früheren Feuerwehrleuten des JHQ zu besetzen, schätzt er als relativ gering ein: "Nach meiner Kenntnis haben sie inzwischen alle einen neuen Job gefunden. Die Stadt muss etwas tun, um bei Feuerwehrleuten als Arbeitgeber interessant zu werden."
Was auf die Stadt Ende 2013, wenn die Opt-out-Regelung landesweit ausläuft, zukommen kann, konnte sie jetzt bereits erproben: Vorsorglich wurden 29 zusätzliche Stellen bei der Feuerwehr in den Stellenplan aufgenommen.