Mönchengladbach Feuerwehr: acht Millionen wert

Mönchengladbach · Ab 2009 muss die Stadt ihren Haushalt auf die doppelte Buchführung umstellen und vom Schulgebäude bis zum Bleistift alle Vermögen und Schulden detailliert auflisten. Angefangen hat die Kämmerei mit der Feuerwehr.

Schlauchaufzuganlage: 26 000 Euro. Atemschutzgeräte: 203 000 Euro. Rettungsschere: 1 Euro. Feuerwehrkran: 560 000 Euro. Was die städtische Mönchengladbacher Feuerwehr wert ist, steht jetzt detailliert auf sechs Seiten eng bedrucktem Papier. Insgesamt sind die Maschinen, Anlagen, Arbeitsmittel und Gebäude der städtischen Brandbekämpfer acht Millionen Euro wert.

Wozu das Ganze? Die Kämmerei hat die Feuerwehr als einen der ersten Fachbereiche den Vorgaben des „Neuen Kommunalen Finanzmanagements“ (NKF) unterzogen. Am 1. Januar 2009 müssen alle NRW-Kommunen ihre bisher mit der Kameralistik (öffentliche Einnahmen- und Ausgabenrechnung) geführten Haushaltsbücher auf die in der Privatwirtschaft übliche „doppelte Buchführung“, kurz Doppik genannt, umstellen.

23 Millionen Euro für Pensionen

Heißt konkret: Die Kommunen listen alle Vermögenswerte der Grundstücke, Straßen und Gebäude auf und beziffern erstmals auch die bisher in den Etats versteckten Abschreibungen und Pensionsrückstellungen. Und siehe da: Alleine für die Mitarbeiter der Feuerwehr (vor allem die Beamten) hat die Stadt 23 Millionen Euro für Pensionszahlungen zurückgelegt. Das sind fast ein Drittel aller Pensionsrücklagen. Ab 2009 können die Bürger dann auch sehen, was die Schule in Odenkirchen kostet und wie teuer der Unterhalt der Schule in Neuwerk ist. Dieser „Wettbewerb“ soll zu einer besseren Wirtschaftlichkeit der Kommunen führen. „Der tatsächliche Aufwand der Kommune wird ersichtlich und somit auch der mögliche Handlungsbedarf“, sagt die auf NKF spezialisierte Wirtschaftsprüferin der Duisburger Kanzlei PKF, Urte Lickfett. Auch die Privatisierungsbefürworter frohlocken, werden doch die städtischen Beteiligungen wie Krankenhäuser und Wohnungsgesellschaften bewertet. Und wer weiß, wie viel die Immobilien der Kreisbau wert sind, könnte vielleicht schneller auf die Idee kommen, den Bestand der Stadttochter zu veräußern.

Bürgermeister als Unternehmer

Für den Bürgermeister, der dann wie ein Unternehmer einen Jahresabschluss präsentieren muss, hat die Umstellung Vorteile. „Wenn die Gemeinden ihre tatsächlichen Belastungen erkennen, können sie die auch besser steuern“, so Lickfett. Ziel müsse es sein eine strategische Ausrichtung der kommunalen Arbeit. „Ein Unternehmer muss sich auch jedes Jahr überlegen welche Aufwendungen zu hoch sind und wo gespart werden kann.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort