Mönchengladbach Fantastische Oper in grotesken Kostümen

Mönchengladbach · Hinrich Horstkotte führt nicht nur Regie bei "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach, sondern gestaltet auch das Bühnenbild und hat alle 200 Kostüme entworfen. Premiere ist am 23. November.

Kostüme aus "Hoffmanns Erzählungen" am Theater Mönchengladbach
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Kostüme aus "Hoffmanns Erzählungen" am Theater Mönchengladbach

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Eine fantastische Oper, zudem eine, die auch Schwanengesang des Komponisten Jacques Offenbach und damit sein musikalisches Vermächtnis ist, erfordert auch Fantasie bei der Einrichtung für die Bühne. Dazu braucht sich Hinrich Horstkotte (42) gar nicht erst selbst anzuregen. Das ist bei ihm eh selbstverständlich. Theaterbesucher bekamen einen ersten, pittoresken Eindruck von seinem furiosen Kreativdrang, als sie vor vier Jahren die Operette "Die lustigen Nibelungen" im Theater Mönchengladbach sahen. Das Stück überrollte die Zuschauer fast durch seine schillernden, grotesken Kostüme.

"Auch bei Hoffmanns Erzählungen müssen Sängerinnen und Sänger einiges erdulden", scherzte Horstkotte im Gespräch. "Einer der beiden Tenorbuffi ist ein Zwerg, der muss also schrumpfen. Andere lasse ich im Verlauf der fünf Akte auch größer werden", verrät der Bühnenbildner, Regisseur und Kostümdesigner aus Berlin.

Die Rahmenhandlung der Oper spielt in Lutters Weinkeller in Berlin (Akte 1 und 5). Dort ist der romantische Dichter E. T. A. Hoffmann (1776-1822) einst gern eingekehrt. Seine Erzählungen haben den französischen Komponisten Jacques Offenbach, der übrigens aus Köln stammte, dazu inspiriert, den Schriftsteller, Komponisten, Juristen und begnadeten Zeichner selbst zum Titelhelden einer Oper zu machen.

In jedem Akt begegnet Hoffmann eine andere Frau (aus seinen Erzählungen): Stella, die Maschinenfrau Olympia, die Sängerin Antonia und die venezianische Kurtisane Giulietta sind die bezaubernden Geschöpfe. Hinzu treten der Physiker Spalanzani, der Witwer Crespel, der Optiker Coppelius, der Kapitän Dapertutto und andere. Aus der Erzählung "Der goldene Topf" hat der Regisseur zusätzlich den Anselmus ins Spiel gebracht, der fehlt in Jules Barbiers Libretto.

Um das zauberische Spiel zu realisieren, sind häufig Verwandlungen auf der Bühne von Nöten, so Hinrich Horstkotte. "Es sind vier für sich abgeschlossene Geschichten", sagt der 42-jährige Berliner.

Fantasie bei der Inszenierung ist auch deswegen sehr gefragt, weil Offenbach über der Komposition von "Hoffmanns Erzählungen" (Les Contes d'Hoffmann") 1880 starb. "Das Werk ist unvollständig geblieben und musste nachbearbeitet werden", weiß Horstkotte. Er habe sich für die Fassung entschieden, die Fritz Oeser in den späten 1970er Jahren erarbeitet hatte. Mehrere Rollen, auch der Hoffmann selbst, sind doppelt besetzt. Und mehrere Solisten treten in mehreren Rollen auf. Entsprechend hoch war der Bedarf an Kostümen. Die Schneiderei habe sehr viel zu tun, erklärt Horstkotte.

"Allein der Chor, der in zwei Kostümierungen auftritt, braucht rund 100 Kostüme, dazu kommen viele Anfertigungen für die Solisten." Insgesamt müssen fast 200 Kostüme hergestellt werden. Der Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion begeistert sich auch an Offenbachs Musik. Am Pult der Niederrheinischen Sinfoniker wird Kapellmeister Alexander Steinitz stehen.

Die Premiere ist am Sonntag, 23. November, 19.30 Uhr, im großen Theatersaal. Es gibt noch einige Karten.

(RP)
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