Mönchengladbach Fanprojekt zieht in eine alte Schule um

Mönchengladbach · Das sozialpädagogische Projekt "De Kull" verlässt den Container hinter dem Fanhaus und residiert ab Ende Februar auf über 400 Quadratmetern an der Hehner Straße. Derzeit wird in der früheren Grundschule fleißig gearbeitet. Ein Besuch.

 Mitten im Umzug: Philip Hülsen und das Fanprojekt De Kull residieren ab Ende Februar in der alten Grundschule an der Hehner Straße.

Mitten im Umzug: Philip Hülsen und das Fanprojekt De Kull residieren ab Ende Februar in der alten Grundschule an der Hehner Straße.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Es riecht nach Farbe, der Fußboden ist mit Folie ausgelegt, die To-Do-Liste, die an einer Tür klebt, ist ellenlang. "Immerhin ist mein Büro schon halbwegs vorzeigbar", sagt Philip Hülsen. Der Schreibtisch steht, auch die Computer, aber angeschlossen sind sie noch nicht. Hülsen leitet das sozialpädagogische Fanprojekt De Kull - und das zieht gerade um. Aus dem engen Container hinter dem Fanhaus in die alte Grundschule an der Hehner Straße. Es ist ein platztechnischer Quantensprung. Auf rund 50 Quadratmetern fand bislang die Sozialarbeit des Fanprojekts statt, künftig sind es über 400. Ende Februar soll alles fertig sein.

Die Stadt Mönchengladbach stellt dem Fanprojekt die unteren Etagen des Gebäudes, das seit einigen Jahren leer steht, zur Verfügung. Für den Sportdezernenten Dr. Gerd Fischer war das Chefsache. "Er hat uns sehr geholfen", sagt Hülsen. Die Stadt musste sich einbringen, damit De Kull die Förderungen vom Land und von der DFL bekommt. Das tut sie, indem sie das Gebäude zur Verfügung stellt. Darin wird nun fleißig gewerkelt.

"De Kull wird erwachsen", sagt "Peppo" Hülsen. "2007 habe ich den ersten Jugendnachmittag veranstaltet - in einem kleinen Raum im Fanhaus. 2010 haben wir den Container bekommen - jetzt haben wir die Schule und sind fünf Tage die Woche für die Jugendlichen da", sagt Hülsen. "Wir sind stolz auf unser neues Zuhause." Da stört auch nicht, dass die meisten Wände noch gelb sind (die Farbe der wenig geliebten Namenscousine Borussias aus Dortmund) und die Möbel noch "im Messi-System" in einem der alten Klassenräume abgestellt sind. Der Kicker steht einsam im Treppenhaus und in der früheren Sporthalle hängt noch die Kletterleiter an der Wand. "Hier wird es einen Veranstaltungsraum geben für Workshops, Ausstellungen und Fangruppen-Treffen", sagt Hülsen. Unten im Keller wird der Malraum sein, in dem dann Fahnen und Banner gemacht werden. Im Container gab es dafür nur einen kleinen Tisch in der Ecke. Die neue, große Heimstatt passt dann auch zu den gehobenen Anforderungen an De Kull.

Seit der sozialpädagogische Bereich im Mai 2014 vom Supporters Club, der nach wie vor im Fanhaus residiert, getrennt wurde, ist Hülsens De Kull ein "Freier Träger der Jugendhilfe" und arbeitet eng mit Schulen und anderen Jugendeinrichtungen der Stadt zusammen. Seither werde das Projekt "ganz anders" wahrgenommen. Jugendarbeit, Bildungsangebote, Rechtsberatung, Streetwork, Spieltagsbegleitung, Vernetzung mit anderen Jugendhilfeeinrichtungen, natürlich vertrauliche Gespräche - De Kull ist vielschichtig gefordert.

Das Gladbacher Projekt ist bundesweit die 55. Einrichtung dieser Art und die 14. in NRW. Neben Philipp Hülsen gibt es drei weitere festangestellte Mitarbeiter, zwei 450-Euro-Kräfte und einen Praktikanten. Statt im Schnitt 15 Jugendliche pro Tag kümmert sich De Kull nun um die gesamte Ultra- und Jugend-Fanszene der Stadt. "Das sind rund 500 Leute", sagt Hülsen.

Jugendarbeit mit Fußball-Fans - das passt in die Zeit. "Wissenschaftler sagen, die Ultrabewegung im Fußball sei die größte Jugendbewegung in Deutschland", sagt Hülsen. "Wir sind die Anlaufstelle und wollen mit unserem Angebot präsent sein. Wir haben jetzt einen Status quo erreicht, jetzt müssen wir uns etablieren. Dass die Stadt uns diese Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, ist ein Vertrauensvorschuss."

Die Fans haben erste Zeichen gesetzt. "Sotto Cultura" steht auf der einer der Schultafeln, das ist der Name einer Ultra-Vereinigung. "We love Borussia" auf einer anderen. Und im Fenster hängt eine Borussen-Raute. Einige Wände sollen bald mit Graffitis gestaltet werden. "Die Jungs sind sehr kreativ", sagt Hülsen. Die Fans haben Spaß daran, ihr neues Heim zu gestalten. Zur Eröffnung soll die Wanderausstellung "Tatort Stadion" in der neuen De Kull zu sehen sein. "Das wäre ein guter Auftakt für uns", sagt Hülsen. Im Keller hat er auf einem Schild ein hübsches Detail gefunden. "Das Gebäude wurde 1900 gebaut" - im Gründungsjahr Borussias also.

(RP)
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