Tipps zum Lesen Jungen lesen anders, Mädchen auch

Möchengladbach · Flüssig lesen zu können, schafft gute Voraussetzungen für Kinder in Schule und Beruf. Wie Kinder zu Lesern werden können – Expertinnen der Stadtbibliothek geben Tipps.

 Carolin (6) und Kai (6) machen es sich in der Zentralbibliothek gemütlich.

Carolin (6) und Kai (6) machen es sich in der Zentralbibliothek gemütlich.

Foto: Jana Bauch

Lesen öffnet Welten, ist Nahrung für die Seele, macht Wissen zugänglich. „Lesen ist die Kulturtechnik schlechthin“, sagt Brigitte Berendt, die Leiterin der Stadtbibliothek. Lesen ist die Grundlage für den Erfolg in der Schule und im Leben. Wie aber kann man Kinder in einer digitalen Welt dafür begeistern? Am leichtesten sei es, Kinder übers Vorlesen zum Lesen zu bringen. „Man kann gar nicht früh genug mit dem Vorlesen anfangen“, sagt Brigitte Berendt.

Erfreulich, dass viele Eltern das genauso sehen. „Wir haben die höchsten Ausleihzahlen im Bilderbuchbereich“, erklärt Ursula Schmidt-Coenen, die als Lektorin für den Kinder- und Jugendbereich in der Stadtbibliothek zuständig ist. Die Bücherei unternimmt große Anstrengungen, die Kinder schon in der Kita in die Welt der Bücher einzuführen. Sogenannte Zwergen-Bibliotheken stehen in Kindergärten zur Verfügung. Die Kinder können die Bilderbücher ausleihen und zum Vorlesen mit nach Hause nehmen. Es gibt allerdings Eltern, die sich vehement bei der Kitaleitung beschweren, wenn sie von ihren Kindern zum Vorlesen aufgefordert werden. Aber das sind erfreulicherweise doch Ausnahmen.

Aber auch später noch können die Kinder den Weg in die Welt des Lesens finden. Manchmal werden sie von ihrer Grundschullehrerin in die Bibliothek geschickt, dann hat die Pädagogin zum Beispiel einen auffällig niedrigen Wortschatz festgestellt. Manchmal treibt die Kinder auch die Neugier, oder es locken das Erstlesebuch und der Bibliotheksausweis, die sich Erstklässler kostenlos abholen können. Wichtig ist, dass sie nun Bücher finden, die sie gern lesen.

Für Erstleser hält die Stadtbücherei eine breite Palette bereit. „Wir haben zum Beispiel eine Erstleserversion vom ,Schatz im Silbersee’“, sagt Ursula Schmidt-Coenen. „Das lesen auch Väter gern gemeinsam mit den Kindern.“ Auch Comics sind heute nicht mehr verpönt, sondern eignen sich als Lesefutter. Von den Peanuts bis zur Micky Maus ist alles vorhanden. Bücher in Comicform sind ebenfalls sehr beliebt. Für die Erstklässler zum Beispiel „Mama Muh“, eine Figur, die schon aus Kindergartenzeiten bekannt und beliebt ist. Für die Älteren sind  Gregs Tagebücher ein Renner – auch bei den Jungen. „Mein Lotta-Leben“, ebenfalls mit vielen Illustrationen, wendet sich dagegen an Mädchen. „Jungen lesen anders“, weiß Lese-Expertin Schmidt-Coenen. „Zum Beispiel müssen die handelnden Personen auch Jungen sein.“ Mädchen lesen zwar Bücher, die von Jungen handeln, Jungen aber keine, die von Mädchen handeln.

Jungen im Grundschulalter mögen Star-Wars-, Lego-, Ninjago- oder Mindcraft-Geschichten. Bei Mädchen stehen auch Themen wie Feen und Einhörner hoch im Kurs. Alle gemeinsam sind immer noch mit Detektivgeschichten etwa von den „Drei Fragezeichen“ zu begeistern, die es auch in einer „Kids-Version“ mit kürzeren Texten gibt. Auch die Klassiker von Astrid Lindgren oder die Geschichten von Urmel gehen immer, werden aber eher von den Eltern ausgeliehen. Die Bücher vom Sams müssen alle zwei Jahre ersetzt werden, weil sie dann komplett zerlesen sind – was sehr für die Geschichten spricht.

Aber Bücher müssen heute nicht mehr nur in Papierform vorliegen. Es gibt eine App der Stadtbibliothek, die den Zugriff auf mehr als 2000 Bücher zum Selberlesen, Vorlesen und Vorlesen lassen ermöglicht. Ergänzend zu den Geschichten gibt es dann auch Puzzle oder die Möglichkeit, sich ein anderes Ende auszudenken.

Und was wünschen sich Kinder am meisten, wenn sie zum Thema Lesen befragt werden?  „Einen schönen Platz zum Lesen“, gibt Brigitte Berendt das Ergebnis einer Umfrage in der Stadtbücherei wieder. Die Kinder möchten Sitzsäcke, einen Platz, an dem sie in Ruhe lesen und in den Geschichten versinken können.

Die Zentralbibliothek im Carl-Brandts-Haus, Blücherstraße 6, hat dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Auch die Stadtteilbibliothek Rheydt, Am Neumarkt 8, hat ebenfalls zu diesen Zeiten geöffnet, zusätzlich auch sonntags von 13 bis 17 Uhr.

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