Opa-Kolumne aus Mönchengladbach Wie Ausrufezeichen und eine Tischdecke die Ferien prägten

Mönchengladbach · Die Tischdecke in Opa Dieters Küche wird vom wilden Leben der Enkelinnen malträtiert – vor allem in den Ferien. Und nun wollen sie plötzlich auch noch Detektivinnen werden.

 Der Film um die drei Detektivinnen „Drei !!!“ beschäftigt auch die Enkelinnen unseres Kolumnisten.

Der Film um die drei Detektivinnen „Drei !!!“ beschäftigt auch die Enkelinnen unseres Kolumnisten.

Foto: Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Spauke

Haben Sie einmal darüber nachgedacht, wie sich Grashalme unterhalten? Oder ob sich Blumen liebevoll zunicken? Wenn Sie jetzt sagen, der Weber ist verrückt geworden, werde ich nicht widersprechen. Damit könnten Sie recht haben, denn mich quält eine Frage: Was würde unsere Tischdecke sagen, wenn sie sprechen könnte?

Diese Tischdecke ist weiß, wir haben sie im dänischen Ringköbing erstanden. Sie deckt den Tisch in unserer Küche ab und lässt uns vom Ringköbing-Fjord träumen. Oder sie ruft mit Tisch und Bank Erinnerungen an die Zeit wach, in der unser Familienleben mit zwei Kindern hier stattfand. Mittlerweile sitzen auf der Bank unsere Enkelinnen. Eigentlich knien oder stehen sie mehr auf ihr. Unter der Bank liegt oft unser Berner Sennenhund, der die Nähe zum Rudel sucht. Auf und an dem Tisch findet alles statt: essen, trinken, basteln, spielen, malen, streiten, knatschen. Dann kommt die Tischdecke ins Spiel und die Frage, die mich quält. Derzeit wird sie malträtiert: mit Schokolade beknöst, mit Keksen bekrümelt, mit Nudeln beschmiert, mit Saft übergossen. Letzteres dreimal in den vergangenen Tagen. Hätten wir unseren Kindern gesagt, „Mensch, pass’ mal auf!“, rufen wir den Enkelinnen zu: „Ist gar nicht schlimm!“. Ja, die Augen der Liebe werden im Alter sanfter.

In den Ferien sind unsere Enkelinnen häufig bei uns. Schule ist nicht, der Kindergarten hat zu. In diesem Jahr gibt es etwas Neues. Hannah (9) fragte mich: „Spielen wir ,Die drei !!!’?“ Und Opa gab den Besserwisser: „Du meinst ,Die drei ???’.“ Die Lektion, die er bekam, war knallhart. „Die drei ??? ist für Jungs, die drei !!! für Mädchen. Das weiß jeder“, rief Hannah, und Matilda (5) schüttelte wegen des Irrtums ihres Opas missbilligend den Kopf. So wie sie das getan hatte, als sie bei unseren bunten Trinkbechern die blauen mit der Bemerkung aussortierte: „Daraus trinken nur Jungs!“ Oma und Opa dachten da an die Zeit zurück, als sie für die Gleichberechtigung protestierend auf die Straße gegangen waren.

Diese Retro-Gedanken sind out. Dafür sind „Die drei !!!“ in. Jedenfalls bei Mädchen. Und so saß Opa im Kinosaal und schaute sich mit Hannah inmitten einer Mädchenschar den Kinofilm der „Drei !!!“ an. Während Popcorn auf den Boden rieselte, raunte Hannah mir zu: „Kim ist verliebt.“ Meine mir unbekannte Nachbarin in Hannahs Alter seufzte: „Ich find’ den Jungen echt süß.“ Und Opa dachte daran, wie schön es wäre, wenn Hannah und die ihm Unbekannte über einen Fußballtrick gesagt hätten: „Ich trainiere den Übersteiger, damit ich ihn so gut wie Ronaldo kann.“ Nichts davon. Perdu. Niente.

Seit die „Drei !!!“ in unser Leben getreten sind, muss bei jedem Besuch der Enkelinnen ein Fall gelöst werden. Hannah und Matilda haben Detektivkoffer, können Geheimschrift schreiben und lesen, Fingerabdrücke sichtbar und per Rotlicht Morsezeichen machen. Und ich muss mir Geschichten ausdenken, die um den Schatz von König Arthur kreisen, der im Museum Abteiberg vom hinterlistigen Harry, vom gutmütigen Freddy und vom debilen Sven geklaut wurde. Sogar Elisa (2) will Detektivin sein. Und wenn Opa in der Dreifach-Rolle als Harry, Freddy und Sven flüchtet, steht Elisa vor ihm, breitet die Arme aus und fordert: „Arme!“ Seine Flucht wird zum Entführungsfall.

Irgendwann während der Spielpausen nimmt die weiße Tischdecke die Farbe des umgeschütteten Safts an. Und während die Malträtierte uns auf dem Weg in die Waschmaschine scheinbar kummervoll anschaut, rufen Oma und Opa den Enkelinnen zu: „Nicht schlimm, gar nicht schlimm!“

Dieter Weber ist Opa von Hannah (9), Matilda (5) und Elisa (2). An dieser Stelle berichtet er vom aufregenden Opa-Leben. Foto: Ilgner

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