Natur-Kolumne Ein Maulwurf ist blind? Denkste!

Mönchengladbach · Den Maulwurf kennt eigentlich jeder aus Kindersendungen und -büchern. „Aber trotzdem treten wir dem Maulwurf zumeist mit einem interessanten Halbwissen entgegen“, sagt unsere Kolumnistin. Sie hat so ein Exemplar im eigenen Garten und ärgert sich ganz und gar nicht über seine Hügel.

 Elke Kamper, Naturkolumne Mönchengladbach

Elke Kamper, Naturkolumne Mönchengladbach

Foto: Tessa Fischer

Wenn ihr mich als Waldfee fragt, wo ich denn im Wald am liebsten bin, dann ist das für mich nicht so einfach zu beantworten. Natürlich liebe ich es, in den tiefen Wald zu gehen und zu hoffen, dort auf ganz viele tolle Tiere, wunderschöne Bäume, aber auch auf eine Menge von nicht weggeräumtem Totholz zu stoßen. Aber meine heimliche Liebe gehört dem Waldrand, vor allem wenn dieser Teil direkt auf ein Feld oder eine Wiese mündet. Waldrand, einfach herrlich! Deshalb finde ich es auch wichtig, sich nicht nur mit den Tieren und Pflanzen des Waldes zu beschäftigen. Ich sehe gerne das Ganze und da gehört das Feld mit seinen Tieren einfach dazu. Hier tummeln sich Grashüpfer, Feldmäuse, Feldlerchen, Feldhasen und am Waldrand finden wir die Zauneidechse und auf dem Feld zudem den Maulwurf. Der ist besonders interessant. Denn eigentlich kennen wir den alle, alleine schon weil er in zahlreichen Kinderbüchern und -sendungen vorkommt.

Aber trotzdem treten wir dem Maulwurf zumeist mit einem interessanten Halbwissen entgegen. Wir behaupten, der Maulwurf sei blind, was nicht stimmt. Denn er kann einfach nur nicht so gut sehen, aber erkennen kann er schon mehr, als wir glauben. Vor allem kann er ganz locker hell und dunkel unterscheiden. Dann erzählen viele Menschen, der Maulwurf wäre nachtaktiv. Aber nein, er hat einen ganz interessanten Rhythmus. Denn unser Freund, der Maulwurf (Gärtner sehen ihn leider nicht immer als Freund), ist tagsüber wie nachts unterwegs. Er ist immer ungefähr fünf Stunden wach, in denen er durch die unterirdischen Gänge streift, die er gebaut hat. Und dann soll er auch noch Winterschlaf halten? Nein, das tut er auch nicht, und er ruht nicht mal nicht im Winter. Er ist unermüdlich das ganze Jahr unterwegs. In meinem Garten übrigens auch. Und da darf er auch sein, denn er steht nach der Bundesartenschutzverordnung unter Naturschutz, und er ist bei mir im Garten herzlich willkommen.

Die Erde seiner Hügel trage ich ab, und da sie wunderbar locker ist, fülle ich damit die Beete auf, und auf die kahlen Stellen gebe ich ab April wieder neuen Rasensamen. So haben alle etwas davon, und ich habe ein entspanntes Verhältnis zu meinem Gartenkumpel. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Maulwurf das Buddeln als Lebenszweck hat, und alles, was er buddelt, muss ich nicht buddeln. Außerdem frisst er gerne Schnecken, Insektenlarven und Käfer. Seit ich den Maulwurf in meinem Garten habe, habe ich weniger Schnecken.

Für das heutige Spiel schicke ich euch allerdings wieder in den Wald. Wir versuchen, wie die Maulwürfe unter der Erde einen Weg im Dunkeln zu ertasten. Dazu begibt sich eine Person alleine in den Wald mit einer Rolle Packkordel. Sie sucht sich eine Stelle mit vielen Bäume, die nicht zu nah aneinander stehen und an der der Untergrund auch mit nackten Füßen angenehm zu laufen ist. Nun spannt sie die Kordel über eine längere Strecke zwischen die Bäume, so dass alle Mitspieler und Mitspielerinnen, die Kordel auf der Höhe zwischen Taille und Hüfte haben, wenn sie am Anfang der gespannten Strecke stehen.

Aber Achtung, die Mitspielenden sollten den Parcours vorher nicht sehen, sondern sie bekommen schon ein Stück vorher eine Augenbinde umgebunden. Dann führt man sie an die Kordel, fragt, ob sie sich den Parcours durch den Wald barfuß zutrauen. Wenn ja, hilft man noch kurz beim Schuhe ausziehen. Nun stellt man die Teilnehmenden an die Kordel und lässt sie diese ertasten. Ziel des Spiels ist es, ohne zu gucken, den ganzen Parcours mit der Augenbinde abzulaufen, indem man ihn mit den Fingern vorsichtig erspürt. Zwischen den einzelnen Mitspielenden lässt man mindestens ein bis zwei Minuten Zeit vergehen, denn manchmal ist die hintere Person schneller als die vordere, und es macht totalen Spaß, wenn man den Parcours ganz in Ruhe und in seinem eigenen Tempo ablaufen kann.

Wenn es allen so viel Spaß macht wie zum Beispiel mir, kann man auch noch weitere und viel längere Parcours spannen. Aber die Kordel MUSS wieder eingesammelt werden. An der gespannten Schnur könnten sich Waldtiere (zum Beispiel Rehe) verletzten. Das wollen wir auf keinen Fall. Am Ende des Parcours wartet vielleicht noch eine kleine Überraschung für die mutigen, kleinen und großen Maulwürfe, aber hier müsst ihr eure eigenen Ideen mitbringen, denn da hat ja jede Familie andere Vorlieben.

Viel Spaß im Wald und bis bald, eure Wald- und Feldfee!

Elke Kamper ist Naturerlebnispädagogin, Wildbienenexpertin, Entspannungspädagogin und Mutter von zwei Kindern.
Foto : T.essa Fischer

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort