Schulen in Mönchengladbach Wie sich die große Pause auf dem Schulhof verändert hat

Mönchengladbach · Auf Mönchengladbacher Schulhöfen ist richtig was los: Klettergerüste und zig Spielgeräte bieten Beschäftigung. Warum Schüler heute mehr als nur einen Ball brauchen um aktiv zu sein.

 Isra (Mitte) spielt mit ihren Freundinnen in der Pause Gummitwist auf dem Schulhof der Grundschule Pahlkestraße

Isra (Mitte) spielt mit ihren Freundinnen in der Pause Gummitwist auf dem Schulhof der Grundschule Pahlkestraße

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Früher, da gab es vielleicht einen Softball auf dem Schulhof, jemand hatte Straßenkreide mitgebracht oder eines dieser Bänder, die man mit den Daumen und Zeigefingern in komplizierte Muster zog und sich hin- und herreichte. Doch wer sich heute auf Mönchengladbacher Schulhöfen in der Pause umschaut, entdeckt eine ganze Bandbreite an Sportgeräten, Klettergerüsten und Spielzeug. Sachen, die früher nur ausgepackt wurden, wenn einmal im Jahr das große Schulfest war, sind heute in der großen Pause Standard.

Auf dem Schulhof an der Pahlkestraße haben Marie und Emilia das Gummiband auf Kniehöhe um die Beine gespannt. Und Isra versucht, die Herausforderung zu meistern: Mit beiden Füßen auf das Gummiband springen, die Seite wechseln, herunterspringen ohne hängen zu bleiben. Geschafft, das Mädchen strahlt. Gummitwist gehört zu den klassischen Kinderspielen. Wer in den Sechziger- oder Siebzigerjahren groß geworden ist, hat selbstverständlich Gummitwist gespielt. Mit mehr oder weniger Erfolg, denn das Spiel erfordert viel Geschicklichkeit und feinmotorische Fähigkeiten. Es wird auch heute wieder auf den Schulhöfen gespielt – allerdings brauchen die Kinder dafür ein bisschen Anleitung.

„Wir haben Gummitwist genauso wie andere alte Kinderspiele im Sportunterricht eingeführt“, sagt Martina Könen, Lehrerin an der evangelischen Grundschule Pahlkestraße in Rheydt. Es macht den Kindern Spaß, aber sie müssen heutzutage mehr üben als früher. „Ich habe auch schon mal eine ganze Vertretungsstunde lang mit den Kindern Gummitwist gespielt“, sagt Schulleiterin Gabriela Ferfers-Weitz. Das Gummiband ist heute fester Bestandteil der Sportkiste, die in jeder Klasse zum Ausleihen für die Pause bereitsteht. Auch Frisbeescheiben, Seilchen und Softbälle sind enthalten.

Jürgen Huppertz, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Schule und Sport, erinnert sich daran, wie in seiner Jugend auf dem Schulhof noch improvisiert wurde: Aus Steinen wurde ein Tor gelegt, statt eines Fußballs reichte auch ein zusammengeknülltes Papier. Jetzt hat sein Fachbereich gerade für eine schicke neue Spiellandschaft auf dem Schulhof des Förderzentrums Nord am Standort Heidegrund gesorgt: Für knapp 40.000 Euro wurden dort zwei Spieltürme, eine Wackelbrücke, eine Rutsche, ein Kletternetz und ein besonderer Fallschutzbelag installiert. Nicht nur Schulleiter Lutz Wormuth ist glücklich darüber: „Seit alles fertig ist, gibt es bei den Kindern kein Halten mehr“, sagt er. Dabei gibt es auch am Förderzentrum in der Pause zahlreiche Spielsachen, die sich die Kinder ausleihen können. In den vergangenen 15 Jahren habe sich vieles an der Pause gewandelt: „Früher haben wir alleine oder zu zweit die Pausen beaufsichtigt, heute sind fast alle Lehrer im Einsatz“, sagt er. Sie beaufsichtigen Fußballspiele oder geben Spielgeräte wie Seilchen, Bälle oder Roller aus.

Dass die Kinder in der Pause mehr Betreuung bekommen, hat mehrere Gründe, glaubt Barbara Junker, ebenfalls Schulleiterin am Förderzentrum. Einerseits würden sie nicht mehr so viele motorische Fähigkeiten von zu Hause mitbringen und viele Spiele und Geräte nicht kennen. Andererseits habe sich auch der Blick auf Kinder verändert. „Uns ist wichtig, dass die Pause aktiv gestaltet wird“, sagt sie.

Bewegung in der großen Pause macht nicht nur Spaß und ist gesund, sondern auch gut für den Unterricht. „Die Kinder können sich länger und besser konzentrieren, wenn sie sich ausgetobt und miteinander gespielt haben“, weiß Ferfers-Weitz von der Grundschule Pahlkestraße. Deshalb gibt es neben der Sportkiste auch noch viele andere Spielangebote auf dem Schulhof: Hinkelkästchen und Klettergerüste zum Beispiel.

 Am Förderzentrum Nord gibt es seit Kurzem eine neue Spiellandschaft mitten auf dem Schulhof.

Am Förderzentrum Nord gibt es seit Kurzem eine neue Spiellandschaft mitten auf dem Schulhof.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Und was ist aus den zahlreichen Tauschgeschäften geworden, die Generationen von Schülern auf dem Schulhof betrieben haben? Stickeralben und Diddl-Maus-Blätter sind zwar längst uncool, doch Fußball- und Tierbildchen liegen von Zeit zu Zeit im Trend. An der Grundschule Beckrath ist aber klar: Die Tauscherei auf dem Schulhof ist verboten. „Wir haben festgestellt, dass das ablenkt. Manche Schüler denken dann schon im Unterricht darüber nach, was sie mit wem in der Pause tauschen“, sagt Schulleiterin Elfriede Rademakers. Auch dort gibt es inzwischen ein großes Repertoire an Stelzen, Seilchen und Bällen. Nur eine Ausnahmen gibt es: Zur Fußballweltmeisterschaft dürfen die Bilder der Spieler einmal pro Woche in der Pause getauscht werden. Ansonsten gilt: lieber selber Fußball spielen.

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