Arzt-Kolumne „Werkzeuge“ zum positiv leben!

Dass auch Kinder und Jugendliche an Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Angst, Depressionen und Aggressionen leiden können, ist allgemeinhin bekannt und trifft in Zeiten einer mehr als nun einjährigen Pandemie noch verstärkt zu. Die Folgen für das Lernen sowie die Gesundheit sind gravierend, da in einem solchen psychisch belasteten Zustand die notwendigen positiven Emotionen zum effektiven Lernerfolg fehlen – und darüber hinaus kommt es nicht selten zu leidvollen psychiatrischen Erkrankungen, die sich auf die gesamte Gesundheit belastend auswirken.

 Kinderärztin Renate Harnacke am Schreibtisch in der Praxis

Kinderärztin Renate Harnacke am Schreibtisch in der Praxis

Foto: Reichartz,Hans-Peter(hpr)/Reichartz, Hans-Peter (hpr)

Neben dem Schaden für den Einzelnen entsteht auch ein großes gesamtwirtschaftliches Defizit, wie man schon an Zahlen von vor der Pandemie sieht: Ein Großteil an Arbeitsausfalltagen ist bedingt durch psychische Probleme.

Wie kann man vorbeugen oder gegensteuern? Wissenschaftlich belegt ist, dass die sogenannte Psychoedukation hilft – das heißt: Durch  eine bewusste Lenkung des Denkens auf das Positive werden Emotionen nachweislich besser, was einer Krankheitsentwicklung deutlich entgegenwirkt.

Wie können Kinder und Jugendliche diese „Selbstunterrichtung“ ihrer Gefühle lernen? Hierbei ist es wichtig, kleine gewünschte Schritte in seine Lebensroutine zu integrieren, um das wichtige Empfinden von Selbstwirksamkeit zu erleben. 

Ziele wie „was möchte ich lernen?“oder „wie  werde ich fitter?“  sind kleine Einheiten, die zehn täglich zu fünf Stunden monatlich werden. Zusätzlich zu diesen Veränderungen zur Selbstwirksamkeit gilt es, für möglichst jeden Tag ein wohltuendes Ereignis zu planen, das dem Gefühlsleben guttut.

Das ist für die meisten eine positive menschliche Begegnung mit einer Person, mit der ein gutes Einvernehmen besteht und mit der Gespräche möglichst inspirierend sind. Spannend ist es, ein Gesprächsthema schon vorab vorzuschlagen. Auch gemeinsames Erleben mit im Haushalt lebenden Personen wie gemeinsames Kochen oder gemeinsames Kartenspielen dienen dem gesunden Gefühlsleben sehr.

Kommen ein geordneter Tagesablauf, strukturiert durch gesunde Mahlzeiten, Achtsamkeitsübungen, Meditationsübungen dazu, ist die positive, glückliche Beeinflussung des so wichtigen Gefühlslebens gut gelungen.

Das Führen eines Tagebuchs, in dem mittags, abends und nach jeder Woche notiert wird, was im Laufe der vorangegangenen Zeit  positiv war, lenkt noch einmal zusätzlich den Blick auf das Gute und ist außerdem immer einmal wieder zur Hand zu nehmen, um Kraft daraus zu schöpfen. In Fällen vorliegender ernster psychiatrischer Erkrankungen ist ärztlicherseits oft eine medikamentöse Behandlung zu erwägen. Ein zu diesem Thema empfehlenswertes Buch ist das sogenannte „6-Minuten-Tagebuch“, das hilft, diese wichtigen „Lenkungen“ mit einem geringen zeitlichen Tagesaufwand zu bewältigen. Sind diese recht einfachen Hilfen für ein positives Empfinden einmal in das Alltagsleben integriert, können Traurigkeit, Hilflosigkeit, Angst, Depression und Aggression bei Kindern und Jugendlichen von vornherein weitestgehend vermieden werden und im Falle schon bestehender Anzeichen positiv beeinflusst werden. Und diese positive Beeinflussung ist in den Zeiten, die pandemisch getrübt sind, besonders wichtig für die ganzheitliche Gesundheit.

Renate Harnacke. Foto: Reichartz

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