Kolumne Als Großeltern dürfen wir die Enkel verwöhnen

Mönchengladbach · Eltern müssen erziehen, Großeltern dürfen alle Regeln brechen.

 Samira Rippegather

Samira Rippegather

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Eltern zu sein ist schon etwas ganz Besonderes, aber Großeltern zu sein ist das i-Tüpfelchen des Glücks. Mein Mann und ich waren immer sehr gerne Eltern, auch wenn es manchmal Tage gab, an denen die Sprösslinge uns ganz schön Nerven gekostet haben. Vor allem als sie älter wurden und die pubertierenden Wortgefechte begannen. Heute schmunzeln wir „Alten“ manchmal, wenn wir zwischen unseren Kindern und ihren Kindern ähnliche Diskussionen hören. Auf jeden Fall haben wir alle zusammen auch diese Zeiten gut überstanden, und letztendlich nehmen in unserer Erinnerung doch die schönen Augenblicke viel mehr Raum ein. Das Lachen mit unseren Kindern, zu sehen dass sie im Leben angekommen sind, auch schwierige Situationen meistern können, einfach den Weg zum Glück gefunden haben. Die Erfahrungen, die wir als Eltern mit unseren Kindern gesammelt haben, lassen uns die Momente mit den Enkeln so genießen. Wir dürfen einfach nur die schönen Dinge mit ihnen machen.

Wir haben keine Eile, keine Hektik. Wir erzählen Geschichten, singen, tanzen und spielen, haben einfach nur Spaß mit unseren jüngsten Familienmitgliedern. Wenn wir die Enkelkinder mit in den Urlaub nehmen, können wir uns ganz auf sie konzentrieren. Die erste Reise mit den Enkeltöchtern ist uns allen vieren noch sehr gut im Gedächtnis. Die Ältere war ja bereits öfter mit uns unterwegs, aber die Jüngere fuhr damals zum ersten Mal mit. Sie war sich gar nicht sicher, ob sie wirklich ohne Papa und Mama in einer fremden Stadt bleiben wollte. Aber sie war der festen Überzeugung, dass ihr Papi sie schon abholen würde.

Einmal im Hotel, im Hochbett mit der Cousine, der Besuch des Musicals „Aladin“ und das Shoppen, ließ sie das Heimweh schnell vergessen. Abends im Hotelzimmer sind wir in den Betten gehüpft und haben noch laut die Lieder geschmettert, die wir gerade gehört hatten. Mitten in der Nacht musste Opa dann ins Hochbett und die Mädchen krabbelten zu mir. Nach dem Frühstück mussten wir nach Hause. Als ich gesagt hatte: „Jetzt müssen wir los, sonst fährt der Zug ohne uns“, trödelten die beiden.

Zurzeit gibt es einen Opa-Enkel-Tag. Jeden Donnerstag kommt Opa in den Kindergarten um seinen Enkel abzuholen. Im Sommer ging man in die Eisdiele, jetzt gibt es Pommes, denn wie schon erwähnt, wir dürfen ja verwöhnen. Danach besucht man Baustellen. Jack bestimmt. Radlader und Bagger beobachten, dazu geht’s zur kleinen Baustelle, dort kennt man sie auch schon. Außerdem trifft man Gleichgesinnte.

Die Baggerfahrerin winkt allen zu, als sei sie ein Star, der sie sicherlich auch für die kleinen und großen Fans ist. Opa nimmt sich die Zeit, um alles zu erklären: Wie heißen die einzelnen Fahrzeuge? Wozu dienen sie. Inzwischen ist der kleine Mann ein Experte. Als ich einen Radlader nicht von einem Bagger unterscheiden konnte, wurden mir die unterschiedlichen Exemplare gezeigt und der Unterschied erklärt. Auch die Baustelle eines inzwischen abgerissenen Baumarktes war ein beliebtes Ausflugsziel. Gab es dort doch riesige „Steinbeißer“. Bald wird Opa auch den jüngsten Enkel mit auf Tour nehmen. Die Jüngste, gerade vier, ist ein Wildfang. Sie sieht die Welt mit ihren Augen, und wenn wir ihr so zu hören, fällt uns auf, wie einfach das Leben ist. Man muss es nur aus der richtigen Perspektive betrachten.

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