Ernährung für die Kleinen Ein Restaurant für Kinder

Mönchengladbach · In der „Cantina Nest“ im Jugendclubhaus Westend sorgen ehrenamtliche Helfer dafür, dass die Kinder nicht mit leerem Magen Hausaufgaben machen. Mädchen und Jungen lernen dort auch Tischmanieren.

Nina strahlt. Sie mag Nudel mit Käsesoße sehr und kommt gerne ins Kinderrestaurant.

Nina strahlt. Sie mag Nudel mit Käsesoße sehr und kommt gerne ins Kinderrestaurant.

Foto: bauch, jana (jaba)

Um kurz vor zwölf kommen die ersten Kinder nach oben ins Kinderrestaurant „Cantina Nest“. Heute gibt es Nudeln mit Käsesoße. Nina strahlt. Es ist eins ihrer Lieblingsgerichte. Aber auf das selbstgemachte Eis, das mittwochs eigentlich immer auf dem Speiseplan steht, muss sie heute verzichten. „Das haben wir nicht mehr hingekriegt, die Erlaubnis, nach der Corona-Schließung  wieder zu öffnen, kam ziemlich überraschend“, sagt Renate Bongartz-Thyssen, die Vorsitzende des Interkulturellen Familienverbands, der das Kinderrestaurant im Jugendclubhaus Westend betreibt. Aber das Wichtigste haben sie geschafft: die Kinder, die zur Hausaufgabenbetreuung ins Clubhaus kommen, wieder mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen.

„Wann kommst du wieder kochen?“ Diese Frage hat Renate Bongartz-Thyssen während der Corona-Zwangspause oft von Kindern gehört, die ihr über den Weg liefen. Das hat sie gefreut, aber auch ein wenig bedrückt. Denn sie weiß, dass etlichen der Kinder die warme Mahlzeit am Tag fehlt, wenn das Kinderrestaurant geschlossen hat. Natürlich gilt das nicht für alle. Die siebenjährige Nina zum Beispiel erzählt, dass zu Hause gekocht und auch selbst Eis gemacht wird. Aber:  „Es gibt tatsächlich viele Eltern, die nicht kochen können“, sagt die 65-Jährige. „Manchen ist es einfach egal, aber andere wissen wirklich nicht, wie es geht. Sie haben noch nie eine Kartoffel geschält oder einen Blumenkohl gekocht.“

Die „Cantina Nest“ gibt es seit zehn Jahren. Renate Bongartz-Thyssen war damals nicht nur Vorsitzende des Interkulturellen Familienverbandes, sondern arbeitete auch als Honorarkraft in der Hausaufgabenbetreuung des Jugendzentrums im Westend. „Ich merkte schnell, dass es Kinder gab, die um halb drei am Nachmittag noch nichts gegessen hatten, außer vielleicht einer Milchschnitte am Morgen“, erzählt sie. „Wie können sie Hausaufgaben machen, wenn sie Hunger haben?“

 So wurde die Idee geboren, ein Kinderrestaurant aufzubauen. Ein Umbau der Räumlichkeiten und der Einbau einer Küche sind dafür nötig. „Und wir haben wirklich innerhalb eines Jahres mehr als 50.000 Euro Spenden für den Umbau bekommen. Das hätte ich vorher im Traum nicht geglaubt.“

Mit 14 Kindern, die zum Essen kamen, haben die ehrenamtlichen Restaurantbetreiber begonnen, heute kommen zu normalen Zeiten zwischen 45 und 50 Kinder am Tag. Für 50 Cent bekommen sie ein Hauptgericht, eine Nachspeise und ein Getränk. „Die 50 Cent sind natürlich eher symbolisch“, sagt Bongartz-Thyssen.

Die Lebensmittel bekommt der Verein von der Tafel oder privaten Spendern, die Arbeitskraft investiert ein Team von acht Ehrenamtlern. Michael van Montfort ist seit fünf Jahren dabei. „Es macht einfach Spaß“, stellt er fest. „Es ist schön, zu sehen, wie es den Kindern schmeckt.“ Mögen die Kinder denn alles, was auf den Tisch kommt? „Es gibt eine Regel“, sagt Bongartz-Thyssen. „Alles soll zumindest probiert werden, auch das Gemüse und der Salat.“ Das funktioniert, auch wenn die Kinder so manches noch nie gesehen haben. Grüne Bohnen beispielsweise oder Rosenkohl. „Die Bohnen werden schon mal als grüne Schnüre bezeichnet, der Rosenkohl als grünes Fleisch“, sagt die Vereinsvorsitzende und lacht. Aber die Kinder probieren es.

Auch auf Tischmanieren wird Wert gelegt: Das Essen mit Messer und Gabel will geübt, die Serviette verwendet werden. „Die Älteren passen schon auf, dass die Jüngeren das richtig machen.“  Lieblingsgerichte haben die Kinder natürlich auch: Spaghetti (wen wundert’s) und Kartoffelauflauf. Nachmittags finden auch kleine Kochkurse mit Kindern statt.

Ein Kochkursangebot für Eltern hat nicht funktioniert. Weil die einen eben doch kochen können und die anderen nicht einsehen wollen, warum sie es lernen sollten.

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