Cyber-Kurs in Mönchengladbach Die Ferien-Hacker

Mönchengladbach · Codes knacken, Saugroboter kapern, wichtige Daten abgreifen. Bei der VHS lernen Teilnehmer, welche Sicherheitslücken im Internet lauern – und warum Skywalker kein sicheres Passwort ist.

 Ben Erler und Benjamin Koltermann kennen schon viele Fallen im Internet.

Ben Erler und Benjamin Koltermann kennen schon viele Fallen im Internet.

Foto: bauch, jana (jaba)

Benjamin Koltermann lässt Zahlenreihen über den Bildschirm laufen. Das sieht ziemlich eindrucksvoll aus und erinnert an alle Hackerfilme, die man je gesehen hat. Und was passiert jetzt? Wird jetzt der Rechner im Verteidigungsministerium geknackt? Oder aber womöglich den Flughafen lahmgelegt? Koltermann, der IT-Sicherheit studiert und an der Volkshochschule in Mönchengladbach als Dozent arbeitet, lacht. „Jetzt passiert gar nichts, ich bediene nur das Klischee.“

Das Klischee vom Hacker, vor dem nichts sicher ist. Und tatsächlich können die Teilnehmer am Hacker-Workshop, den Koltermann regelmäßig in den Herbst- und Osterferien in der VHS anbietet, durchaus Spektakuläres lernen: Passwörter knacken, Rechner angreifen, Internetseiten nachbauen, um Daten abzugreifen. Alles, um zu erkennen, wie wichtig IT-Sicherheit ist.

„Die größte Sicherheitslücke ist nun mal der Mensch“, sagt Benjamin Koltermann und demonstriert, wie leicht sich Passwörter oft knacken lassen. „Skywalker“ zum Beispiel mag so mancher für ein originelles Passwort halten, aber das Programm mit dem passenden Namen John the Ripper braucht nur Sekunden, um es zu entschlüsseln. „Das Programm arbeitet mit Listen der häufigsten Passwörter“, erklärt der Dozent. Und „Skywalker“ gehört offensichtlich dazu.

Um sich beim Herbstferien- Hacker-Workshop anmelden zu können, braucht man kein größeres Vorwissen als den Computer ein- und ausschalten zu können, betont Koltermann.

Den Umgang mit dem Betriebssystem Linux lernen die Teilnehmer am ersten Tag, das Knacken der Passwörter am zweiten. Am dritten Tag geht es um Angriffe auf andere Rechner. „Zu versuchen, die anderen lahmzulegen, war cool“, sagt Ben.

Der 16-Jährige hat schon den Vorgängerkurs besucht und kann deutlich mehr als den PC ein- und auszuschalten. Er programmiert, macht Musik am PC, entwirft am Bildschirm 3-D-Modelle, die er mit einem 3-D-Drucker ausdrucken kann. Auch für seine berufliche Zukunft kann er sich den IT-Bereich vorstellen. IT-Sicherheit interessiert ihn. „Darüber lernt man in der Schule nichts“, meint er.

Nicht nur junge Leute wie Ben sitzen im Hacker-Workshop. Das Thema interessiert generationenübergreifend. „Ich finde es faszinierend und kann mich hier angeleitet in sicherem Rahmen bewegen, ohne Gefahr zu laufen, im Gefängnis zu landen“, sagt Oliver und lacht. „Es ist toll, aber auch erschreckend, wie einfach vieles ist.“ Zum Beispiel das Fälschen von Email-Adressen. Oder der Nachbau von Internetseiten.

Sonja bringt Internetaffinität und mathematisches Denken mit und ist da, „um zu wissen, wie der Gegner arbeitet“, aber auch, um zu erfahren, wie Internet-Adressen eigentlich aufgebaut sind oder wie sie an fachliche Informationen zu speziellen Fachgebieten kommt.

Zu wissen, wie der Gegner, sprich der Hacker, arbeitet, ist genau das, was Benjamin Koltermann seinen Workshop-Teilnehmern vermitteln will. Deshalb lernen sie natürlich auch, sich gegen Angriffe zu schützen, indem sie Firewalls bauen. Oder welche Sicherheitslücken in Alltagsgegenständen wie smarten Staubsaugern lauern, die ihre Daten an einen Firmenserver senden: Der Server mit allen Daten beispielsweise über den Grundriss der Wohnung kann geknackt werden. Oder der Saugroboter samt integrierter Kamera wird gekapert. Möglichkeiten gibt es viele, aber die Herbstferien-Hacker sind gewarnt. Sie wissen, wie’s geht.

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