Mönchengladbach Hilfe bei Mobbing und Schulversagen

Mönchengladbach · Wozu braucht man eigentlich Schulsozialarbeiter? Damit kleine Probleme nicht riesengroß werden. Und damit Schule ein Ort zum Wohlfühlen ist.

 Kinder und Jugendliche, die in der Schule Probleme haben, können sich an den Schulsozialarbeiter wenden.

Kinder und Jugendliche, die in der Schule Probleme haben, können sich an den Schulsozialarbeiter wenden.

Foto: Christian Wyrwa/(FREELENS POOL) Wyrwa

Lutz Hermanns hat es als Sozialarbeiter in der Jugendarbeit früher selbst erlebt. „Die Jugendlichen kamen erst dann, wenn sie sich schon mitten in der Katastrophe befanden“, sagt er. Und je später Hilfe gesucht wird, desto schwieriger ist es zu helfen. Deswegen ist Hermanns heute Schulsozialarbeiter. Hier besteht die Möglichkeit, früh Unterstützung leisten zu können. Wenn das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen, aber der Brunnen schon in Sichtweite ist, sozusagen.

Was kann ein Schulsozialarbeiter, was ein Pädagoge nicht kann? Warum kümmern sich nicht einfach die Lehrer um die Schüler? Können sie das nicht? Es ist keine Frage der Fähigkeiten, es ist eine Frage der Rolle. „Der Schulsozialarbeiter steht außerhalb des Lehr-Lern-Systems“, erklärt Lutz Hermanns, der seit zehn Jahren an der Gesamtschule Rheydt-Mülfort arbeitet. „Ich habe keinen Lehrauftrag, gebe keine Noten und sanktioniere nicht. Insofern habe ich eine Sonderstellung.“ Das empfinden natürlich auch die Schüler so.

 Lutz Hermanns

Lutz Hermanns

Foto: Lutz Hermanns

Der Sozialarbeiter ist zuständig für Beratung und Präventionsangebote, für Vermittlung und Vernetzung. Der Vorteil: Die Schüler kennen ihn, sie wissen, wo sie ihn finden können. Die Hemmschwellen sind niedrig, Verzögerungen kommen kaum vor. In das Büro von Lutz Hermanns kann man auch mal eben in der Schulpause gehen.

„Es ist gut, wenn die Schüler dann schon kommen, wenn das Problem noch klein ist“, erklärt der Sozialarbeiter. Zum Beispiel bei Mobbing-Erfahrungen. „Es gibt eine Art Testphase des Mobbings“, sagt Hermanns. „Einem Schüler, der auf dem Weg zur Tafel gestolpert ist, wird auf dem Rückweg ein Bein gestellt. Wieder lachen alle, aber der betroffene Schüler kann jetzt schon reagieren. Ignorieren bringt nichts.“ Der Mobber wird sonst versuchen, den „Lacherfolg“ immer zu wiederholen.

Je früher ein unliebsames Verhalten thematisiert und unterbunden wird, desto leichter geht es. „Ich versuche, den Schülern zu vermitteln, dass sie auch mit scheinbaren Kleinigkeiten kommen können. Ich nehme das ernst.“ Auch bei Schulmüdigkeit ist der Schulsozialarbeiter der richtige Ansprechpartner. „Auch hier ist es gut, rasch zu reagieren. Ich rede mit den Jugendlichen, die vielleicht am Sinn der Schullaufbahn zweifeln, aber immer unter der Bedingung, dass sie weiter zur Schule gehen.“ Denn an Schulverweigerung, langes Schlafen und strukturlose Tage kann man sich schnell gewöhnen.

In den Gesprächen versucht der Sozialarbeiter, das Selbstbild des Schülers aufzubauen, eine Perspektive zu entwickeln. Wenn der jeweilig Betroffene einverstanden ist, werden auch Lehrer eingebunden. Aber es muss nicht immer nur um schulische Probleme gehen. Auch wenn im Sportverein, in der Familie oder im Freundeskreis ein Problem auftritt, können die Kinder und Jugendlichen den Schulsozialarbeiter ansprechen. „Ich unterliege der Schweigepflicht und werde nichts nach außen tragen“, sagt Hermanns. Wem es gut geht, der fühlt sich auch in der Schule wohl. Und wer sich persönlich unwohl fühlt, kann auch in der Schule keine vernünftigen Leistungen erbringen.

Damit es gar nicht erst zu Problemen kommt, sind Schulsozialarbeiter auch häufig präventiv unterwegs. Vorurteile und Diskriminierung werden thematisiert, Zukunftsunsicherheit, die Demokratie und ihre Spielregeln, aber auch Sexualität oder Berufsorientierung. Manchmal wird der Schulsozialarbeiter auch hinzugezogen, wenn in einer Klasse etwas nicht rund läuft. „In der Gruppe werden dann die Regeln neu geklärt“, sagt Hermanns. „Das funktioniert meist.“

Die Gesamtschule Rheydt-Mülfort trägt das Siegel „Schule ohne Rassismus“. „Wir versuchen immer, Respekt voreinander zu vermitteln, und ich erlebe hier in der Öffentlichkeit der Schule auch keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wie das heute genannt wird“, sagt der Schulsozialarbeiter. „Bei menschenverachtenden Schimpfwörtern bin ich auch sicher, dass immer jemand eingreifen würde.“

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