Natur-Kolumne Großer Hunger und Wissensdurst

Mönchengladbach · Was machen eigentlich Schmetterlinge und Marienkäfer, bevor sie schlüpfen? Dieser Frage geht unsere Kolumnisten in dieser Woche nach, und sie hat einen Tipp für alle kleinen und großen Natur-Forscher.

 Vom Ei, zur Larve und über die Puppe zum Imago: ein Schmetterling weist die üblichen Entwicklungsstadien eines Insekts auf.

Vom Ei, zur Larve und über die Puppe zum Imago: ein Schmetterling weist die üblichen Entwicklungsstadien eines Insekts auf.

Foto: dpa/Zou Zheng

Ich muss etwas gestehen: Als Waldfee wird man nicht einfach mit einem enormen Wissensschatz über die Natur geboren. Bei mir war es sogar eher das Gegenteil. Vor meiner Ausbildung zur Naturerlebnispädagogin konnte ich mit noch weniger als einem soliden Halbwissen über die Natur aufwarten. Aber, wie ihr als treue Leserinnen und Leser wisst, kommt es nicht in erster Linie auf das Wissen an, sondern auf die Liebe zur Natur.

Diese Liebe zur Natur macht offen. Offen für Wissen durch ehrliches Interesse für einen Vorgang in der Natur. Manches vergisst man wieder (ich behaupte sogar vieles), aber durch Wiederholen und eben genau dieses ehrliche Interesse, das es braucht, um tiefer zu forschen, festigt sich das Wissen, und irgendwann wundert man sich, was man alles weiß über die Natur. Ich hoffe, auch ein kleines bisschen zu Eurem Wissen beitragen zu können.  

 Elke Kamper schreibt die Naturkolumne.

Elke Kamper schreibt die Naturkolumne.

Foto: Tessa Fischer

Dieser Wissensdurst ist es, den ich gerne in allen Menschen, ob Groß oder Klein, entfachen möchte. Kommen wir also heute zu einem Thema, das mich eigentlich nie wirklich interessiert hat. Was machen eigentlich Insekten, bevor sie schlüpfen? Irgendwann habe ich mich aber so geärgert, dass ich die Reihenfolge des Lebenszyklus der Insekten nicht kenne oder ihn  immer wieder vergesse, dass ich mich intensiver damit beschäftigt habe. Ist ja auch überhaupt nicht schwer, sich das zu merken. Ein Insekt ist nicht einfach so da, es durchläuft in der Regel eine Metamorphose. Ein Wort, das viele Menschen kennen und mögen und in völlig anderen Zusammenhängen benutzen.

Ein Lebenszyklus beim Insekt ist etwas ganz Besonderes: Jede einzelne Phase könnte unterschiedlicher nicht sein. In jeder der vier Phasen (Ei, Larve, Puppe, Insekt) sieht das spätere Lebewesen so völlig anders aus, dass man meinen könnte, ein Zauberer würde mit einem Zauberstab nachhelfen. Aus dem Ei schlüpft also kein Fliegenbaby sondern eine Fliegenlarve. Diese Larven fressen sich durchs Leben und häuten sich etliche Male, weil sie einfach viel zu schnell wachsen und nicht mehr in ihre Haut passen. Spannend finde ich, dass Fliegenlarven oder Kaulquappen erst unter Wasser leben, auch wenn die ausgewachsenen Tiere später an Land leben.

So eine dauernd fressende Larve unterscheidet sich vom nächsten Stadium, der Puppe, durch zwei Dinge. Erstens:  Die Puppe hört auf zu fressen. Zweitens: Ihre ganze Kraft gilt nun dem Ausbilden der inneren Organe, die bei der Larve noch nicht ausgebildet waren. Außerdem bilden Insekten in diesem Stadium ihre Flügel aus und nun kann das Insekt aus der Puppe schlüpfen und sich an seinem Insektenleben erfreuen. Wenn Ihr als Familie einmal einen solchen Zyklus erleben wollt, empfehle ich Euch ein kleines Set zu erwerben, mit dem Ihr Schmetterlinge oder Marienkäfer selber züchten könnt (im Fachhandel oder Spielzeugladen). Das ist keine Spaßveranstaltung sondern ein verantwortungsvolles Geschehen. Bei einer solchen Aufgabe können alle etwas lernen. Jeder oder jede kann eine bestimmte Aufgabe übernehmen.

Alle könnten die einzelnen Phasen der Metamorphose zeichnen. Es macht viel Spaß, die kleinen Lebewesen in ihren einzelnen Phasen zu zeichnen und die gesammelten Zeichnungen dann aufzuhängen und gemeinsam zu betrachten. Einmal selber gezüchtet und gezeichnet, wird niemand mehr die Lebensphasen der Insekten vergessen. Ich freue mich über jede einzelne Forscherin, jeden einzelnen Forscher. Wenn wir uns alle für die klitzekleinen Dinge in der Natur interessieren und langsam unsere Wissenslücken schließen, kann die Liebe zur Natur wachsen. Ich gehe jetzt kleine und große Wunder in der Natur suchen. Ihr trefft mich im Wald, bis bald! Eure Waldfee.

Elke Kamper ist Naturerlebnispädagogin, Wildbienenexpertin, Entspannungspädagogin und Mutter von zwei Kindern.

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