Kolumne Frauenbilder Die Sache mit dem Millenium Falken

Mönchengladbach · Das ist nix für Mädchen? Unsere Autorin berichtet über Rollenklischees

 Susanne Büdenhölzer-Boms

Susanne Büdenhölzer-Boms

Foto: Antje Proemper

Langsam aber sicher nähert sich die Vorweihnachtszeit und so auch, wie in jedem Jahr, die große Frage der Geschenke. Also zogen vor kurzem mein Sohn, neun Jahre alt, sein Vater und ich los, um in einem bekannten großen Kaufhaus Inspiration zu sammeln. Die Auswahl ist gewaltig, aber wir steuerten zielstrebig die Abteilung der Bausteine mit den Noppen an – die Leidenschaft für ebenjene ist groß in unserer Familie.

Da stand ich nun vor tollen Bausätzen aus unserer Lieblings-Science-Fiction-Serie und liebäugelte mit einem Bausatz, als mein Sohn sagte: „Das ist nichts für Mädchen, guck mal da vorne – da gibt es auch Sachen für Dich“. Mein Auge folgte seinem Fingerzeig und erspähte hübsche Pakete mit bunten Steinchen und süß gemeinten Figuren. Ich war ein wenig verwirrt.

Die Unterscheidung von Spielzeug für Mädchen und Jungen ist eine beliebte Marketingstrategie, die sich vor allem in farblichen Unterschieden äußert. Aber viel auffälliger ist für mich, dass damit schon im kleinsten Kindesalter Rollenklischees vermittelt werden. Jungs spielen zum Beispiel mit Polizei- und Feuerwehrautos, erleben Abenteuer im Dschungel oder fliegen mit R2D2 durch das Weltall. Die Mädchen hingegen backen beispielsweise Törtchen, pflegen Welpen gesund, betüddeln Babypuppen und kümmern sich vor allem darum, welche Kleidung sie tragen. Dies liegt nicht in erster Linie in ihrem ureigenen Interesse, sondern viel häufiger daran, dass sie in eine Richtung sozialisiert werden.

Ich will gar nicht bestreiten, dass es Ausnahmen gibt. Doch auch in der Welt der Erwachsenen wird noch zwischen typischen Frauen- und Männerberufen unterschieden. Es ist gut, dass die Grenze dazwischen aufweicht, Frauen Hubschrauber fliegen und Männer in Elternzeit gehen. Doch echte Gleichberechtigung ist nicht nur dann erreicht, wenn alle Menschen alle Berufe ohne geschlechtsspezifische Zuschreibungen ausüben, sondern auch die Unterscheidung zwischen Spielzeug für Jungen oder Mädchen wegfällt.

Ein kleines Vorbild ist mir eine Freundin meines Sohnes, die sich über all das hinweg gesetzt hat und in deren Kinderzimmer der Millenium Falke thront.

Susanne Büdenhölzer-Boms ist Erziehungswissenschaftlerin und bei der Frauenberatungsstelle MG für den Bereich Prävention zuständig. Sie wird an dieser Stelle regelmäßig aus ihrer Erlebniswelt berichten.
Foto: Frauenberatungsstelle

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