Frauen-Kolumne Was Jugendliche über Pornos wissen müssen

Mönchengladbach · In der digital vernetzten Welt stolpern viele junge Menschen über Pornografie. Es ist dringend nötig, darüber in Schulen und Familien zu sprechen, meint unsere Kolumnistin.

 Pornografisches Material auf einem Handy. (Symbolbild)

Pornografisches Material auf einem Handy. (Symbolbild)

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Es gibt viele Aspekte von Pornografie, über die ich eine kritische Kolumne schreiben könnte. Da wir aber auf der Familienseite sind, möchte ich einen einzelnen Aspekt ins Auge fassen. Wenn ich mit unserem „Liebe ist…“- Workshop an Schulen unterwegs bin, geht es immer auch darum, welche Dinge gerade in jungen Beziehungen riskant sein können. Dabei stelle ich ganz mutig die These auf, dass der Konsum von Pornografie das Risiko für Gewalt in einer Beziehung erhöht. Wobei Gewalt hier ganz klar nicht nur körperlich gemeint ist, sondern auch psychisch und emotional.

Damit ernte ich schockierte Gesichter und heftiges Kopfschütteln – denn der Zusammenhang ist nicht naheliegend. Doch wenn junge Menschen Pornos in einem Alter sehen, in dem sie ihre ersten Beziehungserfahrungen noch nicht gemacht haben, verändert das etwas an der Sicht auf Beziehungen. Kindliche und jugendliche Sexualität ist anders als die von Erwachsenen. Sie kann liebevoll, erforschend und natürlich sein.

Erwachsenen bei Praktiken zuzusehen, kann gerade für junge Menschen verstörend sein. Es kann vermitteln, dass diese Dinge normal sind und gemacht werden „müssen“ – was mir viele junge Menschen bestätigen. Daraus resultieren Erwartungshaltungen, die Mädchen und Jungen nicht erfüllen können. Die Filme suggerieren teils, dass „Nein“ sagen unangebracht ist, was aber absolute Basis einer gleichberechtigten Sexualität ist, egal in welchem Alter. Im schlimmsten Fall wirkt es so verängstigend, dass junge Menschen überhaupt keinen Sex mehr wollen. Was schade wäre, ist es doch eigentlich etwas Schönes.

 Susanne Büdenhölzer-Boms.

Susanne Büdenhölzer-Boms.

Foto: Antje Proemper

Was hat das nun mit Gewalt zu tun? Sie kann aus Frustration entstehen, dass in einer Beziehung die Dinge anders laufen als erwartet. Und: Ein großer Teil von pornografischem Material bildet Frauen als unterlegen ab, es werden Dinge mit Frauen „gemacht“ – und damit wird ein mehr als zweifelhaftes Bild vermittelt. Verstehen Sie mich nicht falsch, mit Sexualität geht immer Neugier einher. Früher oder später „stolpern“ in unserer digitalen Welt alle jungen Menschen über Pornos. Umso wichtiger ist es, offen über Sexualität zu sprechen, um sie in die Lage zu versetzen, das was sie sehen, richtig einzuordnen.

Susanne Büdenhölzer-Boms ist in der Mönchengladbacher Frauenberatungsstelle für Prävention zuständig.

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