Opa-Kolumne Wie ein Schwimmbad-Besuch mit Enkeln zum Abenteuer wird

Mönchengladbach · Wenn ein Opa mit seinen Enkelinnen ins Schwimmbad geht, gibt es viele Herausforderungen zu meistern: verlorene Kontaktlinsen, böse Blicke von anderen Vätern und Großvätern – und die Suche nach der Parkkarte.

 Dieter Weber

Dieter Weber

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Diese Kolumne beginnt mit einem Geständnis in zwei Teilen. Erstens: Ich bin ein Schussel. Dauernd verlege, vergesse und verliere ich etwas. Und wenn ich Deponiertes suche, kapituliere ich schnell mit der Frage in Richtung meiner Frau: „Wo ist eigentlich...?“ Zweitens: Ich neige zu Übertreibungen. Wenn ich mit den Enkelinnen etwas unternehme, sind die Vorbereitungen vergleichbar mit denen einer Himalaya-Expedition. Und wenn „Erstens“ auf „Zweitens“ trifft, kann dies im Fiasko enden.

So wie der Besuch mit Hannah und Matilda im Vitusbad. Opa schleppt eine große Sporttasche und einen Rucksack, fuchtelt außerdem mit ultralanger Schwimmnudel und einem Schwimmbrett herum. Es könnte ja sein, dass die Enkelinnen, beseelt vom chlorgetränkten Wasser, Nudel und Brett für Kraulübungen nutzen könnten. Außerdem gibt es im Gepäck Brillen und Gummiringe fürs Tauchen im Tiefen.

Der Eintritt klappt manierlich. Die aufgestellten Automaten umschifft Opa geschickt („Papa kauft uns immer etwas Süßes“). In der Familienkabine ist’s eng, die Suche nach den Badeanzügen der Kinder führt in Untiefen der Sporttasche, der Spind ist viel zu klein.

Als Opa mit Kindern, Schwimmnudel, Schwimmbrett und Rucksack (da sind Bademäntel, Handtücher, Waschlotionen, Taucherbrillen und Gummiringe verstaut) die Herrendusche erreicht, perlen Schweißtropfen auf seiner Stirn. Und als Matilda beim Haarewaschen Schaum in die Augen bekommt, sorgt ihr „Opaaaaaaaa!“ für Aufruhr. Opa hechtet zum Handtuch, während sich die ob seiner Missetat empörten Blicke der anderen Väter und Großväter in seinen Rücken bohren.

Im Schwimmbecken ist dieser Fauxpas Geschichte. Opa zieht die sich an die Schwimmnudel klammernde Matilda durch das Becken und muss genau darauf achten, dass ihre Augen nicht vom Wasser benetzt werden. Das wird auf der Rutsche zur artistischen Übung: Opa hält Matilda zwar über Wasser, taucht dabei aber selbst tief in dasselbe ein, wobei die Kontaktlinse aus dem linken Auge flutscht. Okay, ein gut sehendes Auge reicht für zwei Kinder. Nur Matildas „Ich muss Pipi! Dringend!“ sorgt noch einmal kurz für Hektik.

Kritisch wird der Auszug aus dem Badeparadies. Es dauert, bis Kinder und Opa angezogen, alle Sachen in Tasche und Rucksack verstaut und die langen Haare der Enkelinnen gefönt sind. Als Opa mit Tasche, Rucksack, Nudel und Brett die Kasse erreicht, das nächste Problem: Zum Auschecken werden die Eintrittskarten benötigt. Wo sind sie? Also Tasche und Rucksack wieder ausräumen. Sie finden sich – in Opas Portemonnaie. Dieses Mal kommt er nicht so elegant an den Automaten vorbei („Papa kauft uns aber immer was!“).

Und dann scheint die Welt still zu stehen: Die Karte für das Parkhaus ist weg. Sie ist nicht in Tasche und Rucksack zu finden, nicht im Portemonnaie, nicht in der Jacke, nicht im Auto. Als Opa die Strafgebühr für den Verlust zahlen will, fragt Hannah: „Hast du in der Hosentasche nachgeguckt?“ Da ist sie. Opa denkt: „Dieses Kind macht Karriere!“

„Das war spannend! Ich habe Opa gerettet. Im Parkhaus“, erzählt Hannah später ihrer Mutter. Sie runzelt die Stirn. Und Matilda fragt ganz charmant: „Opiiiiii, wann gehen wir wieder schwimmen?“
Ähhh, ja ...

Kolumnist Dieter Weber ist Opa von Hannah (8), Matilda (5) und Elisa (2). An dieser Stelle berichtet er regelmäßig von seinem aufregenden Opa-Leben.
Foto: Detlef Ilgner

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