Familie in Mönchengladbach Messdiener sein liegt in der Familie

Mönchengladbach  · Immer weniger Jugendliche werden Messdiener. Wer heute noch im Gottesdienst hilft, ist oft durch eine besondere Verbindung dazu gekommen: die Familie.

 Messdiener im Pfarrheim Lürrip: Hinten stehen Zoe Schulte, Jan Wershofen und Torsten Kreuzberg, vorne stehen Silas Turck und Jasmin Kreuzberg.

Messdiener im Pfarrheim Lürrip: Hinten stehen Zoe Schulte, Jan Wershofen und Torsten Kreuzberg, vorne stehen Silas Turck und Jasmin Kreuzberg.

Foto: Isabella Raupold

Die Messdiener aus Lürrip, Dahl, Hardterbroich und Pesch bewegen sich am Samstagnachmittag keineswegs gemessen. Sie rennen treppauf, treppab durch das Lürriper Pfarrheim, suchen Hinweise und lösen Aufgaben. Auch der neunjährige Silas will gerne mitmachen – und das ist ungewöhnlich. Nur noch wenige Jugendliche werden heutzutage Messdiener. Drei Messen müssen pro Wochenende mit Messdienern besetzt werden. Dafür stehen in der Messdienergemeinschaft St. Josef, Dahl, Hardterbroich, Hermges und Pesch – der GdG Ost – rund 30 Messdiener zur Verfügung, das Leitungsteam umfasst 15 Leute. Das klingt nach guten Zahlen, ist aber im Vergleich zu früher wenig. Es ist noch nicht so lange her, da hatte jede der drei damaligen Pfarren 40 Messdiener zur Verfügung. Warum nimmt das Interesse ab?

„Zur Kirche zu gehen ist für viele Arbeit“, sagt Torsten Kreuzberg vom Leitungsteam der Messdiener. „Manche können gar nichts mehr damit anfangen“, ergänzt Jan Wershofen. Und ans Messdienersein wird man meist durch die Familie herangeführt. Gehen die Familien nicht zur Kirche, finden auch die Kinder selten den Weg in die Messdienergruppen. Auch Silas ist durch die Familie nach der Erstkommunion Messdiener geworden. „Mein Bruder war vor mir Messdiener, und wenn er am Sonntag nach der Messe nach Hause kam, hat er immer erzählt, wie cool das war“, sagt Silas. Nun ist auch er seit einem Jahr dabei. Bei der Messe steht er gemeinsam mit anderen Ministranten am Altar, legt die Hostie zurück ins Tabernakel oder klingelt bei der Wandlung.

Immer das Richtige zur richtigen Zeit zu tun, ist gar nicht so einfach, zumal wenn die ganze Gemeinde zusieht. „Jeder hat schon mal an der falschen Stelle geklingelt oder den Gong geschlagen“, stellt Kreuzberg fest. Schlimm ist das nicht: Die Gemeinde lacht, der Pfarrer schmunzelt. Kreuzberg bringt langjährige Erfahrung als Messdiener mit. Nach seiner eigenen Erstkommunion war er 18 Jahre lang dabei und hörte erst nach der Geburt seiner Kinder auf. Als sein Sohn mit dem Kommunionsunterricht begann, fing er wieder im Leitungsteam der Messdiener an.

Heute ist das Dienen in der Messe eine Familienaufgabe – auch Kreuzbergs Tochter Jasmin trägt regelmäßig das Ministrantengewand. Er selbst hat ebenfalls über seine Eltern den Zugang zu dem Amt gefunden: „Als Kind war ich mit in der Kirche und habe gesehen, was die Messdiener zu tun hatten. Das wollte ich auch machen.“ Auch Jan Wershofen hat über die regelmäßigen Gottesdienstbesuche mit der Familie zu den Messdienern gefunden. Der 20-Jährige gehört heute ebenfalls zum Leitungsteam der Messdienergemeinschaft der GdG Ost. Dieses Team organisiert die Aktivitäten und plant die Einsätze.

Durch die Messdienergemeinschaft lernen die Jugendlichen das Gemeinschaftsgefühl kennen, das trägt und alle bei der Stange hält. Und auch die Aktivitäten, die zum Gruppenleben gehören. Das Fun-Wochenende zum Beispiel, bei dem die Älteren von morgens bis abends Aktivitäten und Spiele organisieren. Eine Schnitzeljagd im Volksgarten oder auch das Spiel, das gerade das ganze weiträumige Pfarrhein einbezogen wird. Es gibt außerdem Fußballturniere oder Kanufahren auf der Niers.

Im Mai werden die Messdiener bei einer 72-Stunden-Aktion dabei sein, der Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend. „Wir werden mit der Malteserjugend am 25. Mai auf dem Edeka-Parkplatz am Hardterbroicher Markt Lebensmittelspenden für Obdachlose sammeln“, sagt Kreuzberg. Was bringt ihn dazu, so viel Zeit in die Messdienergruppe zu investieren? „Es sind ein, manchmal auch zwei Wochenenden im Monat“, sagt er. „Wir machen das als Familie zusammen – und sprechen hinterher über das Erlebte.“

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