Mönchengladbach Expertin der Heinrich-Böll-Stiftung erklärt den Bürgerkrieg in Syrien

Mönchengladbach · Größer könnte der Kontrast kaum sein. Draußen bringen Einzelhandel und Glühweinstände die Einkäufer in Weihnachtsstimmung. Und in der Volkshochschule diskutiert man an diesem Abend den Bürgerkrieg in Syrien. Der Grüne Salon organisiert diese Abende in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahe steht.

Dr. Bente Scheller lebt als Leiterin des Mena-Büros der Böll-Stiftung in Beirut und berichtete über die Situation vor Ort: Für sie steht fest, dass das Abebben des Flüchtlingsstromes nicht allein von den Maßnahmen der Vereinten Nationen und Europa abhängt, sondern dass die Menschen schlichtweg weniger Chancen haben, über die Grenzen zu kommen. "Es kommen kaum noch Flüchtlinge aus dem Libanon nach Europa. Die Grenzen sind dicht. Die Israelis überwachen ihre Grenzen zum Beispiel sehr stark", erzählt sie. Auch sonst ist die Situation der syrischen Flüchtlinge alles andere als menschenwürdig. "Im Libanon gibt es viele Reiche mit Grundbesitz, eine kleine Mittelschicht und viele Arme." Es gebe kein Geld von den Vereinten Nationen für Flüchtlingsunterkünfte. Die Flüchtlinge müssten sich im Libanon selber durchschlagen. "Die Grundbesitzer vermieten ihr Land an die Flüchtlinge. Das ist zum Geschäftsmodell geworden. Wenn die Familie das Geld für die Miete nicht aufbringen kann, müssen die Kinder auf dem Hof arbeiten", sagt sie. Doch aus vielen von der Böll-Stiftung geförderten Projekten, weiß Bente Scheller, dass es Initiativen gibt, die mit ihrer Arbeit die Flüchtlinge unterstützen.

Auf wen stützt sich Machthaber Baschar al-Assad, und wie ist die Rolle der Opposition?, möchte ein Gast aus dem Publikum wissen. "Es gibt viele Interessen. Die Türkei möchte durch ihr Engagement die Kurden im Auge behalten, und Russland kann durch seine Initiative die Position gegenüber dem Westen stärken. Assad verspricht Schutz", erzählt Bente Scheller.

Zwei Zuschauer verfolgen den Vortrag mit besonders großem Interesse: Quassim Alhumayyer und sein Freund Jwan Joulkak. Quassim verblüfft die Gemeinschaft mit seiner Frage: "Was erwartet die Politik von uns, wenn wir wieder zurückkommen?", will er von Bente Scheller wissen. Sie schluckt kurz, bevor sie ihre Antwort geben kann. " Das ist keine leichte Frage. Ich persönlich fände es fantastisch, wenn sie mit den erlernten Strukturen zum Aufbau Syriens beitragen können."

Quassim möchte in Deutschland Medizin studieren und Jwan Pharmazie. "Wenn ich mit Syrern spreche, dann denkt kaum einer daran, was nach dem Krieg sein wird. In Syrien verbreitet das Regime nur, was es für das Volk tut. Ich war überrascht, dass das Regime für die meisten Tötungen verantwortlich ist. Ich hoffe, dass das noch weiter in die Welt getragen wird."

(eba)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort