Mönchengladbach Es war wieder Brandstiftung

Mönchengladbach · Das Feuer im DRK-Behindertenwohnheim ist vorsätzlich gelegt worden. Einen technischen Defekt als Ursache schließt die Polizei aus. Bewohner und Mitarbeiter sind nach der zweiten schweren Brandstiftung geschockt.

Das Feuer in dem Behindertenwohnheim im Volksgarten, das in der Nacht zum Sonntag zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei geführt hat und 14 Verletzte forderte, ist doch auf Brandstiftung zurückzuführen. Ein Brandermittler der Kriminalpolizei und ein Sachverständiger kamen gestern übereinstimmend zu der Erkenntnis, dass das Feuer gelegt worden ist.

Eine technische Ursache konnten sie eindeutig ausschließen. Der Brand war in einer Ladestationsnische für Elektrorollstühle entstanden. Diese Lademöglichkeit wurde jedoch nicht genutzt. Vielmehr diente die Nische als eine Art Abstellkammer für Reinigungsgeräte.

Wie Polizeisprecher Willy Theveßen gestern mitteilte, sind die Räume in der vierten Etage des Wohnheimes, in der das Feuer ausbrach, für Außenstehende nachts nicht zugänglich. Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen konnten die Kriminalbeamten aber nicht feststellen. Nun wird innerhalb von zehn Tagen zum zweiten Mal wegen schwerer Brandstiftung in dem Behindertenwohnheim ermittelt.

Die Vernehmungen laufen gerade. Die vierte Etage ist wegen des Brandes zurzeit nicht bewohnbar: Durch die Treppenhaustür kann man einen Blick erhaschen in die Flure, die von schwarzem Ruß überzogen sind. Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden von über 50 000 Euro.

Zurzeit werden noch drei Patienten wegen Rauchvergiftungen im Krankenhaus behandelt. 16 weitere Bewohner sind derzeit anderweitig untergebracht. "Sie befinden sich gerade im Krankenhaus Wegberg und werden von unseren Mitarbeitern versorgt", sagt Walter Zach, Wohngruppenleiter des betroffenen Traktes.

Nicht nur die ausquartierten Bewohner sind verunsichert, auch diejenigen, die in den anderen Stationen leben, müssen jetzt besonders betreut werden. Margrit Höffken (78) beschreibt ihre Erinnerungen an die Nacht: "Beim ersten Brand habe ich gemerkt, dass es nicht so schlimm war. Aber diesmal war mehr los. Ich lag im Bett und konnte nicht aufstehen. Natürlich hatte ich Angst." Auch die Wohnbereichsleiterin der dritten Etage, Astrid Lambertz, befindet sich noch im Schock. Immer wieder steigen die Emotionen auf, wenn sie an die Katastrophe denkt.

Die leitenden Mitarbeiter wurden noch in der Nacht zum Sonntag über den Brand informiert und sind zum Wohnheim gefahren. "Wir konnten aber nichts tun, die Feuerwehr hat uns nicht ins Haus gelassen", sagt sie. "Ich war so hilflos."

Die Nachricht über die Brandstiftung trifft das Team nun hart. Der Geschäftsführer und Pflegedienstleiter Fahim Aziz Safi sagte: "Ich bin sehr erschreckt. Über diese Möglichkeit habe ich nicht nachgedacht. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir mit der Situation umgehen." Er möchte in engem Kontakt mit der Polizei stehen, um über die Ursache aufgeklärt zu werden. "Einen dritten Brand kann die Psyche nicht durchstehen." Dennoch sei die allgemeine Stimmung im Wohnheim positiv, berichtet Wohnbereichsleiter Walter Zach: "So was schweißt zusammen, wir wollen die Herausforderung gemeinsam meistern."

Am 7. Oktober hatten Einbrecher das Feuer gelegt, um ihre Spuren zu verwischen. Die Polizei nahm wenig später die mutmaßlichen Täter fest. Ein 17-Jähriger sitzt zurzeit in Untersuchungshaft wegen des Vorwurfes auf 72-fachen versuchten Mordes. Das Feuer hatte die 72 Bewohner des Hauses im Schlaf überrascht. Nur durch glückliche Umstände kam beim ersten Feuer niemand zu schaden.

(OTS)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort