Mönchengladbach Es muss nicht immer Spitzenschuh sein

Mönchengladbach · Vor 20 Jahren übernahmen die Profitänzer Nicole Gößling-Belinski und Victor Belinski eine Ballettschule an der Kaiserstraße. Im Juni feiert "Happy Dance" das runde Datum mit einer Tanz-Gala im Theater Mönchengladbach.

 Ohne Posing wirkt ein Probenfoto nicht. Hier präsentiert sich eine Gruppe der Ballettschule "Happy Dance", die bei der Gala am 20. Juni im Theater Mönchengladbach auftreten wird.

Ohne Posing wirkt ein Probenfoto nicht. Hier präsentiert sich eine Gruppe der Ballettschule "Happy Dance", die bei der Gala am 20. Juni im Theater Mönchengladbach auftreten wird.

Foto: Ilgner

"Bitte keine schwarzen Schläppchen" steht an der Tür zum hellen Tanzsaal mit Oberlicht, Backsteinwänden und weißem Boden, dem strahlenden Zentrum von "Happy Dance". 1995 übernahmen die Belinskis die Ballettschule von dem Ehepaar Jeschke. Gladbach war als Standort ein Glücksfall. "Schüler kommen aus Düsseldorf, Krefeld und Erkelenz. Durch die Compagnie von Robert North am Gemeinschaftstheater ist hier auch das Publikum", sagt Nicole Gößling-Belinski. So wirken die Eleven auch bei Produktionen der Compagnie mit. "Unser Konzept ist die Freude am Tanz - als Hobby. Doch versuchen wir den Ernst, die Disziplin, den Verzicht, das was zum Tanzen dazugehört, zu bewahren, so dass unsere Schüler trainieren können wie Profis", ergänzt sie.

Nicole Gößling-Belinski (49) studierte nach der Mittleren Reife in Essen Tanz an der Folkwang-Schule, legte die Prüfung noch bei Pina Bausch ab und tanzte in Dortmund und vier Jahre an der Oper Bonn bei Youri Vámos. Engagements in Mönchengladbach und Magdeburg bei Irene Schneider, Madeleine Barth und Heidrun Schwaarz folgten. "Als ich meinen Vertrag in Magdeburg bekam", erinnert sich Gößling-Belinski "sah ich meinen künftigen Ehemann auf der Bühne tanzen und war sofort verliebt."

Victor Belinski (51), in Chisinau (Moldawien) geboren, nahm mit zehn das Studium an der Bolschoi-Akademie in Moskau auf. Acht Jahre später hatte er sein erstes Engagement in Chisinau am Landestheater. Nach einer Saison in Donjezk (Ukraine) kam er nach Magdeburg.

 Seit 1995 leitet das Profi-Tänzerpaar Nicole Gößling-Belinski und Victor Belinski die Ballettschule "Happy Dance".

Seit 1995 leitet das Profi-Tänzerpaar Nicole Gößling-Belinski und Victor Belinski die Ballettschule "Happy Dance".

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Grundlage der Arbeit bei Happy Dance ist die Waganowa-Methode. "Die Stunde, vom Battement tendu an der Stange bis zum Grand jeté im freien Raum, folgt einem logischen Aufbau und Einsatz der Kraft. Alle Bewegungen bauen systematisch aufeinander auf. Jede Bewegung hat ein Ziel und einen Sinn", sagt Victor Belinski. "Wenn man nicht jeden Tag trainiert wie ein Profi, muss es nicht immer der Spitzenschuh sein. Ob Hip-Hop, Modern, Jazz, Folklore oder Contemporary - nach der klassischen Grundausbildung kann man unsere Schüler für alles einsetzen." Klassischer Tanz ist der Kern. 250 Mitwirkende, im Alter von drei bis 70 Jahren, proben derzeit und schon seit Wochen für die große Tanz-Gala am 20. Juni, 19 Uhr, im Theater Mönchengladbach.

Neben Bekanntem wie dem Hochzeitstanz, von Victor Belinski für die Jüdischen Kulturtage choreografiert, gibt es auch Neues. Ballettschülerin Katja Silberg (28) hat eine Choreografie übernommen. "Es ist ein Perspektivwechsel. Man verlässt den Innenbereich, auf den man beim Tanzen fokussiert ist, und richtet den Blick nach außen. Es war schwer, diese Brücke zu schlagen", erklärt die Sprachlehrerin, die im Medienbüro der Uni Düsseldorf für Filmschnitt und Ton verantwortlich ist. In der Zusammenarbeit mit anderen Tänzern machen Ballettschüler wichtige Erfahrungen. Markus Patschull (42) wird bei der Gala in einem Pas de deux zu sehen sein. "Ich habe mit 28 klassischen Tanz begonnen, um eine andere Ausdrucksform zu finden", sagt der Damaszener-Schmied, der auch Yogalehrer und Aktmodell an der Hochschule Niederrhein und der Kunstakademie Düsseldorf ist. Tanzpartnerin Anna-Kristina Ewald (32) findet: "Der Pas de deux mit Markus ist eine Erfahrung gegenseitigen Vertrauens und Bereicherung des Ausdrucks," so die freiberufliche Klavierlehrerin.

(bez-)
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