Interview: Stefan Verra Erst kompetent wirken, dann es auch sein

Mönchengladbach · Stefan Verra, Experte für Körpersprache, kommt am Montag, 13. Oktober, mit seinem Live-Programm "Ertappt! Wenn der Körper spricht" ins Kunstwerk nach Wickrath. Wir haben schon mal vorab mit ihm gesprochen - am Telefon.

Mit Stefan Verra zu telefonieren ist eigentlich sehr unklug. Denn dann nimmt man genau das nicht wahr, worum es dem Körpersprecher geht - die Körpersprache. Aber weil Verra auch mit Worten hervorragend umgehen kann, funktioniert es doch, das Gespräch am Telefon. Und der Experte für Körpersprache erläutert mitreißend, worum es ihm geht und was Körpersprache kann oder nicht.

Verra ist ein gefragter Referent und Infotainer. In vollbesetzten Hallen erklärt er mit Witz und scharfem Blick, was der Körper sagt, während wir reden oder schweigen. "Körpersprache wird oft nur als Verkaufs- oder Führungsthema gesehen", sagt Verra, "aber ich meine, es ist ein Thema für alle."

Im Grunde ist Stefan Verra Quereinsteiger. "Es gab eigentlich keine Initialzündung", sagt er. "Ich habe einen Blick für Körpersprache und habe mir dann auch die neurologischen Grundlagen angeeignet." Als Quereinsteiger sei er nicht gefangen in herkömmlichen Denkmustern. Die entlarvt er als Mythos. "Die vor der Brust verschränkten Arme sind keineswegs immer ein Zeichen für Verschlossenheit, wie das in der Küchenpsychologie so gern vermittelt wird", sagt er. "Diese Haltung nehmen einige Menschen auch an, wenn sie konzentriert zuhören." Überhaupt hält er nichts von der Ansicht, dass körpersprachliche Signale eine einzige Bedeutung haben, die man kennen und übersetzen kann. Und schon gar nicht könne man darin Lügen erkennen und Gedanken lesen. "Das wird in populären Serien gern vorgeführt und das ist auch tolle Unterhaltung, funktioniert aber nicht", betont Verra. Denn für eine bestimmte Haltung könne es viele Gründe geben.

Trotzdem kann man in seiner Show viel über sich und die Mitmenschen erfahren und hat auch noch jede Menge Spaß dabei. So führt er gern vor Augen, wie Männer durch besonders breitbeiniges Stehen oder Sitzen Potenz- und Territorialsignale aussenden. "Wenn die Frauen dann hinterher in der Pause genau diese Haltung sehen, lachen sie meist Tränen", erzählt Verra.

Aber auch die Frauen kommen nicht ungeschoren weg, denn Verra enthüllt auf der Bühne auch, welche Signale hochhackige Schuhe aussenden oder was Frauen beim Flirten mit ihrem Weinglas tun. Allerdings sollte niemand glauben, nach dem Abend als neuer Mensch mit verwandelter Körpersprache nach Hause zu gehen. "Bei der eigenen Körpersprache kann man nur kleine Elemente verändern", weiß der Experte. "Ein zurückhaltender Mensch wird keine Rampensau."

Allerdings könne man lernen, den Kopf bei Vorträgen gerade zu halten und nicht zur Seite zu neigen. Dadurch wirke man kompetenter. "Im Berufsleben ist es so", sagt Verra. "Man muss erst kompetent wirken, dann kann man kompetent sein." Und der erste Eindruck über einen Menschen wird nun mal von der Körpersprache geprägt.

Stefan Verra ist am 13. Oktober, 20.30 Uhr im Kunstwerk Wickrath.

(arie)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort