Hochzeit im Hospiz in Erkelenz „Jeder Moment, den wir zusammen erleben, ist schön“

Erkelenz/Mönchengladbach · Seit vier Monaten lebt die 55-jährige Mönchengladbacherin Gabriele Klumpen im Hospiz in Erkelenz. Sie ist schwer krank. Jetzt hat sie ihren Helmut geheiratet.

 Gabriele Klumpen (55) ist schwer krank. Sie weiß, dass ihr wohl nicht mehr viel Lebenszeit bleibt. Jetzt hat sie im Erkelenzer Hospiz Helmut Zimmermann (53) geheiratet.

Gabriele Klumpen (55) ist schwer krank. Sie weiß, dass ihr wohl nicht mehr viel Lebenszeit bleibt. Jetzt hat sie im Erkelenzer Hospiz Helmut Zimmermann (53) geheiratet.

Foto: Hospiz Erkelenz

Boltenhagen. Noch einmal den feinen, weißen Sand am Strand spüren. Die gesunde, salzhaltige Luft einatmen. Das Meeresrauschen an der Ostsee ganz bewusst wahrnehmen. Sich das Ja-Wort geben in der romantischen, kleinen Kirche des bekannten Seeheilbads in Mecklenburg-Vorpommern.

Nein, für Boltenhagen, wo sie im vergangenen Jahr noch unbeschwerte Urlaubstage verbrachten, reicht ihre Kraft nicht mehr. Seit vier Monaten lebt Gabriele Klumpen (55) im Hospiz der Hermann-Josef-Stiftung. Und weil die Hochzeit im fernen Boltenhagen für immer ein Traum bleiben wird, hat die Bibliotheksangestellte der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach jetzt ihren Helmut im Veranstaltungsraum des Hospizes geheiratet.

Gabriele Klumpen ist schwer krank. Sie weiß, dass ihr nicht mehr viel Lebenszeit bleibt. Drei, vier Wochen, hat ihr der Arzt bei der Entlassung aus dem Krankenhaus gesagt. Das war vor vier Monaten. Ehemann Helmut Zimmermann (53) hält ihre Hand, sie liegt im Bett in ihrem geräumigen Einzelzimmer. Die geöffnete Balkontür lässt spätsommerliche Sonnenstrahlen herein.

Sie lässt lieber ihn sprechen, hört aufmerksam zu, ergänzt hin und wieder, was der Berufskraftfahrer sagt. Lächelt, wenn er versucht, sie mit einem kleinen Spaß aufzumuntern.

Die Hochzeit im Hospiz war schön. Einer der schönsten Tage in ihrem Leben? „Ja, auf jeden Fall“, nickt Gabriele Klumpen matt. „Ja, das kann man so sagen.“ Ihr Chef von der Fachhochschule war dabei, außerdem rund 15 Kolleginnen und Kollegen. Ihr Helmut hat diese Überraschung für sie organisiert. Auch die Trauringe hat er besorgt. Und das rosafarbene Shirt mit der dunklen Strickjacke für die Hochzeitsfeier mit 27 Gästen.

Die Erkelenzer Standesbeamtin Daniela Koep war da. Die Stadtverwaltung der Erka-Stadt hat dafür nichts extra berechnet. „Das war wirklich sehr nett“, sagt Helmut Zimmermann, für den es die zweite Ehe ist. „Das war auch für uns hier etwas ganz Außergewöhnliches“, erklärt Hospizleiterin Christina Ide, die mit ihrem Team den Raum für die Trauungszeremonie festlich geschmückt hat. Man sei bemüht, den insgesamt 13 Hospizbewohnern ihre Wünsche zu erfüllen. „Dabei sind wir ständig auf Spenden angewiesen, um solche besonderen Wünsche erfüllen zu können.“

22 Jahre kennt sich das Paar. Sie sind zusammen durch Dick und Dünn gegangen. Haben gemeinsam die Aufs und Abs der schweren Krankheit gemeistert. Gehofft. Aber niemals so richtig aufgegeben. Auch jetzt nicht. „Meine Frau ist eine Kämpferin“, verrät der Mönchengladbacher. „Einige Male sah es schon richtig schlecht aus.“

Und weil Boltenhagen nicht mehr geht, haben sie nur noch kleine Ziele. Ein Eis in der Erkelenzer Innenstadt. Mit dem Rollstuhl mal eine Runde im Park drehen. Draußen sein an der frischen Luft. Noch ist Sommer. Oft ist Gabriele Klumpen schon nach fünf oder zehn Minuten müde. Zurück zum Hospiz neben dem Krankenhaus.

„Jeder Moment, den wir zusammen erleben, ist schön“, sagt Helmut Zimmermann, und seine Gabriele nickt. „Jeder Moment zählt. Wir möchten die Zeit, die wir noch miteinander haben, genießen.“ Und auch Hoffnung keimt in ihnen auf. Eine weitere Chemotherapie, diesmal in Tablettenform, wenn sie wieder zu Kräften gekommen ist? Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance?

Sie erinnern sich gerne an die Zeit, als sie sich kennenlernten. In einer Kneipe in Mönchengladbach sahen sie sich vor 22 Jahren zum ersten Mal. Nach fünf Wochen sprach er sie an. „Seitdem leben wir zusammen. Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt der Berufskraftfahrer, der jede freie Minute im Hospiz verbringt.

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