Mönchengladbach Ensemble erweckt Wiener Komponisten zum Leben

Mönchengladbach · Ob Schubert, Strauß oder Mozart - das Concilium musicum Wien spielte sie historisch authentisch im Schloss Rheydt.

Mit einem musikalischen "Gruß aus Wien" kamen Christoph Angerer und sein 1982 gegründetes Concilium musicum Wien ins Schloss Rheydt. Das in verschiedenen Besetzungen spielende Ensemble hat sich die Aufgabe gestellt, Musik Wiener Komponisten möglichst authentisch wiederzugeben, mit zeitgenössischen Instrumenten und historisch informierter Aufführungspraxis. Die Anzahl renommierter Komponisten, die wie Franz Schubert oder der Walzerkönig Johann Strauß in Wien geboren wurden, ist noch nicht einmal so sehr groß. Nimmt man indessen alle Zugereisten hinzu, die wie Beethoven oder Brahms in Wien ihren künstlerischen Durchbruch suchten und fanden, hat man es mit einer fast unübersehbar großen Zahl teils mehr, teils weniger bekannter Komponisten zu tun.

Frühe Wiener Klassik war mit Haydn, Mozart und Johann Georg Albrechtsberger im ersten Teil zu hören. Haydns Divertimento D-Dur und Mozarts Quartett KV 285 sind heitere Werke. Zumal durch die alten Instrumente klangen sie vielleicht nicht unbedingt brillant, auf jeden Fall aber gefällig.

Robert Pinkl spielte zunächst auf einer Traversflöte, die einem Instrument aus den 1780er Jahren nachgebaut war. Im zweiten Teil wechselte er zu einem Original-Instrument aus dem 19. Jahrhundert. Alte Originalinstrumente spielten auch die drei Streicher, Milan Nikolic eine Geige von 1745, Christoph Angerer eine Viola von 1744 und Ute Groh ein Cello aus dem Jahre 1722. Auffallend war ein Instrument, das Angerer in Albrechtsbergers "Partita II" und Johann Nepomuk Hummels "Tänzen für den Apollo-Saal" verwendete, eine Viola d'amore von 1740. Mit einem großen Korpus und 14 (!) Saiten ist sie wahrscheinlich ziemlich unhandlich, was aber Angerer offensichtlich keine Schwierigkeiten bereitete. Munter, so recht mit Charme und Wiener Schmäh ging es im Schlussteil zu, der der Wiener Tanzmusik des 19. Jahrhunderts gewidmet war. Viel Schwung steckte nicht nur im "Gibellinen-Galopp" von Johann Strauß Vater, sondern auch in je einer Polka - von Johann Strauß Sohn die Jux-, vom Vater die Salon-Polka. Kultiviert, mit fein, aber nicht übertrieben retardierten Übergängen erklangen Joseph Lanners Valses op. 85.

Bei aller Fröhlichkeit findet sich in den Kompositionen der Strauß-Dynastie auch immer wieder ein Schuss Melancholie. Das ließ sich so recht nach dem begeisterten Schluss-Applaus spüren, bei der Zugabe mit Josef Strauß' Polka mazur.

(-tr)
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