Mönchengladbach Eltern protestieren für die Zukunft der Hebammen

Mönchengladbach · Mirja F. organisiert Demonstration und gründet eine Ortsgruppe der "Initiative Hebammenunterstützung"

 Auch einige Kinder waren dabei, als am Samstag mehr als 100 Mütter, Väter und werdende Eltern auf dem Alten Markt demonstrierten.

Auch einige Kinder waren dabei, als am Samstag mehr als 100 Mütter, Väter und werdende Eltern auf dem Alten Markt demonstrierten.

Foto: Isabella Raupold

Nicht nur die Hebammen formieren sich, um gegen das drohende Aus ihres Berufsstandes zu protestieren. Inzwischen werden sie auch von zahlreichen jungen Eltern unterstützt. Mehr als 100 Mütter, Väter und werdende Eltern demonstrierten am Samstag auf dem Alten Markt in Mönchengladbach für die Zukunft der freien Geburtshelferinnen. Die jüngsten Demonstranten waren gerade mal wenige Wochen alt.

Seit die Nürnberger Versicherung angekündigt hat, ab Juli 2015 aus dem Konsortium auszusteigen und keine Haftpflichtversicherung mehr für Hebammen anzubieten, fürchten diese um ihre Existenz. Denn ohne Versicherung dürfen sie nicht arbeiten.

"Aussterbende Spezies Hausgeburt" steht auf dem Plakat, das ein kleiner Junge auf seinem Rücken trägt. "Stell Dir vor, Dein Kind kommt, und keine ist da", ist auf anderen Plakaten zu lesen, oder: "Rettet unsere Hebammen". Mirja F. (32) weiß als Mutter um die Bedeutung der Hebammen: "Sie waren für mich unentbehrlich", sagt sie. Damit auch ihren Kindern später eine Hebamme zur Seite stehen kann, hat sie die Demonstration auf dem Alten Markt organisiert. Mehr noch: Auf Facebook hat sie eine Ortsgruppe der Initiative Hebammenunterstützung.de gegründet, die schon 89 Mitglieder zählt.

"Danke, dass Ihr für uns auf die Straße geht", wendet sich Claudia Wolsing an die Demonstranten. Sie ist Hebamme und Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes Mönchengladbach-Viersen. "Die Geburtshilfe ist unser Kerngeschäft und uns eine Herzensangelegenheit", sagt sie. "Das wollen wir uns nicht nehmen lassen." Die Zahl der Geburtsfehler sei nicht gestiegen, erläutert sie weiter, wohl aber die Bereitschaft der Krankenkassen zu klagen.

Auch seien die Klagesummen heute deutlich höher. Mit negativen Folgen für die Hebammen. Nicole Finger, OberbürgermeisterKandidatin der FDP, hat als einzige Politikerin den Weg auf den Alten Markt gefunden. Sie stellt sich an die Seite der Hebammen: "Nehmen wir den Hebammen die Geburten, entkernen wir den Beruf und machen ihn kaputt", sagt die Mutter zweier Kinder. Der Druck der Eltern sei deshalb besonders wichtig, betont sie.

Auch für Maren Kuçi (32) sind Hebammen unverzichtbar. Denn ihr zweites Kind möchte sie in diesem Sommer zu Hause zur Welt bringen. Und das geht nur mit einer Hebamme. "Werden Sie noch bis zum Herbst schwanger", gibt eine Hebamme den Demonstranten mit auf den Weg. "Denn nach dem 1. Juli 2015 können wir Sie nicht mehr betreuen."

(RP)
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