Mönchengladbach Elefanten kennen keine Eiszeit

Mönchengladbach · Der Universal Circus Renz gastiert momentan in Mönchengladbach. Die derzeitigen Minusgrade stellen für das Team eine große Herausforderung dar, denn Unterkünfte für Menschen und Tiere müssen warmgehalten werden.

Es ist Vormittag, elf Uhr. Im Zirkuszelt des Universal Circus Renz sind es zwei Grad unter null. Stallmeisterin Yvonne Lübben lässt sechs der zirkuseigenen Pferde durch die Manege traben, Mensch und Tier stoßen dampfende Atemwolken aus. Die Stallmeisterin trägt eine dicke Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe.

Am Nachmittag wird es jedoch wärmer werden: „Etwa eineinhalb Stunden vor der Nachmittagsvorstellung fangen wir an, das Zelt zu heizen, dann ist es angenehm, wenn die Zuschauer kommen“, erklärt Holger Fischer, Geschäftsführer des Universal Circus Renz, der noch bis zum 4. Januar den „Weihnachtszirkus Mönchengladbach“ auf dem Nordparkgelände ausrichtet. Die Dieselheizung, die das Zelt auf Temperatur hält, läuft dann bis elf Uhr abends durch, dann haben die Zuschauer der Spätvorstellung gerade das Zelt verlassen. „Um kurz nach elf ist die Manege dann schon fast ausgekühlt“, sagt Fischer. Die Zeltplane aus Gummi sei nicht im Stande, die Wärme über einen längeren Zeitraum zu speichern.

Eine weitere Dieselheizung sorgt im etwa 80 Quadratmeter großen Elefanten-Zelt für angenehme Temperaturen von etwa 19 Grad Celsius. Bei den Elefanten hat gerade ein Zirkusmitarbeiter von der Wärme profitiert, in der Hand hält er einen tropfenden Wasserschlauch. „Ich habe die Abwasserleitung von meinem Wohnwagen aufgetaut“, sagt er und grinst. Die am Boden verlaufenden Wasserschläuche frieren bei den derzeitigen Temperaturen ständig zu. Einzige Ausnahme ist der Schlauch, der die etwa 100 Zirkustiere mit Trinkwasser versorgt. Dieser läuft den ganzen Tag, damit er nicht zufriert. „Das Wohlbefinden unserer Tiere hat bei uns absolute Priorität“, sagt Fischer. Die meisten der Tiere sind jedoch unempfindlich gegen die Kälte, allein die Elefanten müssen es dauerhaft warm haben. Den Pferden reichen nachts Decken, andere Tiere wie die zirkuseigenen Bären, sibirischen Tiger und Kamele aus der sibirischen Savanne sind durch ihren natürlichen Lebensraum an Temperaturen um den Gefrierpunkt gewöhnt.

Anders sieht es bei den etwa 100 Mitarbeitern des Zirkus’ aus, die mitunter aus exotischen Ländern wie Kolumbien oder Simbabwe stammen. „Die 30 Artisten reisen in ihren eigenen Wohnwagen an und heizen selbst“, erklärt Fischer. Sie sind nicht fest beim Zirkus angestellt, sondern für eine oder mehrere Spielzeiten engagiert. Die meisten ihrer Wohnwagen verfügen über Gasheizungen. „Bei den derzeitigen Temperaturen müssen sie fast jeden Tag neue Gasflaschen besorgen“, erklärt der Geschäftsführer des Zirkus’. Die 70 festen Mitarbeiter, das so genannte „Hauspersonal“, bekommen Unterkünfte und Heizungen gestellt. Sie wohnen entweder in Wohn- oder in umgebauten Zirkuswagen. In diesen finden etwa fünf Personen Platz. Mit Stromradiatoren, Gas- und Petroleumheizungen werden ihre Unterkünfte auf Temperatur gehalten. „Aufgrund vieler technischer Errungenschaften in den letzten Jahren können wir mittlerweile sehr effizient heizen“, erklärt Geschäftsführer Fischer. Trotzdem sind die Energiekosten in den Wintermonaten enorm. Am Tag verbraucht der Zirkus zwischen 1500 und 2000 Litern Heizöl. Beim aktuellen Heizölpreis bedeutet das tägliche Heizkosten von 750 bis 1000 Euro.

Trotzdem geht Circus Renz das ganze Jahr über auf Tournee und macht statt einer Winter- eine Sommerpause von Mitte Juni bis Mitte August. Der Grund: „Im Winter gehen die Leute lieber in den Zirkus, die niedrigen Außentemperaturen schrecken nicht ab“, ist Holger Fischers Erfahrung.

Kein Wunder, dass die Zuschauer in Scharen kommen, denn in der Manege von Circus Renz ist es nun nicht mehr zwei Grad unter, sondern 19 Grad über null. Wie bei den Elefanten.

(RP)
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