Mönchengladbach Eiskalt erwischt

Seit dem Ableben von der süße Knut hat kein Eisbär-Tod die Gemüter mehr so erregt wie das tragische Ende von sein namenloser Kollege, der vor vier Tage auf Spitzbergen von einige Besatzungsmitglieder der MS Bremen erschossen wurde.

 Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

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Foto: Macharski

Die Männer berufen sich auf Notwehr, was man nachvollziehen kann, wenn man von ein zwei Meter fünfzig großes und 500 Kilo schweres Tier angegriffen wird. Die Frage, die sich aber viele stellen, ist eine andere: Warum gehen die Leute da an Land, wo sie gar nicht erwünscht sind? Bei die Spezies Mensch spricht man in ein solcher Fall von Hausfriedensbruch. Wenn ein Einbrecher irgendswo einsteigt, der Hausbesitzer sich wehrt und vom Einbrecher erschossen wird – wer ist im Recht? Natürlich der Tote! Auf Kreuzfahrten scheinen andere Gesetze zu gelten. Vielleicht heißt es deshalb: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“. Bei dem Crew-Mitglied, das der Schuss abgab, handelte es sich um ein sogenannter Eis-Wächter – ein bislang unbekannter Berufszweig, den man bis letzte Woche noch Aushilfen in italienische Eiscafés zugeordnet hätte. Vom Wortsinn her klingt der Name recht ehrenwert, da Wächter aufpassen. Im vorliegenden Fall vielleicht sogar auf vom Aussterben bedrohte Tiere! Aber leider ist dem nicht so, denn die arktische Söldnertruppe ist in Wirklichkeit dafür da, die Eisbären aus ihre Verstecke zu treiben, damit die Schaulustigen auf ihre Partycruiser auch was zu sehen bekommen. Verständlich, denn wer bezahlt schon 6.000 Euro für neun Tage Urlaub, um jeden Tag nur Möwen zu sehen, die einem auf den Kopf scheißen? Bestimmt nicht die Leute, denen es auch völlig egal ist, mit ein Kreuzfahrtschiff, das pro Fahrt mehr Schadstoffe ausstößt als fünf Millionen Autos, durch empfindliche Ökosysteme wie die Arktis zu tuckern. Eine Seefahrt, die ist lustig, heißt es. Die Natur mag das ein bisschen anders sehen.

Euer Hastenraths Will

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