Mönchengladbach Einsatzkräfte simulieren Zugunglück

Mönchengladbach · Bei einer Großübung studierten Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und die ehrenamtlichen Organisationen eine enge Zusammenarbeit ein. In Neuwerk bauten die Rettungskräfte dafür einen Behandlungsplatz auf.

Im Minutentakt werden die Verletzten auf den Behandlungsplatz am Neuwerker Gathersweg gefahren. Die Krankenwagen halten an, die Sanitäter springen heraus und schieben die Patienten auf Liegen weiter über den Schotter in das Sichtungszelt. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Notärzte teilen die Patienten nach der Schwere ihrer Verletzung auf. Ganz nach rechts kommen Patienten der "Kategorie Rot", die lebensbedrohliche Verletzungen erlitten haben, links daneben die Verletzten der "Kategorie Gelb" mit mittelschweren Verletzungen. Dann folgt die "Kategorie Grün": leichtverletzte, geschockte oder traumatisierte Personen.

Sie alle wurden Opfer eines Zugunglücks in Helenabrunn. Der Zug war entgleist und über eine steile Böschung in die Tiefe gerutscht. In die Nachrichten hatte es dieser Unfall allerdings nicht geschafft. Denn er war nur fingiert - für eine Großübung Gladbacher Rettungskräfte. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und die ehrenamtlichen Hilfsorganisationen nutzten die Simulation, um das Zusammenspiel untereinander zu üben und zu verbessern.

Von Helenabrunn aus wurden die Schauspieler, deren Verletzungen dank professioneller Schminke täuschend echt aussahen, nach Neuwerk transportiert. Auf rund 2500 Quadratmeter Fläche hatten die Einsatzkräfte hier - während ihre Kollegen die Passagiere aus dem verunglückten Zug bargen - einen zentralen Behandlungsplatz mit acht Zelten aufgebaut. "Wenn wir das im Ernstfall in 30 bis 60 Minuten schaffen, wäre das schon top", erklärte Martin Bonn von der Feuerwehr.

Klaus Vieten, Einsatzleiter der Feuerwehr, erklärt, dass vor allem die Regelung des Abtransportes der Verletzten aufwändig ist: "Die Transportorganisation ist ein langwieriger Prozess. Man muss entscheiden, wie dringend die Behandlung im Krankenhaus notwendig ist, ob der Verletzte transportfähig ist und in welches Krankenhaus er gebracht wird. Im Ernstfall kann man Patienten bis nach Aachen oder weiter weg transportieren." Neben den Rettungskräften, Notärzten und Sanitätern sind auch Notfallseelsorger im Einsatz. "Wir haben überwiegend eine begleitende Funktion am Behandlungsplatz und kümmern uns um die leichtverletzten Menschen. Aber auch um Angehörige, die natürlich wissen wollen, was passiert ist, sorgen wir uns", erklärt Bernhard Krinke-Heidenfels, Koordinator der Ökumenischen Notfallseelsorge Mönchengladbach. Dem Gemeindereferenten und seinem Team, das aus Freiwilligen besteht, ist es bei der Übung wichtig, das Zusammenspiel mit den anderen Hilfsorganisationen und Rettungskräften zu üben. Auf die Frage, wie man es schaffe, im Ernstfall die Ruhe zu bewahren, antwortet er: "Natürlich muss man ein Gefühl der Sicherheit ausstrahlen und eine Distanz zum Geschehen bewahren. Dem Verletzten gegenüber muss man Positives bestärken und Negatives kanalisieren, dann klappt es auch, dass keine Hektik ausbricht".

Eine Übung dieser Größenordnung ist für die meisten der 120 Helfer auf dem Gelände eine völlig neue Erfahrung. 50 Patienten sollen hier pro Stunde behandelt werden können. Das klappt natürlich nur, "wenn man es schafft, dass alle Automatismen sitzen", sagt Miguel Diaz-Wirth, Übungsabschnittsleiter am Behandlungsplatz. "Wir wollten hier eine Vollauslastung üben und dafür muss man es schaffen, das Gelände zu einem abgeschlossenen Bereich zu machen". Das ist den 120 Helfern wohl gelungen, denn man schaffte es, in kurzer Zeit ein kleines Zeltdorf zu errichten, in dem jeder der 50 Verletztendarsteller angemessen behandelt werden konnte.

(ea)
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