Mönchengladbach Eine Plattform gegen den Leerstand

Mönchengladbach · Ein neues Vermittlungsportal im Internet bringt Mieter und Vermieter zusammen. Das Quartiersmanagement und die Wirtschaftsförderung wollen mit dem Projekt die Rheydter Innenstadt beleben. Gesucht werden Zwischenmieter.

 Die Hauptstraße zwischen dem Harmonieplatz und der Friedrich-Ebert-Straße bietet ein trostloses Bild - Leerstände, wohin man sieht.

Die Hauptstraße zwischen dem Harmonieplatz und der Friedrich-Ebert-Straße bietet ein trostloses Bild - Leerstände, wohin man sieht.

Foto: Inge Schnettler

Constanze Neues, Anna Bilut, Julia Weckauf und Anne Jütten haben vor knapp zwei Jahren ihren Laden an der Harmoniestraße 20 eröffnet. Die vier Produktdesignerinnen hatten sich um die Teilnahme am Pop-Up Store & Gallery-Projekt "Schauzeit" beworben, das für vier Wochen die Rheydter Innenstadt belebte. Nach Ablauf des Leerstands-Projekts verlängerten sie, und nach mehreren anderen Interims-Standorten kehrten sie in ihr schönes Geschäft "Harmonie 20" zurück, wurden reguläre Mieter - und sind es bis heute. "Das ist genau die Erfolgsstory, die die Rheydter Innenstadt braucht", sagt Ulrich Schückhaus. Der Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung ist begeistert von dem Projekt "Provisorium", das das Quartiersmanagement Rheydt gestartet hat. "Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Leerstände in der Rheydter City ein Ende finden", sagt Schückhaus. Deshalb machen das Quartiersmanagement und die Wirtschaftsförderung gemeinsame Sache.

 Das Café Heinemann sorgt für Leben an der Hauptstraße.

Das Café Heinemann sorgt für Leben an der Hauptstraße.

Foto: Inge Schnettler

Rund um den neugestalteten Marktplatz und an dem vorderen Stück der Hauptstraße hat sich schon eine Menge getan. Aber die Fortführung der Straße vom Harmonieplatz bis zur Friedrich-Ebert-Straße ähnelt einer Geisterstadt. Leerstand, wohin man sieht, kaum Menschen unterwegs, Müllablagerungen - Trostlosigkeit. Das soll sich bald ändern. Basierend auf der Bachelorarbeit von Marius Müller, der das Konzept für das Projekt schuf, hat der Diplom-Designer Philipp M. König online die Plattform "Provisorium" entwickelt. Beide haben reichlich Erfahrungen mit Zwischenmietungen gemacht. Müller war als Mitglied des Vereins Waldhaus im Ladenlokal und im Margarethengarten in Eicken aktiv. König hat die beiden Kulturprojekte "Änderungen Aller Art" und "Mischpoke" mitinitiiert. Beide finden regelmäßig in Leerständen statt. "Uns ist klar, dass alle von Zwischennutzungen profitieren", sagen sie. "Wo Leerstände sind, verwahrlost die Umgebung ganz schnell."

Auch Ulrich Schückhaus kennt die Gefahren. "Ein belebtes und schön gestaltetes Ladenlokal lockt Kunden und weitere Händler, die sich in der Nachbarschaft einrichten und ihre Waren anbieten." Überdies ist die Zwischenmietung auch für die Vermieter profitabel. Sie verlangen für den Übergang eine deutlich reduzierte Miete, können dann die reguläre einnehmen, wenn es zur Dauervermietung kommt.

 Das Ladenlokal "Harmonie 20" - angemietet ursprünglich für vier Wochen - wird bis heute an der Harmoniestraße 20 betrieben.

Das Ladenlokal "Harmonie 20" - angemietet ursprünglich für vier Wochen - wird bis heute an der Harmoniestraße 20 betrieben.

Foto: Inge Schnettler

Die Website www.provisorium-ry.de bringt beide - Vermieter und Mieter - zusammen. Sie ist aufgebaut wie ein Immobilien-Portfolio, zeigt Ansichten des zur Verfügung stehenden Hauses, gibt Einblicke in die Innenräume, informiert über die Ausstattung und die Höhe der Miete. Derzeit werden sechs Objekte angeboten. "Und wir sind mit weiteren Vermietern im Gespräch", sagt Barbara Schwinges. Sie gehört zum Team des Quartiersmanagements und ist Ansprechpartnerin für interessierte Zwischennutzer und Leerstandseigentümer. Sie verrät: "Es wird in diesem Jahr wieder eine Schauzeit geben." Hoffentlich wieder mit Zwischenmietern, die zu Dauermietern werden.

(RP)
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