Mönchengladbach Eine neues Zuhause für verwaiste Kinder

Mönchengladbach · Derzeit ist die Initiatorin des Projekts "Shishu Mandir", Hella Mundhra, wieder in ihrer zweiten Heimat Indien und beobachtet das Wachsen des neuen Kinderheims. Wir konnten mit ihr telefonieren.

Shishu Mandir: Das bedeutet "Tempel für Kinder". Dies und nichts anderes wollte Hella Mundhra für die Kinder in Bangalore schaffen, als sie vor 30 Jahren nach Indien kam. Einen Tempel für die Kleinen, die im Rummel der Millionenstadt und in ärmlichsten Lebensverhältnissen unterzugehen drohen. Ein Ort, der den Mädchen und Jungen, die ihre Eltern verloren haben, neue Zukunftsmöglichkeiten eröffnet, ein Ort, an dem ihnen Liebe und Geborgenheit geschenkt wird. Heute hat Hella Mundra ihr Ziel nicht nur erreicht, sondern lebt auch für dieses.

Blickt sie auf die vergangenen 30 Jahre zurück, wird sie sich sicher daran erinnern, wie sie als junge Ärztin nach Bangalore kam, um in den Armenvierteln zu helfen. Das Leiden der Kinder in den Slums, die von Mangelernährung und Infektionen gequält leben müssen, brachte sie dazu, 1983 den Verein "Shishu Mandir" zu gründen. Mit einem Standbein in Bangalore und einem zweiten in Rheindahlen wurden fleißig Spenden gesammelt. Nur ein Jahr später konnte der Verein ein Kinderheim aufbauen. Doch das reichte nicht. Es folgte zunächst die Eröffnung einer eigenen Schule für die Kinder, und etwas später wurde auch noch ein Ausbildungszentrum ins Leben gerufen.

Da Bangalore rasant wächst und die Umgebung des im Stadtkern liegenden Kinderheims immer mehr bebaut wurde, heißt das neuste Vorhaben: Kinderheimneubau. "Dieses Projekt stand das ganze Jahr über im Mittelpunkt und wird uns auch im kommenden Jahr am meisten beschäftigen", teilt Hella Mundhra telefonisch aus Indien mit. Schon bald waren auf einem 3400 Quadratmeter großen Grundstück zwei grün-weiße Gebäude am Stadtrand in Arbeit. In einem werden die Jungen und im anderen die Mädchen mit ihren Betreuern leben. "Unser altes Kinderheim ist im Vergleich zum Neubau eine kleine Hütte", sagt Hella Mundhra. Regenwassernutzanlage und Solar, Schlafräume für jeweils vier, Waschräume für zehn Personen, große Fenster und vor allem viel mehr Spielfläche werden für die kleinen Schützlinge am neuen Standort geschaffen. "Unsere Kinder bekommen einen Kletterbaum, eine Schaukel und einen Sandkasten", sagt die Ärztin.

Etwas ganz Besonderes soll eine Art kleine Rennbahn — ein gepflasterter, achtförmiger Weg — für die Kinder werden. "Sie können sich darauf mir ihren Dreirädern und Fahrrädern bewegen", sagt sie glücklich. Nicht nur sie, auch die Kinder freuen sich über das neue, große Zuhause, das zu Beginn nächsten Jahres eingeweiht und dann eingerichtet werden soll.

Immer wieder wurden die Kinder zum Neubau gebracht, um ihnen zu zeigen, wo sie schon ganz bald leben werden. "Es ist wirklich wunderschön, wenn die Mädchen und Jungen Zimmer für Zimmer und die Außenbereiche erkunden", sagt Hella Mundhra. "Sie können sich jetzt schon gut vorstellen, im neuen Zuhause zu wohnen. Wir alle freuen uns wirklich sehr darauf."

(RP/rl)
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