Mönchengladbach Eine Hautschuppe am Tatort reicht aus

Mönchengladbach · Im Kampf gegen Einbrüche setzt die Polizei auf Schwerpunkterkennung. Sie verdoppelte die zivilen Fahndungstrupps und bietet Informationsveranstaltungen an. Auch Bürger passen immer mehr auf. Deshalb gibt es jetzt weniger Straftaten.

411 Einbrüche wurden bei der Polizei im ersten Halbjahr angezeigt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 498. Das bedeutet ein Minus von 16 Prozent. Damit gehört Mönchengladbach zu den ganz wenigen Städten in Nordrhein-Westfalen, die deutlich sinkende Fallzahlen bei Einbrüchen haben. Und nicht nur bei Einbrüchen gab es Rückgänge, auch bei Diebstählen aus Fahrzeugen und bei Fahrraddiebstählen. Kriminaloberrat Joachim Jansen führt das auf verschiedene Konzepte der Mönchengladbacher Polizei zurück: Seit Jahren gibt es in der Stadt Projekte für jugendliche und erwachsene Intensivtäter. Der Einsatztrupp Kriminalität wurde verstärkt, das heißt, es gibt mehr Zivilfahnder. Mehr Streifenwagen sind unterwegs. Dazu kommen Informationsveranstaltungen der Polizei zum Thema Einbruchsschutz. Alleine in diesem Jahr nahmen rund 1000 Bürger daran teil.

Die Folge: Weil mehr Häuser und Wohnungen besser gesichert sind, bleiben immer mehr Einbrüche im Versuchsstadium stecken. Die Täter suchen sich laut Jansen jetzt Objekte, die leichter zugänglich sind, wie Kellerverschläge, Gartenlauben und Baubuden.

Egal ob Keller oder Villa — "wir gehen jeden Tatort, an dem Spuren zu erwarten sind, gleich an", sagt Joachim Jansen. Da auch der dümmste Einbrecher heute weiß, dass man am Tatort keine Fingerabdrücke hinterlassen darf, wird nach DNA-Spuren gesucht.

"Heute reicht schon eine Hautschuppe aus, um einen Täter zu identifizieren", sagt der Kriminaloberrat. Allerdings sei die Suche nach DNA-Proben, die später in die Bundesdatei eingestellt werden, aufwendig. Im ersten Halbjahr konnte nur jeder zehnte Einbruch geklärt werden.

Das liegt auch daran, dass viele Täter überregional agieren. Kaum haben sie vier oder fünf Einbrüche begangen, sind sie auch schon wieder über die Grenze verschwunden. "Auch wir haben hier in der Stadt reisende Intensivtäter", sagt Jansen.

Erst am vergangenen Sonntag seien Ungarn und Albaner festgenommen worden. Ein Großteil halte sich in Duisburg oder Dortmund auf, sagt Erster Kriminalhauptkommissar Rolf Flocken. Von dort aus reisen sie herum, um in Häuser einzubrechen oder an Geldautomaten Menschen zu bedrängen und zu bestehlen — wie in der vergangenen Woche in Viersen geschehen.

Dass Verbrecher in Haft gingen und somit erst einmal keine Straftaten mehr begehen können, ist aber auch aufmerksamen Bürgern zu verdanken. Flocken nennt ein paar Beispiele: Am 4. August sehen Nachbarn in Eicken verdächtige Männer, die sich an einem Fenster zu schaffen machen. Die Polizei kann wenig später einen Serben aus Köln und einen Kroaten aus Belgien festnehmen. Am vergangenen Dienstag sieht ein Handwerker, der auf einem Gerüst an der Benediktiner Straße steht mehrere Verdächtige. Auch er alarmiert die Polizei. Zumindest ein Täter wird samt Diebesbeute erwischt. Der Mann, der einer aus Ungarn stammenden Gruppe mit Wohnsitz in Krefeld angehören soll, sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.

In der Nacht zum Sonntag hört eine Frau an der Bebericher Straße seltsame Geräusche. Auch hier stößt die alarmierte Polizei auf mutmaßliche Einbrecher. Ein Mann kann festgenommen werden. Im Tatfahrzeug finden die Beamten Ausweise von zwei weiteren mutmaßlichen Serieneinbrechern. Die Gruppe kam am 13. August über Kroatien in die EU, reiste am 16. August nach Deutschland, brach am 17. August in Mönchengladbach ein. Seit dem 19. August sitzt einer von ihnen in Untersuchungshaft.

Aber nicht alle Einbrecher kommen über die Grenze, der Großteil ist Deutsch, sagt Jansen. Beschaffungskriminalität komme häufig vor. So wie zum Beispiel bei dem bekannten Drogenkonsumenten, der innerhalb von sieben Tagen, zehn Autos aufbrach und Handtaschen daraus stahl. Alle Taten geschahen in Odenkirchen und Wickrath, alle in der Nähe von Friedhöfen oder Kindergärten. Zivilfahnder legten sich auf die Lauer und erwischten den Mann auf frischer Tat.

Besonders im Visier der Polizei sind jugendliche und erwachsene Intensivtäter. In Mönchengladbach gibt es für sie besondere Programme. 18 Jugendliche stehen auf der Liste des Programms für jugendliche Intensivtäter, acht auf dem für erwachsene Intensivtäter.

Laut Jansen sind die Straftaten, die von jugendlichen Intensivtätern begangenen werden, um 50 Prozent zurückgegangen. Bei den erwachsenen Straftätern geht die Polizei repressiv vor. Und das so lange, bis sie nicht mehr straffällig sind, was laut Jansen nicht so oft passiert, oder bis man ihnen so viele Straftaten nachweisen kann, dass sie in Haft gehen.

Insgesamt wurden 308 Haftbefehle seit Januar vollstreckt.

(RP)
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