Mönchengladbach Eine blonde Diva als Talentförderin

Mönchengladbach · Adrienne Haan kann mehr als singen. Bei der Benefiz-Gala "Sternstunden" lotste sie 220 Zuschauer zweieinhalb Stunden durchs Programm - als Entertainerin, Moderatorin und Geschichten-Erzählerin. Und ließ andere zur Geltung kommen.

 In verschiedenen Rollen professionell präsent - als Sängerin, Moderatorin und Entertainerin - war Adrienne Haan bei der Benefiz-Gala im Roten Krokodil. Hier begrüßt sie im Vamp-Kostüm mit der Conférencier-Nummer aus dem Musical "Cabaret" das Publikum in Wickrath.

In verschiedenen Rollen professionell präsent - als Sängerin, Moderatorin und Entertainerin - war Adrienne Haan bei der Benefiz-Gala im Roten Krokodil. Hier begrüßt sie im Vamp-Kostüm mit der Conférencier-Nummer aus dem Musical "Cabaret" das Publikum in Wickrath.

Foto: Detlef Ilgner

Dieser Konzertabend beschränkte sich nicht im Gastspiel einer namhaften Chanson- und Swing-Sängerin und ihrer vierköpfigen Band, die mindestens so oft in Locations am Broadway auftreten wie in Deutschland. "Gladbacher Künstler für Gladbacher Kinder" lautete vielmehr das Motto dieser "Sternstunden" im Roten Krokodil. Nach der Entertainer-Nummer aus "Cabaret", bei der die 36-jährige Adrienne Haan ihre dreisprachige Begrüßung mit Kurzzitaten der jeweiligen Nationalhymnen durchsetzte, ließ sie andere ran an die Mikros.

Der Vorteil für die 220 Besucher, die mit ihrem Eintritts-Obolus die Gladbacher Tafel mit ihren Kochkursen für Kinder sowie das Schultheaterfestival der Theatergemeinde Mönchengladbach im kommenden Jahr unterstützen: Langeweile konnte auch nicht ansatzweise aufkommen. Statt dessen mussten die Zuschauer immer wieder staunen, was die private Gladbacher Fachschule für Musik, "Music Today", an tüchtigem musikalischen Nachwuchs so alles aufzubieten hat: Den Reigen eröffnete die Band "wet floor", die in Melody Awuah eine mit Anfang Zwanzig schon erstaunlich reife, ausdrucksstarke Soulstimme vorweisen kann. Auch die beiden Saxofonistinnen konnten sich klanglich gut in Szene setzen bei "Heaven" von Emili Sandé.

Viola-Spieler Francis Norman ist mit 26 Jahren bereits star-mäßig im Musikgeschäft. Da muss Klaus Hoesen inzwischen bangen, wie lange der experimentierfreudige Bratschen- und Geigensolist noch im Lehrerteam von "Music Today" bleiben wird. Francis stand mit seiner mit Tonabnehmer versehenen Bratsche mutterseelenallein auf der Bühne, aber was er spielte, klang zeitweilig wie ein ganzes Kammerorchester. Der Trick: Der Musiker mit ghanaischen Wurzeln hatte seine Loop Station mitgebracht, die er per Fußpedal so aktivieren konnte, dass das Gerät just gespielte rhythmisch pointierte Figuren als Grundbass unausgesetzt wiederholte. Auf diesem Bordun konnte Norman seine famosen Spielideen eindrucksvoll ausbreiten. Dabei hörte das Publikum gern den Coldplay-Song "Viva la Vida" und "Auf uns" von Andreas Bourani heraus.

Als "Jungspund des Abends", wie ihn Adrienne Haan ankündigte, bewies Sean Levey mit "Dear Darling" und "Happy" von Pharrell Williams, dass er, trotz Stimmbruchs mit fast 15 Jahren, den Wechsel von der Knaben- zur Männerstimme gut meistert. Für satten Blechbläser-"Big-Bang" sorgte die 15-köpfige Bigband von "Music Today".

In der zweiten Programmhälfte sorgten Adrienne Haan und ihre Band mit einem Medley von Berlin über Paris bis New York für viel Glanz. Am Ende sangen Haan, Esther N'kongo und Sean Levey gemeinsam Michael Jacksons Vermächtnis, "Heal the World". In Wickrath ist die Welt an diesem Abend tatsächlich besser geworden.

(RP)
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